Bernhard Parisius Livres





Viele suchten sich ihre neue Heimat selbst
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Im ersten Nachkriegswinter berief der Hessische Ministerpräsident Prof. Karl Geiler den Beratenden Landesausschuss ein, der von Februar bis Juni 1946 in Wiesbaden tagte. Die Mitglieder, zumeist Widerstandskämpfer und Opfer der NS-Diktatur, wurden auf Vorschlag der politischen Parteien ernannt und verstanden sich als Abgeordnete eines Vorparlaments, das als Mittler zwischen Regierung und Bevölkerung agieren sollte, bis die amerikanische Militärregierung Wahlen zuließ. Fünf Frauen und 43 Männer suchten Lösungen für drängende Probleme wie Lebensmittelmangel, Wohnungsnot und die Fürsorge für Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte. Sie diskutierten auch Grundsatzfragen zur politischen und gesellschaftlichen Ordnung, etwa zur Reform des Bildungswesens und zur Einführung eines Betriebsrätegesetzes. Die veröffentlichten Protokolle des Ausschusses sind bedeutende Quellen der Nachkriegszeit in Hessen, geprägt von Hunger und dem Streben nach demokratischer Neuordnung. Viele Abgeordnete wurden später über die Landesgrenzen hinaus bekannt, darunter Dr. Erich Köhler und Willi Richter. Auch weniger bekannte Redner, die nur diesem Parlament angehörten, zeigten Idealismus und Überzeugungskraft. Das Buch bietet eine ausführliche historische Einführung, kommentierte Protokolle und Kurzbiographien aller Abgeordneten und richtet sich an Fachhistoriker sowie an Studierende, um die demokratischen Anfänge und die politische Ideenwelt der Nachkriegszeit zu
Die Aufnahme der Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg gilt als die große wirtschafts- und sozialpolitische Leistung der Bundesrepublik. Das Inventar weist in den hessischen Archiven sehr umfangreiches und aufschlussreiches Quellenmaterial – insgesamt über 4100 Aktenbände – nach, das bis dahin noch wenig Beachtung fand. Sowohl die Ankunft und die erste Unterbringung der Flüchtlinge und Vertriebenen lassen sich gut dokumentieren, wie auch die Arbeitssuche und der Aufbau neuer Gewerbe, oder auch kultu-relle Initiativen und die politische Interessenvertretung. In einer ausführlichen Einleitung wird die Bedeutung der einzelnen Bestände vorgestellt. Neben den Staats-, Kirchen- und größeren Kommunalarchiven in Hessen wurden auch einschlägige Quellen kleinerer Archive und Behörden erfasst, z. B. von 89 Stadtarchiven. Auch im Zeitalter digitaler Recherchemöglichkeiten kann das Inventar dem Forscher helfen, einen umfassenden Überblick zu gewinnen, wo er zu unterschiedlichen Fragen ergiebige Unterlagen finden kann. Der Band vermittelt daher auch der ortsgeschichtlichen Forschung vielerlei Anregungen zur Beschäftigung mit der Nachkriegszeit. -– Das Inventar ist durch ein Orts- und Personenregister erschlossen.