Als Lisa ihn sah, wusste sie es. Das war der Mann, den sie töten wollte. Das Warten hatte sich gelohnt. Wagner hatte um ihr Kommen gebettelt. Er wollte nicht allein sein, wenn er das Grab des Serienkillers besuchte. Wahrscheinlich war der alte Mann jetzt darauf aus, dass Lisa ihm alles erzählte über die Befreiung der Seestadt von ihrem Serienmörder, angefangen von den ersten Schneeflocken auf dem Gesicht des toten Killers bis zu seiner Iris, weit geöffnet, himmelblau, alles begreifend. An sie konnte sich Lisa besser erinnern als an die eigenen Schreie. Daran musste sie denken, während sie durch die Gärten des Belvedere zurück zu ihrer kleinen Wohnung schlenderte, unweit der Endstelle der Buslinie 13A. Lisa hatte damals die Seestadt verlassen und war ins Sonnwendviertel gezogen. Auch wenn der Friedhofsbesuch erfolgreich gewesen war, wie konnte sie jetzt noch mit Kellermann reden, wenn er nur mehr Asche war? Dabei hatte sie so viele Fragen: Wie lange dauerte die Euphorie nach dem Mord, und sah man es einem an? Sandra würde vielleicht nur denken, Lisa sei verliebt. Die schöne Anwältin Sandra. Dieses Raubtier hatte es zu etwas gebracht. Warum nicht auch Lisa?
Fritz Lehner Livres






R
Roman
Heimlich verlässt Antonio Lazaro seine Geliebte, um im nördlichen Eismeer "zu seinem Ende zu kommen". Als das Expeditionsschiff nach kurzer Fahrt im Packeis festfriert, macht er als einziger an Bord den Eindruck, "zufrieden zu sein". Der Kommandant für die Landreisen, Julius Payer, sieht den jungen Matrosen an und beide wissen im selben Augenblick, "dass sie Feinde sein werden". Aber während sich Payer in der Hölle der Polarnacht nur immer tiefer in den Wahn des Welteneroberers verstrickt, sieht es so aus, als führe Lazaros Weg in höchst unvermuteter Wendung zur Liebe zurück.
Jedes Verbrechen beginnt mit einer Fantasie. Und davon hat Dr. Kittel-Kellermann mehr als genug. Stand nicht Fantasie am Anfang seiner Beziehung zu Brigitte, die dann so tödlich endete. Damals in der Rosengartenschlucht in den Tiroler Bergen. Dr. Kittel-Kellermann kann sich diesen Augenblick nicht oft genug in Erinnerung rufen. Diesen Augenblick im wahrsten Sinn des Wortes. Ihren Augenblick. Brigittes Angst und Begreifen, ihre geweitete Iris. Ein grüner Sternenkranz, der immer schöner wurde. Kellermann hatte in seinem Leben nie etwas Aufregenderes gesehen. Diesen Tod musste er auskosten. Derartiges würde ihm nie wieder passieren. Oder doch? Als Kittel-Kellermann in die Seestadt zieht, in diesen brandneuen, eben erst hochgezogenen Stadtteil voller frischer Hoffnungen und Wünsche, um sich eine Existenz als Aura-Chirurg zu schaffen, so neu und unverbraucht wie die Seestadt selbst, da fängt plötzlich das Morden wieder an.
Eine der eigenwilligsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen österreichischen Films, Träger des Prix Italia (2x), des Adolf-Grimme-Preises in Gold (2x), des Großen Diagonale-Preises, etc. etc., der Regisseur und Autor Fritz Lehner, kehrt nach über zehn Jahren filmischer Abstinenz in sein Metier zurück, indem er seiner Doppelbegabung als Filmemacher und Autor Rechnung trägt: In Text und korrespondierenden Filmclips erzählt er auf www.seifertverlag.at/margolin jeden Donnerstag die Geschichte eines Richters, der durch ein Fehlurteil gezwungen wird, seine Laufbahn zu beenden, und nun die Rache des zu Unrecht Verurteilten fürchten muss. Von Woche zu Woche werden wir Zeugen, wie der Richter in neue Fallstricke gerät und wie die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung durchlässig werden, bis wir selbst an der Unterscheidung von Innen- und Außenwelt, echten und vermeintlichen Tatsachen zu zweifeln beginnen.
1. Januar 1945. Die Zeit kann nicht einmal die Gestapo aufhalten. Die Luftterroristen machen sich über uns breit, uns ausradieren, das würden sie ja am liebsten, gemütlich aus den Bombern, lauter Helden ... Wolf Manhardt hat es schon vor Wochen vermerkt und hinzugefügt: Alles hat immer seinen Anfang, nur man hat ihn nicht bemerkt. Aber alles hat auch eine Mitte und ein Ende. Wo sind wir jetzt? Im Metropol"jedenfalls gehen die Verhöre weiter: Gestapo gegen Kommunisten und Kinovorführer, gegen harmlose Denunzierte, Priester und Zeugen Jehovas. Gegen alle Welt. Referent Manhardt gegen die Gefangene Lilly Winter, die er auch nach 134 Tagen und Nächten partout keinem anderen überlassen will. Wenn ich sie abtrete, ist sie verloren, schreibt er ins Tagebuch. Lilly, hast du eine Ahnung, was dir bevorsteht, weißt du, was ich mit dir machen muss?
In diesem Psychothriller von Fritz Lehner geht es um Dr. Nick Prevost, einen Angsttherapeuten, der einer Patientin mit Eisoptrophobie hilft. Er spielt mit den Ängsten der Menschen und schafft eine beklemmende Atmosphäre, die das Böse und Amoralische eindrucksvoll beschwört.
Der für seine präzisen Milieu- und Seelenstudien bekannte Leo-Perutz-Preisträger Fritz Lehner bettet seinen neuen Psychothriller in ein beklemmendes zeitgenössisches Umfeld. Im Mittelpunkt steht der erfolglose Schauspieler Ronny Rock, Verehrer von Hollywood-Größe Clint Eastwood und Wolodymyr Selenskyj, der Kollege auf der ganz großen Bühne. Und noch ein anderer Akteur von Weltruf hat es ihm angetan: der Anarchist Luigi Lucheni, der einst Kaiserin Elisabeth von Österreich auf der Genfer Uferpromenade mit einer Feile tötete. „Luigi Lucheni ist mir seit Jahren der Wichtigste“, notiert Ronny Rock in sein Tagebuch. „Ich verstehe ihn. Aber ich bin keine Wiedergeburt von Lucheni, sondern eine eigene Schöpfung mit neuen Feinden. Er hätte auf jeden Fall den Zaren Putin umgebracht oder einen aus seinen Reihen. Möge auch mir alles so klaglos gelingen wie Luigi die Auslöschung von Sisi. Ein Mord wie im Bilderbuch. Fast lautlos, nur mit einem kleinen Aufschrei des Killers, die Kaiserin selbst hat kaum etwas gespürt, nicht gelitten, in wenigen Minuten war das ganze Schauspiel vorüber. Aber ich habe eine noch viel schwierigere Aufgabe vor mir ...“ Damit beginnt das Drama. Fritz Lehner, den die Jury des Perutz-Preises als „eine absolute Ausnahmefigur unter den Gegenwartsautoren“ ausmacht, beweist mit diesem Werk ein weiteres Mal seine überragende Virtuosität.
Von seinem Büro im riesigen Bankenturm taucht Mike Hauser immer wieder ein in das bunte Treiben am Wiener Donaukanal: Graffiti-Künstler, Partymacher, Liebespaare. Die Gegenwelt zum Bankenturm. Die Freiheit, die er immer haben wollte. Und manchmal sogar Exerzierfeld für Mörder.

