Schon manches ist über die Abwicklung der Wirtschaft der DDR geschrieben worden. Dass dabei das Meiste zwar mit rechtsstaatlichen, aber keineswegs rechten Dingen zuging, räumten später sogar Politiker ein. Stets mit dem entschuldigenden Zusatz: Es gab keine Alternative! Doch, es hätte sie gegeben. Man wollte sie nur nicht. Klaus Huhn hat einige der schlimmsten Kriminalfälle und den Umgang der Obrigkeit mit diesen untersucht. Seine kurzweiligen Darstellungen öffnen nicht nur den Blick auf die hierzulande obwaltende Politik. Seine Berichte desillusionieren und ernüchtern.
Klaus Huhn Livres
- Klaus Ullrich






Man spricht heute von der DDR oft als von einer Mangelwirtschaft. Und in der Tat: Es mangelte ihr beispielsweise, je älter sie wurde, zunehmend an Kapitalverbrechen und denen, die sie begingen. Drogen und Prostitution waren unbekannt, demzufolge auch die Verbrechen in ihrem Umfeld. Das änderte sich nach 1990 schlagartig - die Statistiken beweisen es. Finanzjongleure veruntreuten Millionen an Volksvermögen, die Mordrate stieg, Menschen wurden - durch Verleumdung, wirtschaftliche Zwänge oder physische Gewalt, zum Beispiel von neuen Nazis - um ihre Existenz gebracht. Klaus Huhn schildert einige der gravierendsten Fälle, die man getrost alle als Vereinigungskriminalität bezeichnen kann. Denn die Liquidierung der DDR war die zwingende Voraussetzung dafür, dass das Verbrechen den Osten zurückerobern konnte. Woher immer die Täter kommen, die gesellschaftlichen Bedingungen sind ihnen günstig.
Eine Flachzange ist ein Werkzeug. Der Volksmund bezeichnet damit aber auch einen Menschen, der im Oberstübchen nicht sonderlich gut möbliert ist, sich seiner Einfalt jedoch nicht bewusst ist und auftritt, als sei er sehr bedeutend. Diese Differenz von Anspruch und Wirklichkeit mag hingehen, wenn diese Menschen kein Amt und keine Funktion haben. Wenn sie jedoch, wie nach 1990 massenhaft geschehen, in den Osten drängten und dort allein aufgrund ihrer Herkunft Immobilien, Unternehmen, Leitungs- und politische Funktionen an den Hals geworfen bekamen (oder mit krimineller Energie sich dieser bemächtigten), dann war das ein gesellschaftlicher Vorgang und keine lässliche Sünde. Klaus Huhn behandelt einige gravierende Fälle. Und zeigt, dass diese Flachzangen objektiv doch Werkzeuge nämlich Instrumente einer bestimmten Gesellschaft.



