Takt- und Fingerspitzengefühl Gross hat reduziert und hat im Verlauf dieser Konzentration ein malerisches Instrumentarium entwickelt, das für sich und in sich Bilder erzeugt. Sein Pinsel gibt nun den Takt an, und das Gefühl in den Fingerspitzen bestimmt die jeweilige Tonlage. Warum und wieso das so ist und welche Zusammenhänge es da gab, begriff ich, als ich ihn im Frühsommer 1996 in New York besuchte. Gross zeigte voller Stolz sein jüngst erworbenes Violoncello. Und er begann das Instrument, das beeindruckend auf einem Stachel ruhte, zu spielen. Die horizontalen und vertikalen Linienführungen von Saiten und Bogen waren vordergründig sichtbare Elemente, die Töne aber lagen darunter. Takt-(Rhythmus) und Fingerspitzengefühl erzeugten so Klangbilder, die in ihrer Farbigkeit, Vibration und Modulation all das besaßen, das ich nun in seinen Bildern entdeckte. (Michael Euler-Schmidt)
Michael Euler Schmidt Livres






Ein gelebter und gepflegter Brauch hängt stark vom Gemeinschaftssinn ab. In Köln spricht man oft vom „ganze Schmölzche“ oder der „Famillich“. Christliche und profane Bräuche strukturieren das Jahr, wobei die Grenzen zwischen Glaubens- und Brauchtumsfeiern oft verschwommen sind. Das Besondere an den Kölnern ist der Mentalitätsfaktor, geprägt von rheinischer Lebensfreude und Toleranz. Diese Toleranz zeigt sich in der Selbstironie, die zwischen „Büdchen bis Größenwahn“ und „Et hät noch immer god gegange“ angesiedelt ist. Kölner erkennen, dass sie in ihrem Überschwang oft über das Ziel hinausschießen und deshalb Brauchgrenzen aufgezeigt bekommen müssen. Kölner Redewendungen verdeutlichen dies: „Beim ersten Mal haben wir es ausprobiert, beim zweiten Mal ist es Tradition und beim dritten Mal Brauchtum!“ Dieser „kölsche Freifahrtschein“ erlaubt eine unbeschwerte Auseinandersetzung mit Bräuchen. Gleichzeitig ist dieser lockere Umgang der Garant dafür, dass die Bräuche in Köln – fast spielerisch – im Integrationsprozess weitergelebt werden. Der Autor Michael Euler-Schmidt erinnert an diese Bräuche und fordert dazu auf, sie mit multikultureller, kölscher Mentalität zu pflegen und zu feiern. Der „Kölnische Planet“ wird so zu einem beispielhaften Ort für Vielfalt, Eigenart und Widersprüche.
Die Prinzen-Garde Köln von 1906 e. V. kann auf eine bald hundertjährige Geschichte zurückblicken. Die beiden Autoren, Michael Euler-Schmidt und Marcus Leifeld, untersuchen in elf Kapiteln die Ursprünge und die Gründung des Vereins um die Jahrhundertwende und seinen rasanten Aufstieg im Kölner Karneval. Da die Präsidenten der Prinzen-Garde nicht erst in jüngster Zeit dem Vereinsleben einen ganz eigenen Stempel aufgedrückt haben, widmen die Autoren jeder Amtszeit ein eigenes Kapitel und stellen die langfristigen Entwicklungen und Kontinuitäten des Vereins anschaulich dar - dies alles vor dem Hintergrund der Kölner Stadtgeschichte. So wird dem interessierten Leser nicht nur das Innenleben des Vereins präsentiert, sondern die Prinzen-Garde als bedeutendes Element im Kölner Karneval und als Teil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Köln über 100 Jahre fassbar.
Grüsse aus Cöln
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