Gerd Koenen hat die Geschichte der deutschen Ostorientierung zwischen 1900 und 1945 umfassend erforscht und eindrucksvoll dargestellt. Das Spannungsfeld aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen sowie heftigen Attraktionen und Phobien war nicht nur Nährboden für totalitäre Ideologien, sondern auch Ausdruck eines Grundkonflikts der Deutschen. Erst nach 1945 und dem zweiten verlorenen Weltkrieg verabschiedeten sie sich endgültig von der Vision einer Zukunft im „Osten“. Seit dem Mittelalter hat der „Osten“ die Phantasie der Deutschen immer wieder entfacht. Am Ende des 19. Jahrhunderts und während der beiden Weltkriege entstand ein Rußland-Komplex, der die deutsche Ostorientierung zu einer ernsthaften Alternative für den „langen Weg nach Westen“ werden ließ. Die Oktoberrevolution wurde von vielen als Auftakt zu größeren Ereignissen gesehen, und nicht nur Kommunisten erkannten in einer Zusammenarbeit mit dem bolschewistischen Rußland eine Chance, dem Diktat der Siegermächte von Versailles zu entkommen. Gleichzeitig brachen rassistische Ressentiments gegen Slawen und besonders Ostjuden immer wieder auf. Am Ende dieser Epoche dominierten die „Lebensraum“-Konzepte der Nationalsozialisten, die Expansions- und Vernichtungspläne im deutschen Rußland-Komplex vorantrieben.
Gerd Koenen Livres
Gerd Koenen est un historien allemand dont le travail approfondi explore l'histoire du communisme et sa perception en Allemagne. Ses publications offrent un regard pénétrant sur les passés de gauche radicale et les mouvements sociétaux cruciaux d'époques telles que la génération de 1968. Contrairement à certains intellectuels qui ont renié leurs origines communistes, Koenen maintient une perspective nuancée, évitant la condamnation globale de toutes les positions de gauche. Ses analyses des mouvements communistes et de leur impact sur l'histoire allemande sont cruciales pour comprendre la dynamique de l'Europe d'après-guerre.






Der Kommunismus des 20. Jahrhunderts ist Geschichte geworden. Gerd Koenen zeigt, daß das kommunistische Experiment auf den reaktionär-utopischen Versuch hinauslief, von einem einzigen Zentrum her Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur einer totalen "Säuberung" und Umwandlung zu unterwerfen. Dieses Projekt war in seiner Radikalität ohne Beispiel. Es mußte scheitern. Aber worin lag seine jahrzehntelange Attraktivität und Dynamik, und was waren seine realen historischen Wurzeln und Bedingungen?
1968
- 192pages
- 7 heures de lecture
1968 ist längst die Chiffre eines gesellschaftlichen Umbruchs, erstarrt in den immergleichen Argumenten und Bildern. Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Andres Veiel und der renommierte Historiker Gerd Koenen sind in die Archive gestiegen und haben einen frischen Blick auf die Fotoschätze dieser Zeit geworfen. Sie zeigen und erzählen die Geschichte dieses atemlosen Jahres, eine Geschichte, die lange vor 1968 beginnt und weit darüber hinausreicht. Veiel und Koenen nehmen ihre historische Bildspur bei der Spiegelaffäre, dem Auschwitzprozess und dem Vietnamkrieg auf, foglen ihr über Kommune 1, den Prager Frühling, die Rassenunruhen in den USA und die deutsche Studentenbewegung bis zur Radikalisierung des Protestes dur die RAF. Ihr Blick erfasst aber ebenso die massenkulturellen Umbrüche dieser Zeit, von Oswalt Kolle bis Woodstock, von Heintje bis Jimi Hentrix, ohne die die Geschichte dieses Jahres unvollständig wären
Traumpfade der Weltrevolution
- 602pages
- 22 heures de lecture
Das Guevara-Projekt – der letzte Versuch einer sozialistischen Weltrevolution. Nur die Figur des Che hat von allen revolutionären Mythen des roten Weltzeitalters überlebt. Grund genug, sein Guevara-Projekt einer historischen Nachmusterung zu unterziehen. Die Verklärung des Ernesto Guevara ist ein Aberwitz von historischem Format. Er wurde zu Lebzeiten fast totfotografiert und posthum zur Ikone erhoben. Trotz zahlreicher Biographien bleibt das Bild seiner Lebenslinie und des weltpolitischen Spannungsfeldes, in dem er agierte, unklar. Die Traumpfade der Weltrevolution führen in eine Schlüsselperiode des 20. Jahrhunderts: die antikolonialen Befreiungsbewegungen, die atomare Konfrontation während der Kubakrise und das Schisma zwischen dem Sowjetblock und China. In diesem Kontext entwickelte sich die kubanische Revolution unter Fidel Castro, aus der Guevaras apokalyptisches Weltkriegsunternehmen hervorging. 1968 wurde es zum Fixstern einer westlichen Neuen Linken. Auch die weibliche Perspektive war wichtig, verkörpert durch die deutsch-jüdische Guerillera Tamara Bunke alias Tania, deren Biographie einen weiteren aufschlussreichen roten Faden dieser Geschichte liefert. Zudem wird das kritische Verhältnis der USA zu Lateinamerika betrachtet, mit Kuba als neuralgischem Punkt. Eine hochaktuelle Geschichte.
Was war der Kommunismus?
- 143pages
- 6 heures de lecture
Gerd Koenen versteht den Kommunismus als eine der großen Tendenzen dieses Zeitalters und versucht ihn in diesem Sinne zu »historisieren«. Wie und warum waren Kommunisten in der Lage, inmitten ihres epochalen Scheiterns dennoch ihrer Welt und Zeit einen so prägenden Stempel aufzudrücken? Wie bilanziert sich ihr historisches Wirken – nicht zuletzt aus der Perspektive der postkommunistischen Entwicklungen und der kapitalistischen Weltkrise 2009?
Das rote Jahrzehnt
- 553pages
- 20 heures de lecture
Die aktuelle Debatte über die militante Vergangenheit von Joschka Fischer und Jürgen Trittin, über 1968 und »Die wilden 70er«, trägt für einige Beobachter bereits Züge eines »neuen Kulturkampfs« (Wolfgang Kraushaar). Union und FDP möchten diese Ereignisse rückwirkend als eine einzige Verirrung aus der Geschichte der Republik tilgen. Im rot-grünen Mehrheitslager wird dagegen am Bild einer »Freiheitsbewegung« gezeichnet, die die Republik ziviler, liberaler und demokratischer gemacht habe. Dabei ist dieses »rote Jahrzehnt«, das mit dem Aufbruch der Studentenbewegung 1967 begann und mit dem »deutschen Herbst« 1977 endete, bisher niemals zusammenhängend beschrieben worden. Zwischen »Kapital-Schulung«, »Betriebsarbeit«, »Kinderladen«, »Antiimperialismus« und »revolutionärer Berufspraxis« erstreckte sich ein weites Feld intellektueller und jugendlicher Radikalismen. Gerd Koenen, damals führendes Mitglied des KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschlands), hat dieses Kapitel einer Mentalitäten- und Generationengeschichte der Bundesrepublik in seinen zeithistorischen Bezügen wie in seiner inneren Psychodynamik nachgezeichnet und zu entschlüsseln versucht. Mit dieser ebenso ernsthaften wie unterhaltsamen, dabei höchst informativen Darstellung könnte die aktuelle Diskussion auf eine neue, sachliche Grundlage gestellt werden.
Vesper, Ensslin, Baader
Urszenen des deutschen Terrorismus
„Vesper, Ensslin, Baader“ ist eine biographische Erzählung, die auf unbekannten persönlichen Dokumenten der Akteure basiert. Gerd Koenen bietet einen Schlüssel zum „Roten Jahrzehnt“ der 68er-Revolte und zur Geschichte Nachkriegsdeutschlands. Gudrun Ensslin und Andreas Baader bilden das Urpaar des deutschen Terrorismus, mit der Frankfurter Kaufhausbrandstiftung von 1968 als Urakt. Beide verließen ihre Partner und Kinder, um einen Weg zu beschreiten, der zur Gründung der RAF führen sollte. Die inneren Konflikte, die sie begleiteten, werden durch persönliche Zeugnisse und Berichte sichtbar, wodurch die zu Ikonen gewordenen Figuren menschlich werden. Bernward Vesper, Sohn des Nazidichters Will Vesper und langjähriger Verlobter von Ensslin, war der unglückliche Dritte in dieser Geschichte. In der chaotischen Periode 1969/70, als Baader und Ensslin in den Untergrund gingen, begab sich Vesper auf seine eigene Reise. Durch Drogen, erotische Erfahrungen, theoretische Lektüren und Selbstanalyse strebte er an, seinen „faschistischen Charakterpanzer“ zu durchbrechen und sich zum bewussten Revolutionär zu entwickeln. Sein autobiografischer Bericht „Die Reise“ gilt als das bedeutendste und authentischste Dokument dieser Radikalisierungsprozesse. Die Erzählung ist eine extreme Liebesgeschichte und eine exemplarische, mythosgewordene Geschichte, die ins Herz des deutschen Familienromans führt.
Im Widerschein des Krieges
Nachdenken über Russland
„DER ABGRUND, IN DEN WIR SCHAUEN“ GERD KOENEN ÜBER RUSSLANDS WEG ZUM KRIEG Kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten das deutsch-russische Geflecht aus historischen Erfahrungen, machtpolitischen Interessen und ideologischen Fieberträumen intensiver erforscht als Gerd Koenen. Im Widerschein des neuen Krieges, der viele alte Fragen wieder aufwirft, begibt er sich auf eine Spurensuche, die uns von der zynischen Partnerschaft in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes bis zur Freund-Feind-Propaganda unserer Tage und von den Gründern von «Memorial» bis zu den Spin Doctors Putins führt. Was hat Putin und die um ihn gescharte oligarchische Machtelite dazu getrieben, einen ebenso mörderischen wie selbstzerstörerischen Angriffskrieg zu beginnen? Welche langfristigen Ziele verfolgt Russland? Und warum hat sich zwischen ihm und seinen westlichen Nachbarn erneut ein tödliches Spannungsfeld aufgebaut, das ganz Europa in eine Gefahrenzone verwandelt? In seinem neuen Buch bündelt Gerd Koenen sein jahrzehntelanges Nachdenken über Russland zu einer ebenso differenzierten wie schonungslosen Bilanz. Eine reflektierte Analyse des großen Russland-Kenners Gerd Koenen Russland im ewigen Zirkel der Geschichte – Gerd Koenen analysiert den Weg in den Krieg
Die Farbe Rot
Ursprünge und Geschichte des Kommunismus
\"Du schließt die Augen und schaust in die Sonne, und durch deine Lider hindurch siehst du die Farbe deines Blutes – ein Karminrot. Dies ist die Farbe deiner leiblichen Existenz. Grün ist die Farbe der äußeren Vegetation. Gelb ist die Farbe der Sonne. Blau ist der Himmel über dir.\" Mit diesen Sätzen beginnt Gerd Koenen seine epische Geschichte eines Traums, der so alt ist wie die Menschheit. Dieser Traum von der großen welthistorischen Kommunion, in der alle Menschen Brüder werden und keiner mehr des anderen Knecht sein muss, hat eine gewaltige Spur durch die Jahrhunderte gezogen, bis im Oktober 1917 die Revolution in Russland den Kommunismus an die Macht bringt. Doch als die Utopie nach der Wirklichkeit greift, wird der Traum zum Albtraum. Mit grandioser Erzählkunst schildert Koenen die Geschichte des Kommunismus auf eine völlig neue und entstaubte Weise. Er lässt Philosophen, Revolutionäre und Politiker zu Wort kommen, und er beschreibt die Ursachen für die Anziehungskraft der kommunistischen Idee: Herrschaft und Unterdrückung, Elend und Armut der Ausgebeuteten. Die Meisterschaft seines Buches besteht darin, dass er vor Augen führt, warum der Kampf um soziale Gerechtigkeit in einer Welt des Kapitalismus bis heute legitim und aktuell ist – aber ebenso wie und weshalb das Rendezvous des Kommunismus mit der Geschichte in Terror und Paranoia endete.


