Nachdem seit kurzem der einschlägige Briefwechsel von Thomas Mann und Theodor W. Adorno vorliegt, geht es in Abels Untersuchung um dessen musikästhetischen Kern, um die in dem Roman „Doktor Faustus“ gemeinsam vorgelegte Interpretation der Zwölftontechnik. Am Beispiel der Musik thematisiert der Roman die Situation und Krise der Kunst der Moderne. Nach dem Zerfall der traditionellen Darstellungssysteme, insbesondere der Auflösung der Dur-Moll-Tonalität, stellt sich nicht nur in der Musik die Frage nach neuen, Zusammenhang garantierenden Strukturen. Eine der kohärentesten war die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs. Sie wurde von Thomas Mann und Adorno als „System“ totalitären Charakters interpretiert, während Schönberg die Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen als „Methode“ verstanden wissen wollte, die nach Auflösung der traditionellen Tonalität Zusammenhang etablieren sollte.
Angelika Abel Livres



Thomas Mann im Exil
Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund der Emigration
Die Zwölftontechnik Weberns gewinnt ihre Prinzipien aus der Methodik der Goetheschen Naturphilosophie. An den Zwölftonreihen und in der Analyse der Variationen für Klavier op. 27 wird unter den Aspekten der Harmonie und der Form die strukturelle Affinität zu den von Goethe beschriebenen Prozessen nachgewiesen. unter dem Vorzeichen eines veränderten Organismus-Begriffs ergeben sich Aufschlüsse zum Problem des musikalischen Raums und der Gestaltung von Zeit im Rahmen eines den komplexeren Wirklichkeitsbezügen in der Kunst des 20. Jahrhunderts angemessenen Darstellungssystems. Hier liegt zugleich der Angelpunkt einer Beziehung zur abstrakten Malerei.