"Wenn du mich liebst, bist du erledigt!"
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Immer wieder werden die Mitleser dieses Bandes ermutigt, das Befremdliche der Literatur nachzuvollziehen, als „Ausländer des Gefühls“ (Wolfgang Koeppen). Aporie bezeichnet den Punkt, an dem der nichtwissend-Unwissende zu einem wissend-Unwissenden wird, indem er vermeintliches Wissen als Vorurteil erkennt. Diese Grundstruktur des Suchens ist das Bild des Reisenden ins Ungewisse. Ungesichertes Gelände zu betreten und Aporien zu provozieren, wird zu einem menschlichen Verhalten, das mit Erfahrung, Irrtum und dem Lesen, Leben und Schreiben verbunden ist. Eine Lektüre „ohne Gewähr“ garantiert das Staunen, das vor allem den Fremden trifft. Die Anstrengung des Aufbrechens ist notwendig, da Kritik nur im Zustand der Distanz und vielleicht Einsamkeit erreicht werden kann. Koeppen sprach vom „archimedischen Punkt außerhalb der Menschheit“, den Schriftsteller benötigen. Diese Reise in die Literatur ist ein Modell für Welterfahrung. Leser ungesicherter Lektüren werden eingeladen, sich auf das Abenteuer des Außenstandpunkts einzulassen und zu erfahren, was geschieht, wenn gewohnte Analysekategorien aufgegeben werden. Denn nicht nur den Weg begehen wir als Fremde, das Gelände selbst ist befremdlich. INHALT: Eloge der ungesicherten Lektüre, Botschaften ohne Rückversicherung, Schreiben auf unsicherem Grund, Großstadtverunsicherungen, Schiller als Essayist und Überlegungen zu Fährnissen und Chancen einer ungesicherten Lektüre für die Schule.
Zur Widersetzlichkeit der Literatur in Spätaufklärung und Romantik
Umso mehr sich der Nachlaß Wolfgang Koeppens öffnet, umso deutlicher wird: Dieser Autor ist nie verstummt. Neben dem veröffentlichten Werk gibt es ein weit größeres des «inneren Dialogs», das sich in Entwürfen, Briefen, Romanprojekten und täglichen Aufzeichnungen manifestiert. Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, die Poetik des Autors auf der Basis dieses umfassenden Oeuvres zu hinterfragen und einen ersten Blick in die Werkstatt des Autors zu werfen. Ein Unternehmen, das sowohl textkritische wie interpretatorische Fragen neu stellt und das Bild des Autors – nicht zuletzt durch die Berücksichtigung bislang unbekannter Zeugnisse – in ein verändertes Licht rückt.
«Die Formel und das Unverwechselbare» lautete der Titel eines interdisziplinären Forschungscolloquiums, das im Januar 1999 in Dortmund am Institut für deutsche Sprache und Literatur stattfand. Doch welches Verhältnis besteht zwischen Formel und Unverwechselbarem - bedingen sie sich gegenseitig oder schließen sie sich aus, sind Rituale , Topoi und rhetorische Muster ein Gewinn oder Verlust für unser Bewußtsein und unsere Einbildungskraft, verhindern oder ermöglichen sie Individualität? Fragen, die hier, über den literaturwissenschaftlichen Kontext hinaus, in Philosophie, Rechtspraxis, Bildender Kunst und Medien diskutiert und zugleich innerhalb ihres kulturellen und anthropologischen Umfelds beleuchtet werden.