New economy of nature
A critical introduction






A critical introduction
Eine Analyse der Fallstricke nachhaltiger Wirtschaftskonzepte und ihrer globalen Auswirkungen auf Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Politik
Die ökonomischen und ökologischen Grundlagen eines allgemeinen Wohlstands sind in Gefahr, die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Das Konzept der 'Grünen Ökonomie' will als neues Leitbild Lösungen anbieten. Im Zentrum aktuellen Wirtschaftens stehen meist Großtechnologien, die global agierenden Unternehmen noch mehr Kontrolle über zentrale Bereiche unseres Lebens gewähren. Doch können 'grüne' Technologien eine Lösung sein, wenn sie den Konsum weiter anheizen? Wer kommt für die Folgekosten von Atomstrom, Fracking & Co. auf? Das Buch unterzieht die Grüne Ökonomie einer kritischen Prüfung, testet ihre Versprechen, erörtert ihre Möglichkeiten, beschreibt die tatsächlichen Konsequenzen, nennt ihre blinden Flecke – und skizziert einen Weg, um globale Krisen auch unter sozialen Gesichtspunkten zu meistern.
Eine kritische Einführung
Brasilien ist die Zuckerweltmacht Nr. 1. Dennoch war es um das Zuckerrohr in Brasilien ruhig geworden – anders als Soja stand es nicht im Mittelpunkt internationaler Debatten. Doch mit dem EU-Mercosur-Handelsabkommen und den darin enthaltenen Regelungen zur Liberalisierung der Agrarimporte Europas aus dem Mercosur-Raum und der Festlegung von Importquoten für u. a. das aus Zuckerrohr gewonnene Ethanol, hat sich dies geändert: Die EU soll 450.000 Tonnen Ethanol zollfrei – für chemische Zwecke – sowie 200.000 Tonnen mit einem sehr geringen Zoll – insbesondere zur Nutzung als Benzinersatz – aus den Mercosur-Staaten importieren können. Dies entspricht fast der Hälfte der derzeitigen Gesamt-Ethanolexporte aus der Region. Der mit Abstand größte Ethanol-Produzent und -exporteur ist Brasilien und so ist ein Anstieg der Produktion von Zuckerrohr zur Ethanolherstellung vor allem dort absehbar. Es passt zu diesem Bild, dass die Regierung Bolsonaro das Ende eines seit 2009 bestehenden Moratoriums verkündete, das den Zuckerrohranbau in der Amazonasregion untersagte – Proteste von Umweltgruppen und Prominenten blieben ergebnislos. Es steht zu befürchten, dass nun die Zuckerrohrmonokulturen auch in das Amazonasgebiet vordringen. Der ehemalige Umweltmister Carlos Minc bezeichnete die Aufhebung des Moratoriums als eine Umwelttragödie.
Eine Region zwischen Entwicklung, Zerstörung und Klimaschutz
Der Regenwald Amazoniens ist bedroht: Brände, Rodungen, Landraub, Bergbau – sie alle setzen diesem einzigartigen Ökosystem zu. Aber es ist nicht nur der größte Tropenwald, sondern auch das größte Süßwasserreservoir der Welt, eine Schatzkammer biologischer Vielfalt und der Lebensraum für 33 Millionen Menschen und Hunderte indigene Völker. Die Zerstörung des Regenwaldes hat weltweite Auswirkungen, aber es trifft diese fast Schutzlosen zuerst. Der Amazonienexperte Thomas Fatheuer schafft es mit der Publikation Amazonien heute, die unterschiedlichen Akteure und Triebkräfte der Entwaldung zu analysieren. Dabei wird deutlich, dass der neue Präsident Bolsonaro für Interessen steht, die tief im brasilianischen Herrschaftssystem verankert sind. Er nimmt die alte Idee wieder auf, dass Amazonien Entwicklung braucht – auch auf Kosten des Regenwaldes. Gleichzeitig zeichnet Fatheuer ein differenziertes Bild des Amazonasbeckens. Er beschreibt die Projektionen und Mythen, die mit diesem Natur- und Lebensraum verbunden werden. Und er zeigt die Alternativen zu Entwaldung und Zerstörung auf, die soziale Bewegungen und Zivilgesellschaft in Brasilien entwickelt haben.
Die Biodiversität und ihre Konvention
Der Verlust der Biodiversität stellt die größte globale Bedrohung dar, wie Forscher des Stockholmer Resilience Centers betonen. Ihr Modell der planetarischen Grenzen systematisiert aktuelle globale Prozesse und zeigt alarmierende Befunde zur Biodiversität: Arten verschwinden so schnell, dass von einem sechsten großen Massensterben gesprochen wird, verursacht durch menschliche Aktivitäten. Die Auswirkungen sind ungewiss, berühren jedoch die Grundlagen des Lebens auf unserem Planeten. Die „Rivet Hypothese“ verdeutlicht dies: Wir entfernen Teile eines Flugzeugs und glauben, es fliege weiterhin, bis es schließlich nicht mehr funktioniert. Trotz der eindringlichen Analyse und alarmierender Zahlen gibt es weder eine angemessene Wahrnehmung noch eine politische Agenda, die dem gerecht wird. Während das Bewusstsein für den Klimawandel weit verbreitet ist – von Argentinien bis Zypern, sogar Nordkorea ist Teil der Klimarahmenkonvention – bleibt der Verlust der Biodiversität weitgehend unbeachtet. Die globale Umweltpolitik konzentriert sich zunehmend auf CO2, den vermeintlichen Hauptverursacher, während die Bedrohung durch den Verlust der Artenvielfalt in den Hintergrund gedrängt wird.
REDD: wie die Klimapolitik den Wald entdeckt und verändert
Wem gehört das Land und wie wird es genutzt – zentrale Fragen gesellschaftlicher Entwicklung. Marx beschrieb die Entstehung des Kapitalismus als Enteignung und Vertreibung vom Land, einen Prozess, den er als ursprüngliche Akkumulation bezeichnete. Der Kampf um Land ist jedoch nicht beendet und dauert bis heute an, insbesondere in vielen Ländern des Globalen Südens, wo soziale Bewegungen und Kämpfe um die Landfrage entstanden sind. Zur Landfrage zählt auch der Wald, der etwa 30% der weltweiten Landfläche einnimmt, jedoch rückläufig ist. Die Umwandlung von Wald in landwirtschaftlich genutzte Flächen ist ein globaler Prozess der Landaneignung. Laut Weltbank sind 1,6 Milliarden Menschen auf Wälder angewiesen, darunter 500 Millionen Indigene. Besonders die Wälder des Globalen Südens sind umkämpft. Die Klimapolitik hat die Bedeutung der Wälder neu bewertet, da die Reduzierung von Entwaldung als Beitrag zur Verringerung von CO2-Emissionen gilt. Dies hat die Walderhaltung zu einem zentralen Thema internationaler Klimaverhandlungen gemacht. Der Mechanismus REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) zielt nicht nur auf die Entwaldungsreduktion, sondern bringt auch eine neue Logik in die internationale Zusammenarbeit ein, indem er CO2-Reduktionen und den Handel mit CO2-Zertifikaten thematisiert. Kritiker sehen darin einen Ablasshandel, während Befürworter die Kritik zurückweisen. Die Diskussion um REDD wird zunehmend ko