Tobias Kaestli Livres






Bözingen, heute ein Quartier der Stadt Biel, war einst ein stattliches Bauern- und Handwerkerdorf, günstig gelegen am Ausgang des Taubenlochs. Die aus der Schlucht herunterstürzende Schüss lieferte die Antriebskraft für Mühlen, Sägen und für den 1634 gegründeten Drahtzug. Die Strasse, die vom bernischen Mittelland in den Jura hinaufführte, ging mitten durch das Dorf. Seit dem Mittelalter –gehörte Bözingen zum Meiertum Biel und war Teil des Fürstbistums Basel. 1798 wurde das Gebiet französisch und 1815 bernisch. Jetzt erst wurde – Bözingen zur selbstständigen Gemeinde. Mit der liberalen Revolution von 1831 wandelten sich die politischen Verhältnisse. Neben der bisherigen Burgergemeinde wurde neu die Einwohnergemeinde geschaffen, in der Burger und Einsassen gleichberechtigt waren. 1917 wurde die Einwohnergemeinde Bözingen in die Einwohnergemeinde Biel eingegliedert. Die Burgergemeinde mit ihrem grossen Waldbesitz blieb dagegen selbstständig und existiert bis heute. Tobias Kaestli ist freischaffender Historiker und publizierte verschiedene Bücher und Aufsätze über die Geschichte Biels, des Juras und der Schweiz. Zusätzlich zu vielen Illustrationen im Buch haben Christelle Geiser und Mischa Dickerhof das heutige Bözingen fotografiert. Die Bözinger Geschichte wird von der Burgergemeinde Bözingen herausgegeben.
Nach Napoleon
Die Restauration, der Wiener Kongress und die Zukunft der Schweiz 1813–1815
Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig 1814 beflügelte die restaurativen Kräfte in der Schweiz. Die alten Kantone, allen voran Bern, wollten das Rad der Geschichte zurückdrehen. Die neuen Kantone wehrten sich dagegen. Ihr heftiger Widerspruch hätte leicht zu einem Bürgerkrieg und vielleicht sogar zum Untergang der Schweiz führen können, wenn nicht die Grossmächte vermittelnd eingegriffen hätten. Der Wiener Kongress 1815 eröffnete den Weg zu einer neuen Gleichgewichtsordnung in Europa. Darin war der Schweiz die Funktion eines Pufferstaats zwischen Österreich und Frankreich zugedacht. Deshalb musste sie gestärkt werden. Wie das geschah und welche Rolle dabei die Kantone Bern und Zürich, aber auch Genf, Biel und das ehemalige Fürstbistum Basel spielten, sind die Themen dieses Buches.
In diesem Buch werden das innen- und aussenpolitische Handeln der Schweiz im 20. Jahrhundert anhand ausgewählter Beispiele anschaulich dargestellt. Es entsteht das Bild einer sich selbst behauptenden Schweiz, die ihre Sonderrolle sucht und gleichzeitig eine Politik der Öffnung betreibt. Die Neutralitätspolitik verlieh der Schweiz eine starke Identität, die es ihr ermöglichte, sich der Welt zu öffnen. So trat sie 1920 dem Völkerbund bei und trug zur Entwicklung des Völkerrechts bei. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre führte dazu, dass Parteien und Interessengruppen näher zusammenrückten, um die Unabhängigkeit des Landes zu wahren. Während des Zweiten Weltkriegs lebte die Schweiz in einseitiger Selbstbezogenheit, was sie gegen den Nationalsozialismus immunisierte, aber auch in einer restriktiven Flüchtlingspolitik mündete. 1945 war die Schweiz international isoliert, konnte sich jedoch durch ihre Wirtschaftsmacht und Wiederaufbauhilfe Respekt zurückgewinnen. Im Kalten Krieg hielt sie unbeirrbar an ihrer Neutralität fest, die zu einem Dogma wurde und politischen Immobilismus zementierte. Obwohl sie der UNO nicht beitrat, arbeitete sie in deren technischen Organisationen und in gesamteuropäischen Institutionen mit. Nach der weltpolitischen Wende von 1989/90 knüpfte die Schweiz an die Tradition von 1920 an, was in einer markanten aussenpolitischen Öffnung gipfelte, deren Höhepunkt der UNO-Beitritt 2002 war.