Paul Widmer Livres





Das Modell «Schweiz» ist in Gefahr. Der Druck von aussen, sich den üblichen Standards anzupassen, steigt. Und die Bereitschaft im Innern, Eigenverantwortung zu übernehmen, lässt nach. Was bedeutet das? Es könnte auf das Ende der historischen Mission der Schweiz hinauslaufen. Voltaire staunte, dass die Schweiz einen Platz in der Weltgeschichte ergattern konnte, obschon sie nichts als ein paar Felsbrocken anzubieten habe. Warum nehme man überhaupt von ihr Notiz? Seine Antwort: weil sie mehr Freiheit biete. Immer wieder schaffte es die Schweiz, sich mit ihrer Demokratie, dem Föderalismus, der Neutralität und der Mehrsprachigkeit von den vorherrschenden Trends abzuheben. Sie war eine Alternative. Die Schweiz muss ihre Eigenart bewahren. Entweder hat sie etwas Spezielles zu bieten, oder sie geht im Mainstream auf. Auf Voltaires Frage gäbe es dann keine Antwort mehr. Die Schweiz würde zwar dem Namen nach noch existieren, aber das wäre auch alles. Als Alternative hätte sie abgedankt.
Bundesrat Arthur Hoffmann
Aufstieg und Fall
Vor 100 Jahren musste Bundesrat Arthur Hoffmann Knall auf Fall zurücktreten. Ein geheimes Telegramm, das er dem Sozialistenführer Robert Grimm nach Petersburg gesandt hatte, war an die Presse gelangt. Der Aufruhr in der Schweiz war riesig – es schien, als ob der mächtigste Mann im Bundesrat einen Separatfrieden zwischen den Revolutionären in Russland und dem Deutschen Reich herbeiführen wollte. Das verärgerte auch die Entente. Hoffmann, der in der Öffentlichkeit als Verfechter strikter Neutralität auftrat, verfolgte insgeheim eine andere Politik. Aus Sorge um die verzweifelte Wirtschaftslage in der Schweiz, aber auch aus persönlichen Ambitionen versuchte er, mit riskanten Aktionen den Frieden beschleunigt herbeizuführen. Er scheiterte. Nach dem Fall beteuerte er, sich keiner Schuld bewusst zu sein. Paul Widmer analysiert die Affäre gründlich und deckt auf, wie sich Hoffmann in die deutsche Kriegsstrategie einspannen liess.
Diplomatie
Ein Handbuch
Neue Kommunikationsformen und neue Akteure verändern die internationalen Beziehungen. Die Diplomatie dagegen hält wie kaum ein anderer Beruf die Tradition hoch. Wie bewältigt sie die neuen Herausforderungen? Dieses Handbuch gibt eine verbindliche Antwort darauf. Der Autor verfügt über langjährige Erfahrung als Diplomat, aber auch über enge Beziehungen zur akademischen Welt. Zum ersten Mal seit fünfzig Jahren wird die Praxis der Diplomatie im deutschen Sprachraum wieder umfassend dargestellt. Das Buch enthält u._a. Kapitel zur Geschichte der Diplomatie, zum diplomatischen Recht, zur Public Diplomacy und E-Diplomatie, zum Aufbau von Aussenministerium und Vertragsnetz, zu den professionellen und charakterlichen Anforderungen an die Diplomaten, zur Sprache als Werkzeug der Diplomatie, zu den Eigenheiten der multilateralen Diplomatie und zu Seriösem und weniger Seriösem in der sogenannten Friedensdiplomatie.