Hermann Knoflacher Livres






Das Auto ist eigentlich kein Fahr-, sondern eine Stehzeug. Entweder steht es auf einem Parkplatz oder im Stau. Und der Stau ist wiederum eine Folge der falschen Parkraumorganisation. Man spricht von Freiheit durch das Auto und übersieht dabei, daß man bereits in die „Autofalle“ getappt ist. Solange das Auto nicht zumindest genauso weit weg von allen Aktivitäten des Menschen ist wie die Haltestelle eines attraktiven, regelmäßig verkehrenden öffentlichen Verkehrsmittels, gibt es aus dieser Falle kein Entkommen. Nur durch eine andere Struktur, in der die Siedlungen nicht von Autos besetzt und kontrolliert werden, sondern erst wenn wieder Menschen das technische Verkehrssystem beherrschen, kann die Voraussetzung für die menschliche Weiterentwicklung geschaffen werden.
Am Anfang stand das Auto für freie Fahrt, für Mobilität und für Freiheit. Doch was ist aus diesen Träumen geworden? Heute hat das Auto massiv in unsere Lebenswelten eingegriffen, sowohl Natur und Gesellschaft als auch das Individuum sind vom Virus Auto befallen: Landschaften wurden zerstört, Städte für Autos angelegt, und sobald ein Mensch ins Auto steigt, verändert sich sein Wesen. Hermann Knoflacher ist Professor für Verkehrsplanung an der TU Wien und seit Jahrzehnten bekennender Autokritiker. Er liefert eine schonungslose und provozierende Abrechnung mit dem faszinierenden Wunder Auto.
Aus evolutionärer Sicht sind Städte ein Experiment, ob es der Spezies des Homo Sapiens gelingt, nachhaltig in hoher Dichte miteinander zu leben, ohne seine Lebensgrundlagen zu zerstören. Ein Experiment mit fraglichem Ausgang. Mit der Beschleunigung durch die Nutzung fossiler Energie für Maschinen entstand ein neuer, nicht mehr an den Menschen angepasster Rhythmus des Lebens, der das Denken und damit die Städte zunehmend veränderte. Nicht in der physischen, sondern der geistigen Mobilität liegt die Zukunft auch der Städte. Die Lösung der Probleme liegt daher im Kopf. Eine Anregung zum Nach- und Überdenken.
Virus Auto 4.0
Lebensraum für Mensch und Natur in Stadt und Land
Das Buch des österreichischen Verkehrsexperten Hermann Knoflacher analysiert und beschreibt die Fehlentwicklungen unserer vom »Virus Auto« befallenen Gesellschaft und zeigt eindrucksvoll auf, wie die autogerechte Planung zur Zerstörung sozialer, urbaner und ländlicher Strukturen geführt hat. Trotz der enormen Umweltschäden und hohen Unfallzahlen wachsen Jahr für Jahr die Autobahnlandschaften, steigen die Belastungen durch Abgase und Lärm, sodass sich die Frage stellt, warum der Mensch sein Verhalten nicht ändert. Hermann Knoflacher gibt praxiserprobte Antworten und zeigt Wege aus der Misere auf. Hermann Knoflacher, der sich seit mehr als 50 Jahren theoretisch und praktisch mit Stadt- und Verkehrsplanung beschäftigt, legt mit VIRUS AUTO 4.0 die aktualisierte Neuausgabe seines Buchs VIRUS AUTO von 2009 vor. »Seit das Automobil seinen Siegeszug als persönliches Beförderungsmittel angetreten hat, hat es unsere Welt verändert. Wir haben ihm unsere Städte, Dörfer, Felder anheimgegeben, und heute bedeutet Stadt- bzw. Landschaftsplanung meistenteils auch Verkehrsplanung. Doch diese hat fundamental versagt. Sie hat dem Auto einen Status als Eroberer eingeräumt, dem die Menschen sich zu unterwerfen haben. Wäre das Auto eine Seuche, würde dann nicht ihre alljährliche Opferzahl – nur schon an Verunfallten – eine Panik auslösen? Zusätzlich entstanden durch das Auto die wohlbekannten Schädigungen von Umwelt und Lebensräumen und die nicht zu unterschätzenden Zerstörungen von lokalen Strukturen und der sozialen Begegnungsstätten, als die die Straßen und Plätze einstmals dienten. Knoflachers Vorschläge für eine umweltschonende und menschenwürdige Verkehrspolitik haben gleichermaßen gesellschaftliche, ethische und verkehrspolitische Substanz.« Sacha Rufer (umweltnetz-schweiz)
Fetischisten des Autoverkehrs, seien es Ingenieure oder Beamte des Ministeriums, begründen den unentwegten Ausbau des Straßennetzes gern mit dem Hinweis, dass es erst zwei bis vier Prozent der Landesfläche Österreichs ausmache. Doch man stelle sich einmal vor, mit dem Körper eines Menschen würde so verfahren. Die Hautoberfläche eines Erwachsenen beträgt rund 20.000 Quadratzentimeter, vier Prozentsind 800. Würden Bahnen von nur einem Millimeter Breite in seinen Körper geschnitten, so würde er durch ein Netz von 80 Metern Länge stranguliert. Dieser „einschneidende“ Vergleich ist typisch für Hermann Knoflacher, Österreichs bekanntesten Autokritiker und Verkehrsplanungsexperten. Seine Analysen unseres täglichen Umwelt-Irrsinns sollen weh tun, sollen wortwörtlich unter die Haut gehen. Damit sie bei Bürgern und Entscheidungsträgern Empathie, mitfühlendes Denken für den ökologischen Kreislauf wecken. Was bei Knoflacher Umwelt heißt, geht allerdings weit über grüne Umweltpolitik hinaus. Ziel ist eine solidarische, menschen- und naturgerechte Ordnung, national, europaweit, global. „Plädoyer für das andere Leben“ versammelt die besten Knoflacher-Kolumnen, die in „Die ganze Woche“ erschienen sind.
Zurück zur Mobilität
- 111pages
- 4 heures de lecture
Schluss mit der Vorfahrt- Mehr Mobilität durch weniger Autos: Das Auto hat Vorfahrt in unserer Gesellschaft- dennoch droht allerorts der Verkehrsinfarkt. Denn die vorherrschende Meinung, dass der Ausbau der Straßennetze zu mehr Mobilität führt, ist falsch. Verkehrsexperte Hermann Knoflacher beweist, dass mit mehr und besser ausgebauten Straßen nicht die Mobilität, sondern nur die Länge der zurückgelegten Wege zunimmt und die Lebensqualität sinkt! Abkehr tut dringend not. Es braucht neue Denkmuster, die für den Rückzug des Autos aus den Lebensräumen sorgen und so zu weniger Lärm, Staub und Abgasen und kürzeren Wegen führen. Die Schaffung kleinräumiger, lokaler Strukturen belebt die Arbeits- und Sozialwelt und davon profitieren wir alle. Fangen wir an. Jetzt!
