Eine Schulreform jagt die nächste. Wo aber bleibt bei all diesen Reformen die Pädagogik? Andreas Gruschka untersucht die nach dem PISA-Gewitter angestoßenen Schulreformen im Licht des pädagogischen Anspruchs: Er diagnostiziert eine zunehmend inhaltsleere Kompetenzorientierung sowie eine zum puren Selbstzweck werdende Didaktisierung. Dagegen stellt er einen Vorschlag, wie erziehender Unterricht seiner pädagogischen Verantwortung wieder gerecht werden kann – in Form eines »Stufengangs des Verstehens« nämlich: Denn Verstehen ist nicht reine Datenreproduktion, sondern Ergebnis von eigenem problembewussten Nachdenken, angefacht durch Neugier. Diese zweite Auflage des erfolgreichen Buches wurde vollständig überarbeitet und um neue Teile ergänzt.
Andreas Gruschka Livres






So viel Reform von Schule war nie – mittlerweile macht sich Erschöpfung breit, denn der technokratische Reformdiskurs erweist sich zunehmend als unfähig, die pädagogische Substanz der Probleme auch nur zu erfassen. Andreas Gruschka entwickelt deshalb einen Neuansatz: Ein erster Teil untersucht die gegenwärtige Reform der Schule im Licht des eigentlichen pädagogischen Anspruchs. Daran schließt sich ein Teil mit Einzeluntersuchungen zur misslingenden Reform der Schule an. Im abschließenden dritten Teil entwickelt Gruschka einen Vorschlag, wie es erziehender Unterricht ermöglichen könnte, die pädagogische Verantwortung und Aufgabe endlich wiederzugewinnen.
Die emphatische Vorstellung, dass ein Pädagoge in erster Linie ein Lehrender ist, der eine Lehre vertritt (ein Habitus des Denkens und Urteilens u.ä.) und selbst gelehrt sein sollte, damit er das Lehren überhaupt vollziehen kann, hat sich heutzutage verflüchtigt. Der Lehr-Lern-Forschung geht es in erster Linie um ein Wissen, wie beliebige Inhalte Schülern zu vermitteln sind. Die Inhalte dienen letztlich nur der Illustration. Kernanliegen dieses Buches ist dagegen eine bildungstheoretische und bildungspraktische Rehabilitation des Lehrens und der Lehre. Das wird veranschaulicht an verschiedenen Modellen unterschiedlicher Lehrpraxen (aus verschiedenen Epochen).
Die Sammlung umfasst Artikel, die seit 1987 veröffentlicht wurden und bietet einen tiefen Einblick in verschiedene Themen und Entwicklungen. Die Texte zeichnen sich durch ihre fundierte Analyse und kritische Perspektive aus, wodurch sie sowohl für Fachleute als auch für interessierte Laien von Bedeutung sind. Der Band reflektiert bedeutende gesellschaftliche, politische und kulturelle Strömungen und lädt die Leser dazu ein, sich mit den behandelten Inhalten auseinanderzusetzen.
Bürgerliche Kälte und Pädagogik
Zur Ontogenese des moralischen Urteils
Seit Ende der 1980er Jahre wurde von einer Gruppe von Erziehungswissenschaftler*innen der "bürgerlichen Kälte" (Horkheimer/Adorno) nachgegangen; dabei wurde diese Theoriefigur der Kritischen Theorie erschlossen und ihre Aktualität durch zahlreiche Fallstudien zu typischen Situationen der pädagogischen Praxis aufgewiesen. Außerdem wurde eine ausgreifende Untersuchung zur Ontogenese der Kälte realisiert, die das Thema dieses Bandes ist. Sein Ziel ist es, einen Überblick über die dabei erzielten Befunde zu geben und eine Zwischenbilanz der bisherigen Forschungen dazu zu leisten, wie Heranwachsende trotz und durch Pädagogik lernen, kalt zu werden, wie Pädagogik also an der Reproduktion bürgerlicher Kälte beteiligt ist
Die bereits zehn Jahre andauernde Reform des Bildungswesens in Deutschland erfährt immer wieder vehemente Kritik. Die Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW), deren Vorsitzender Andreas Gruschka ist, will nun die reine Negation der Reform hinter sich lassen und legt einen Gegenentwurf vor. Dieser geht von den Missgestalten der Reform aus und zielt auf die Besinnung auf die grundständigen Aufgaben der Bildung und Erziehung
Bildungserlebnisse
Eine systematische Selbstvergewisserung
Wie kann Bildung außerhalb von Bildungsinstitutionen gedacht werden? Nicht nur das Wissen eines Menschen, sondern auch kognitive und affektive Eigenschaften sowie moralisches und ästhetisches Empfinden sind das Resultat von Bildungsprozessen. Entsprechend befasst sich der Autor systematisch mit den Erfahrungsfeldern und Erlebnissen, welche die Bildung einer Person bestimmen können. In dieser Betrachtungsweise werden bisher vernachlässigte Bildungsbereiche, wie Technik, Ökonomie und Recht mit einbezogen und diskutiert
Didaktik hat Konjunktur. Sie wurde zur Schlüsseldisziplin unserer Epoche. Je komplexer die Welt wird, desto mehr kommt es darauf an, Zugänge zu ihr zu sichern, in denen ihre Komplexität reduziert wird. Didaktik soll den Nachwuchs mit dem ausstatten, was er für die ungewisse Zukunft benötigt. Auf die bedrohliche Parole des lebenslangen Lernens antwortet die Didaktik mit dem Versprechen, das Lernen leicht, angenehm und gründlich zu organisieren. Längst wird das Geschäft der Vermittlung nicht mehr nur von Lehrern betrieben, Didaktik begegnet uns in der Werbung, in den Medien, im Recht, in der Kultur usf. Überall wird uns etwas beigebracht. Ursprünglich sollte Didaktik den kritischen Weg der autonomen Erkenntnis ebnen (Sokrates), sollte sie die Ordnung der Welt möglich machen (Comenius). Heute scheint die Didaktik immer weniger auf solche Erkenntnis und den Eingriff in die Welt zu zielen. Sie errichtet eine Welt eigener Art und preist sich doch als Sesam-öffne-dich für die reale an. Avancierte Didaktik flieht geradezu vor der Aufgabe, wie sie dabei helfen könnte, ein angemessenes Verhältnis zur Welt durch Bildung aufzubauen. Die elf Einsprüche gegen den didaktischen Betrieb sollen in historisch-systematischer Kritik die Aufgabe der Didaktik wieder kenntlich machen und über die Gründe ihrer Unterbietung durch die heillose Didaktisierung von Bildung aufklären.
In Praxisfeldern handeln
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