In unseren Gesellschaften werden Menschen oft im Kontext von Gruppenkonstruktionen wahrgenommen und unterschieden. Dabei geht es um Fremd- und Selbstzuschreibungen, die auf die Bedeutung von Geschlecht, sexueller Orientierung (also entlang von Homosexualität bzw. Heteronormativität), Familiensprache, Religion, Herkunft, Migrationshintergrund, Hautfarbe, sozialer Klasse, sozialer Schicht, Alter und Generation und/oder geistiger und körperlicher Beeinträchtigung verweisen. Um hier Menschen z. B. in schwierigen Lebenslagen, prekären Verhältnissen und kritischen Situationen gerecht zu werden und zugleich das Ziel eines Mehr an sozialer Gerechtigkeit nicht aus dem Auge zu verlieren, haben sich auch in der Sozialen Arbeit (= Sozialpädagogik und Sozialarbeit) diversitätsbewusste Ansätze entwickelt. Das Buch bezieht sich auf ein fachliches Diskursfeld, welches sich in den letzten zehn Jahren um Stichworte wie soziale Heterogenität, Differenz, Managing Diversity, Diversity Education und Inklusion herausgebildet hat. Es ist als eine Einführung auf hohem Niveau konzipiert, welches in der Aus- und Weiterbildung von Professionellen Sozialer Arbeit benutzt werden kann. Es verfolgt aber zugleich den Anspruch, theoriebezogen und praxisnah aktuelle Entwicklungen zu diskutieren und Lösungsvorschläge für komplexe Gegenstände und komplizierte Fragen vorzulegen.
Rudolf Leiprecht Livres






Wer in pädagogischen Arbeitsfeldern einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität des Zusammenlebens in der Einwanderungsgesellschaft leisten möchte, muss sich mit den Behinderungen und Gefährdungen im Zusammenleben auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit Rassismen und Nationalismen ist dabei unerlässlich. Die vorliegende Forschungsarbeit zu Alltagsrassismus bei Jugendlichen in Deutschland und den Niederlanden zeigt ihren besonderen Nutzen. Obwohl quantitative Daten über die Verbreitung rassistischer und nationalistischer Begründungen wichtig sind, sind sie allein bei praktischen Veränderungsversuchen oft unzureichend. Daher werden verschiedene Methoden der Datenerhebung und -auswertung (Fragebogen, Gruppendiskussionen, Einzelinterviews) kombiniert. Es wird deutlich, dass Gruppendiskussionen und Interviews dazu beitragen, Argumentationsweisen und Begründungsmuster von Jugendlichen praxisnah zu erfassen. Dabei können die Effekte nachgezeichnet, subjektive Funktionalitäten rekonstruiert und Verbindungen zu gesellschaftlichen Diskursen und Strukturen aufgezeigt werden. Solche Informationen sind unverzichtbar für eine praxisorientierte Arbeit, die auf Veränderung abzielt und Anhaltspunkte benötigt, um reflexive Suchbewegungen durchzuführen und eine untersuchende Haltung zu fördern.
Der vorliegende Band berichtet über unser Forschungsprojekt zu Männlichkeit, Diskriminierung und Diversitätsbewusstsein. Befragt haben wir männliche Jugendliche bzw. junge Männer in der Migrationsgesellschaft; sowohl mit als auch ohne sog. ‚Migrationshintergrund‘. Das Projekt wurde in der Tradition quantitativer Sozialforschung durchgeführt, wobei wir versucht haben, sowohl methodisch als auch in der Ergebnispräsentation etwas andere Wege zu gehen. Auch unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Befragten mit einem sog. ‚Migrationshintergrund‘ in Bezug auf Diskriminierungserfahrungen im Durchschnitt einen deutlich anderen Möglichkeitsraum haben als männliche Jugendliche/junge Männer ohne ‚Migrationshintergrund‘: Bei fast der Hälfte der Befragten mit ‚Migrationshintergrund‘ wird deutlich, dass sie im Alltag diskriminierende Situationen erleben, Erfahrungen, die die Befragten ohne ‚Migrationshintergrund‘ nur in Ausnahmefällen machen. Beim Vergleich unserer Daten zu männlichen Befragten mit ‚Migrationshintergrund‘ mit uns zur Verfügung gestellten Daten zu weiblichen Jugendlichen/jungen Frauen mit ‚Migrationshintergrund‘ zeigt sich, dass männliche Jugendliche/junge Männer in einem größeren Umfang als weibliche Jugendliche/junge Frauen deutlich machen, diskriminierende Situationen erlebt zu haben. Zudem zeigt sich bei den männlichen Befragten, dass die Verhältnisse in Bezug auf Männlichkeitskonstruktionen komplexer und uneinheitlicher sind, als dies gemeinhin angenommen wird. Insgesamt fordern unsere Ergebnisse dazu heraus, genauer und differenzierter hinzuschauen, und sie liefern eine Vielfalt an Material, um unzulässigen Verallgemeinerungen entgegenzutreten.
Im vorliegenden Band wird danach gefragt, was im Kontext von Individual- und Gesellschaftswissenschaften eine 'gute' Theorie ist und weshalb und in welcher Weise sie einen solchen Namen verdienen könnte, welche Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichen Theorien und Alltagstheorien festzustellen sind, welche Bedeutung subjektorientierte Ansätze zur Verbesserung von Theorien und Praxisformen haben können und wie sich dies alles im Kontext von internationalen und migrationsbezogenen - interkulturellen und rassismuskritischen - Ansätzen darstellt.
Bildungspolitik und Schule haben die eingewanderten Gruppen und deren Kinder vernachlässigt, was sie vor die Herausforderung stellt, sozialen Benachteiligungen entgegenzuwirken und die Unterstützungsfunktion des Bildungssystems für alle Schüler ernst zu nehmen. Angesichts der zunehmenden grenzüberschreitenden Mobilität, Multilingualität und Vielfalt in europäischen Gesellschaften müssen Schulen auf diese Lebensbedingungen vorbereiten. Das Buch adressiert die Herausforderungen der Schule in einer Einwanderungsgesellschaft und bietet in 24 Beiträgen von namhaften Autorinnen und Autoren wichtige Themenbereiche an. Dazu gehören die Unterstützung von Mehrsprachigkeit, die Förderung interkulturellen Lernens in der Primar- und Sekundarstufe, die Prävention gegen Rassismus, die Thematisierung von Rassismuserfahrungen sowie die kritische Auseinandersetzung mit institutioneller Diskriminierung. Es wird der Zusammenhang zwischen europäischer Integration und dem Umgang mit sozialer Heterogenität dargelegt und Migration als Herausforderung für die Bildungspolitik vorgestellt. Zudem werden Verbindungen und Überschneidungen interkultureller Pädagogik mit Geschlechterverhältnissen, Sonderpädagogik, Erinnerungspädagogik, Austauschpädagogik und Fremdsprachendidaktik diskutiert.
DISS - Backlist Das Projekt „Internationales Lernen“, dessen Ergebnisse in diesem Band präsentiert werden, hat kroatische, lettische, deutsche, niederländische und griechische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem produktiven Arbeitszusammenhang zusammengeführt. Auf diese Weise entstand auch ganz praktisch ein internationales Lernen: eine Auseinandersetzung mit internationalen Entwicklungen und den Problemen, die sich daraus ergeben. „Ein Buch, das gut ist, nicht nur für die im sozialpädagogischen Bereich Beschäftigten, sondern auch für die antirassistisch Bewegten.“ (Die Brücke)
Rassismus und Jugendarbeit
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