Dem Zusammenhang von kindlicher Entwicklung und Geschlecht lässt sich nur über die Analyse des komplexen Zusammenspiels vieler unterschiedlicher, individueller und gesellschaftlicher, politischer und sozialer, historischer und kultureller Faktoren auf die Spur kommen - er kann nicht mit Hilfe punktueller Recherchen erschlossen oder empirisch gemessen werden. Der aktuelle Jahrbuch-Band stellt deshalb theoretische, empirisch-qualitative und empirisch quantitative Beiträge und Forschungsberichte vor, die Geschlechteraspekte kindlichen Lebens und Lernens untersuchen. Aus dem Inhalt: Caryl Rivers/Rose Barnett, The difference myth Sabine Andresen, Kinder und soziale Ungleichheit Hans Peter Kuhn, Geschlechterverhältnisse in der Schule: Sind die Jungen jetzt benachteiligt? Ulrike Schmauch, Gleichgeschlechtliche Orientierungen von Mädchen und Jungen Anja Zeiske/Alexandra Klein/Hans Oswald, Die Lust beim ersten Mal
Barbara Rendtorff Livres






Angesichts der aktuellen öffentlichen Diskussionen über Jungen und Mädchen in Schule und Bildungsprozessen wollen viele in pädagogischen Berufen Tätige wissen, wie sie sich zu auftretenden Geschlechtereffekten verhalten sollen: Woher kommen sie? Welche Bedeutung haben sie? Warum sind sie so überdauernd, auch wo sie sich abmildern? Geschlechtereffekte lassen sich nur aus dem größeren Zusammenhang der Geschlechterunterscheidungen und Geschlechtertypisierungen verstehen, aus ihrer Geschichte, aus Denkgewohnheiten und kulturellen Traditionen, und nicht zuletzt aus den pädagogischen Konzepten der Vergangenheit. Das Buch erörtert auf diesem Hintergrund geschlechtstypische Aspekte von Kindheit und Jugend, von Bildung und Schule und die Frage der Mono- oder Koedukation.
In welcher Weise - das ist die Ausgangsfrage dieses Buches - tragen Erziehungsprozesse dazu bei, die Selbst- und Weltbilder von Kindern und ihr Handeln geschlechtstypisch zu färben und zu beeinflussen? Um dies zu verstehen, müssen mehrere Ebenen bedacht werden: wie die Geschlechterordnung als politische und soziale Ordnung mit dem Denken einer Gesellschaft über sich selbst und ihr Menschenbild zusammenhängt; wie diese Geschlechterordnung in den Theoriekonzepten der Erziehungswissenschaft ihre Spuren hinterlassen hat; und wie das pädagogische Handeln mit seinen geschlechtstypisierenden Aspekten auf diesem Hintergrund verstanden werden kann. Das Buch geht in einem Dreischritt vor: Nach einer Bestandsaufnahme geschlechtstypischer Auffälligkeiten werden theoretische Grundlagen des Denkens über Geschlecht vorgestellt und zuletzt pädagogische Erwägungen zum Verhältnis von Geschlecht und Erziehung in Familien und Institutionen diskutiert.
Geschlechterverwirrungen
Was wir wissen, was wir glauben und was nicht stimmt
In Geschlechterfragen kann jede*r mitreden – und ist dabei oft von Irrtümern und Vorurteilen geleitet. 32 Autorinnen und Autoren befassen sich in diesem Band mit unserem Wissen, Glauben und Nichtwissen zu Geschlecht und »Gender«. Die Beiträge, die von historischen über philosophische und körperbezogene bis zu politischen Themen reichen, wollen sachkundig informieren, seriös aufklären – und auch ein wenig verwirren, indem sie ihren Gegenstand von unterschiedlichen Seiten betrachten und dabei zeigen, was wir nicht wissen.
Barbara Rendtorff beschreibt die Entwicklung und das Aufwachsen von Kindern und dabei die Bedeutung, die der Geschlechtszugehörigkeit eines Kindes für diese Entwicklung zukommt - in der frühen und mittleren Kindheit sowie im Jugendalter. Sie informiert über den neuesten Stand der Geschlechterforschung und thematisiert ebenso die Auswirkungen von Kindererziehung auf das jeweilige Bild, das sich ein Kind, eine Jugendliche oder ein Jugendlicher von seinem Geschlecht macht. Geschlecht und eine bestimmte Vorstellung dazu gehören unmittelbar zusammen und wirken gesellschaftlich aufeinander ein. Jede Beschreibung kindlicher Entwicklung muss diese komplexe Interaktion und die an ihr beteiligten Faktoren mit bedenken, da schließlich jedes Kind einen solchen Prozess der Ausgestaltung und Aneignung von Geschlechtsinterpretationen durchlaufen muss, um im eigenen Geschlecht „anzukommen“. Kinder und Jugendliche müssen sich mit der eigenen Geschlechtlichkeit und den damit verbundenen Möglichkeiten, Einschränkungen und Lebensentwürfen versöhnen, was mit Lust, aber manchmal auch mit Leid und Anstrengung verbunden ist. In diesem Kontext entwirft die Autorin eine eigene Geschlechtertheorie und eine psychoanalytisch orientierte Sichtweise auf die kindliche und menschliche Entwicklung insgesamt.
Der Band bietet eine breite und anspruchsvolle Einführung in das Gebiet der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung. Zweifellos liegt in der Frage nach der Bedeutung und den Wirkungsweisen von Geschlecht und Geschlechterverhältnis eine der größten aktuellen Herausforderungen an Wissenschaft und soziale und politische Praxis. Das Buch gibt einen Überblick über die gegenwärtige Forschungslage zur Geschlechterthematik innerhalb der Erziehungswissenschaften und arbeitet dabei die strukturelle Bedeutung von „Geschlecht“ als Kategorie heraus. Die Darstellung und Diskussion dieser Thematik ist in drei Teile gegliedert. Als Einführung dient eine systematische Darstellung der Kategorie „Geschlecht“ in ihren sozialen, historischen und strukturellen Aspekten. Im zweiten Teil werden einige erziehungswissenschaftlich relevante Fragestellungen vertieft und konkretisiert. Der dritte Teil umfaßt Beiträge aus den Einzeldisziplinen, die jeweils den Stand der Diskussion darlegen und darüber hinausgehende Fragestellungen aufzeigen.
Struktur und Dynamik – Un/Gleichzeitigkeiten im Geschlechterverhältnis
- 193pages
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Die gegenwärtige widersprüchliche Dynamik in der Veränderung von Geschlechterverhältnissen ist in ihrer Komplexität nur schwer zu greifen: Anzeichen für einen Bruch mit überkommenen Geschlechterkonzeptionen stehen neben Hinweisen auf (Re)Traditionalisierungstendenzen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes diskutieren diese Entwicklungen aus unterschiedlichen Perspektiven und entlang unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche. Sie sind das Resultat eines längeren Arbeitsprozesses der beteiligten Autorinnen, dessen Ergebnisse sie hier zur Diskussion stellen.
Geschlechterbezogene Zuschreibungen und Erwartungen spielen nach wie vor eine wesentliche Rolle für individuelle Bildungsverläufe. In diesem Band stellen die Autorinnen systematisch und verständlich die Grundlagen der gesellschaftlichen Geschlechterordnung dar und erläutern deren Wirkung auf Bildungsprozesse und in pädagogischen Institutionen. Mit auf die Praxis übertragbaren Überlegungen runden sie ihre Einführung ab. Geschlechtsbezogene Besonderheiten wirken in Bildungskontexten und haben Einfluss auf individuelle Bildungsverläufe. Für das Verständnis von Bildungsprozessen bildet die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen und ihren Wirkungsweisen daher eine notwendige Voraussetzung. Ausführlich und systematisch stellen die Autorinnen in dieser Einführung die komplexe Verbindung von Geschlecht und Bildung mit Bezug auf historisch gewachsene Strukturen und aktuelle gesellschaftliche Dynamiken dar. Aus dem Inhalt: 1. Geschlechterforschung und Theorien der Geschlechterverhältnisse 2. Geschlechteraspekte in Bildungsprozessen und pädagogischen Institutionen 3. Bildung als Geschlechterbildung • Stereotypisierungen und Vereindeutigung • Bildung, Reflexion und Zweifel • Schwierigkeiten und Möglichkeiten geschlechterbezogener Bildungsaktivitäten • Was zu tun ist