Herausgegeben und mit Nachworten von Michael Andermatt, Übersetzung von Dorothea Schlegel, Vorwort von Friedrich Schlegel. 400 Seiten.
Michael Andermatt Livres




Achim von Arnim fand im 19. Jahrhundert nur wenige Leserinnen und Leser, und von diesen reagierte die Mehrzahl mit Unverständnis und Skepsis. Im Gegensatz zu Autoren wie Kleist und Hölderlin, denen ein ähnliches Schicksal widerfuhr, ist Arnim auch unserem Jahrhundert weitgehend fremd geblieben. Die mangelnde Publikumsresonanz hat ihre Ursache in einer als «Überfülle» charakterisierten Stoff- und Motivgestaltung. Arnims Texte konstituieren sich als summierende Abfolge unvermittelt wechselnder Motive und Episoden, deren knappe Erzählform mehr andeutet als ausführt. Die Arbeit ermittelt für Arnims erzählerischen Diskurs ein auf Polarität und Analogie beruhendes Formationssystem und bespricht dessen Aussagemöglichkeiten und Grenzen. Im Rahmen der drei Motivbereiche «Verkümmertes Leben», «Glück» und «Apotheose» weist sie intertextuell eine umfassende Motivhierarchie nach und situiert deren diskursive Formation im Analogiedenken der Goethezeit.
Haus, Zimmer, Treppenhaus, Stockwerke und Mobiliar sind selbstverständliche Bestandteile der menschlichen Wirklichkeit. Im Erzähltext sind sie das auch, aber anders, nämlich nur als Sprache innerhalb eines bestimmten Textes. Das hat Konsequenzen. Der erzählte Raum ist nicht einfach da, sondern er entsteht und verändert sich mit dem Erzählprozess. Die Arbeit untersucht diesen Vorgang der Raumgenese an drei Texten (Marlitt, Fontane, Kafka), die jeweils repräsentativ für eine bestimmte Art der erzählerischen Raumgestaltung sind. Sie entwickelt dabei auf der Basis der strukturalistischen Methode grundsätzliche Kategorien zur Analyse des erzählten Raums.