Das Interesse an der Diskussion über sexuellen Missbrauch ist nach wie vor groß. In den letzten Jahren nimmt die Gruppe derjenigen Ratsuchenden deutlich zu, die sich nicht primär wegen ihrer gestörten Sexualität an Psychotherapeuten wenden, sondern wegen einer Irritation oder Traumatisierung durch die Sexualität anderer. Bei ihnen steht nicht immer eine traumatisierte Sexualität im Vordergrund, sondern häufig auch die Traumatisierung durch die Sexualität an sich. Dabei spielt die Verbindung von Verführung, Trauma und Missbrauch eine zentrale Rolle. Erfahrene Praktiker und Psychotherapeuten setzen sich facettenreich mit dieser Thematik auseinander und beleuchten in ihren Beiträgen die Bandbreite der Problematik. Sie weisen auf offene Fragen hin und zeigen Diskussionsansätze auf. Neben der Auseinandersetzung mit den Begriffen Trauma und Grenzüberschreitungen finden sich empirische Untersuchungen zu Missbrauch und Misshandlungen sowie das heikle Thema Missbrauch in der Therapie. Wer sich grundlegend über den Stand der Dinge in der Praxis 100 Jahre nach Freuds empirischer Studie 'Sexueller Mißbrauch', die er 1986 unter dem Titel 'Zur Ätiologie der Hysterie' veröffentlichte, informieren will, findet hier einen guten und weiterführenden Überblick.
Hertha Richter Appelt Livres




Transgender-Gesundheitsversorgung
Eine kommentierte Herausgabe der Standards of Care der World Professional Association for Transgender Health
Um die Gesundheit von transsexuellen, transgender und geschlechtsnichtkonformen Menschen zu verbessern, gibt die World Association for Transgender Health (WPATH) seit 1979 Versorgungsempfehlungen heraus. Die siebte Version der Standards of Care bietet sowohl psychotherapeutischen und ärztlichen Fachkräften aus den Bereichen Endokrinologie, Gynäkologie, Urologie und plastischer Chirurgie als auch interessierten Laien einen anwendungsorientierten Überblick. Von der ersten bis zur nun vorliegenden siebten Ausgabe hat sich ein grundlegender Wandel der Perspektiven vollzogen. Zunächst stand die Absicherung des Gesundheitspersonals im Vordergrund: Die Versorgungsempfehlungen sollten sicherstellen, dass nicht fälschlicherweise geschlechtsangleichende Maßnahmen wie gegengeschlechtliche Hormontherapie und chirurgische Interventionen indiziert werden. Heute liegt der Schwerpunkt auf der nachhaltigen Linderung des Leidensdrucks, der als Geschlechtsdysphorie bezeichnet wird und aus der Unvereinbarkeit der körperlichen Geschlechtsmerkmale mit dem Geschlechtserleben resultiert. Die Versorgungsempfehlungen werden durch einen ausführlichen Überblick der aktuellen Versorgungssituation in Deutschland ergänzt.
Geschlecht zwischen Spiel und Zwang
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In den Theorien zur psychosexuellen Entwicklung unterscheidet man bezüglich des Begriffs ›Geschlecht‹ mittlerweile auch im Deutschen zwischen ›Sex‹ und ›Gender‹ – Geschlecht im biologischen und im psychosozialen Sinn. Ob und wie sehr sich eine Person – abgesehen von ihren körperlichen Merkmalen – als Mann oder Frau erlebt, sich sexuell verhält oder fantasiert, fortpflanzt, bzw. zu Männern oder Frauen hingezogen fühlt, ist ein hochkomplexer Prozess. Dieser Band stellt einen interdisziplinären Zugang zu Fragen der Geschlechts- und sexuellen Identität dar. Thematisch reichen die hier vereinigten Texte von der Sichtweise der Genetik und Evolutionsbiologie über die Entwicklungspsychologie bis hin zur Soziologie. Nach einer Auseinandersetzung mit Geschlecht als Konstruktion stellen die Beiträger evolutionspsychologische, biologische und sexualwissenschaftliche Ansätze zur Betrachtung von Geschlecht und sexueller Identität vor. Auch bislang wenig behandelte Themen wie Transsexualität und Intersexualität finden dabei Beachtung. Ein weiterer Teil des Bandes betrachtet homo- und heterosexuelle Beziehungsgestaltungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.