Hermann Langer Livres






„Wir singen und marschieren im gleichen Schritt und Tritt“, sangen die Zöglinge der Adolf-Hitler-Schule Heiligendamm. Hermann Langer zeichnet Entstehung, Funktion, den Organisationsaufbau und den Dienstalltag der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel in Mecklenburg nach. Dabei werden regionale Besonderheiten, wie der Landdienst der HJ und die Erziehungsmethoden (Adolf-Hitler-Schule, Lehrerbildungsanstalt, Kinderlandverschickung) dargestellt. Die Aktualität des Buches wird in der Auseinandersetzung mit neuen Legenden über die NS-Jugendorganisation deutlich. Das Buch ist ein Beitrag zum Verständnis regionaler Zeitgeschichte, macht historische Entwicklungen transparent und wirkt durch seine lebhafte und gleichermaßen akribische Darstellung. Insbesondere für Lehrer und Dozenten in der politischen Bildung eine wichtige Lektüre.
Der Autor legt mit diesem Band erstmals eine Geschichte der Schule Mecklenburgs und Vorpommerns in der NS-Zeit vor. Er weist nach, wie das NS-Regime die Lehrerschaft «gleichschaltete», den Unterricht politisierte, die Schule der «Neuordnung» unterwarf und sie auf Kriegskurs brachte. Hervorzuheben ist, daß er neben offiziellen Erlassen, Richtlinien und anderen Dokumenten vor allem auch Schuljahresberichte, -chroniken, -protokolle, Erinnerungen von Zeitzeugen und Schülerarbeiten mit einbezieht. Sie ermöglichen Einblicke in den Schulalltag jener Jahre. Die Arbeit trägt dazu bei, einen Teilabschnitt verdrängter Geschichte freizulegen. Sie bietet viele Materialien für die Friedenserziehung an den Bildungseinrichtungen an.
Wann gab es früher schulfrei ? Natürlich zu Kaisers Geburtstag. In der Chronik des Großherzoglichen Gymnasiums wurde "schulfrei" vor allem in Kriegszeiten vermerkt: zuerst für den pathetisch-patriotischen Abschied der Notabiturienten an die Front, dann für Siegesfeiern. Bald änderten sich die Anlässe: " Kohleferien, Sammelaktionen, Epidemien ließen den Unterricht ruhen. Schließlich brach die Schule ganz zusammen und mit ihr das System chauvinistischer Erziehung. Wie konnte es geschehen, daß in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts in Deutschland die Bereitschaft und der Idealismus der Jugend für zwei imperialistische Eroberungskriege mißbraucht wurde ? Der Autor zeigt authentisch, wie unter Pickelhaube und Stahlhelm die Schule militarisiert wurde und die junge Genearation auf den Opfertod von Langemarck und Stalingrad vorbereitete.
Vom deutschen Boden gingen vor 90 und 65 Jahren zwei Weltkriege aus. Millionen von Menschen wurden dafür manipuliert und mobilisiert. Der Autor weist erstmals nach, welchen Anteil daran auch die Schulen Vorpommerns von 1900 bis 1945 hatten. Er bereitet seltene Dokumente auf (z. B. Volksschulchroniken, Jahresberichte höherer Schulen, Schülerarbeiten u. a. m.), die vor allem den bisher kaum untersuchten Einfluss der Militärs auf die geistige Kriegsführung in der Region deutlich machen.
