Es sind insbesondere die Pflegekräfte, die den Alltag in der stationären wie ambulanten Arbeit organisieren. Sie haben meist engen und häufigen Kontakt zu Betroffenen und dem sozialen Umfeld. Um psychisch erkrankte Menschen gut im Alltag begleiten zu können, müssen professionell Pflegende eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und gestalten. Deshalb spielen die Alltags-, Milieu- und Beziehungs gestaltung im Buch eine große Rolle. Wesentliche Grundlage für die psychiatrisch-pflegerische Arbeit ist das Bewusstsein, dass die Kommunikation und die gemeinsame Arbeit mit dem von einer psychischen Erkrankung betroffenen Menschen, seinen Angehörigen und seinem sozialen Umfeld vom Verhalten und den Kompetenzen der Pflegeperson abhängen. An vielen situationsbezogenen Beispielen bietet das Buch eine gute Reflexionshilfe für Berufsanfängerinnen, aber auch erfahrene Pflegekräfte können sich hier die eine oder andere Anregung holen.
Hilde Schädle-Deininger Livres






»[…]Ich konnte eigentlich erst anfangen zu leben, als ich erlebt habe, dass Fragen offen blieben und dass mir gegenüber ein Mensch ist, der die Erfahrung der Ohnmacht gemacht hat. Wenn jemand mich ernst nimmt und mir solidarisch hilft, ein Stück Lebensweg zu gehen, dann achtet er auch meine Würde. Wenn man erkennt, dass es in der Psychiatrie keinen Königsweg gibt, sondern nur das Suchen und Ertasten eines gangbaren individuellen Weges […]« (Klaus Laupichler) Diese Denkschrift gewährt einen Blick in das Leben und Wirken von Klaus Laupichler. Eine kleine Auswahl der unterschiedlichen Blickwinkel auf die psychiatrische Versorgung und auf Psychisch-krank-sein sowie auf Weitergabe der Kompetenz als Experte aus Erfahrung soll das Gedenken an einen außergewöhnlichen Menschen aufrechterhalten und Mut machen, seine Gedanken und seine Erfahrungsaussagen in die weiteren Diskussionen einzubeziehen.
In der Psychiatrie ist alles anders - nicht nur die Patienten. Auch die von den Pflegenden geforderten Fähigkeiten und Kompetenzen lassen sich mit denen der klassischen Pflege, z.B. Verbandswechsel oder die Prophylaxen, nicht vergleichen. In der Krankenpflegeausbildung werden diese "Arbeitswerkzeuge" nur am Rande vermittelt. Deshalb gibt es die Fachweiterbildung Psychiatrie an jedem größeren Krankenhaus in Deutschland, die Inhalte sind auf Landesebene festgelegt, ähneln sich im Aufbau aber sehr. Die Leiterin der Fachweiterbildung Psychiatrie in Frankfurt schreibt nun ein Fachpflegebuch, dass sich an dem Curriculum der Fachpflegeausbildung orientiert und so als Unterrichtsmaterial verwendet werden kann. Gleichzeitig sind die Inhalte für die Pflegenden der Psychiatrie ohne Fachweiterbildung interessant, da auch diese beispielsweise die Grundlagen des Beziehungsaufbaus und -prozesses, die gezielte Patientenbeobachtung in der Psychiatrie und die Milieugestaltung beherrschen müssen.
In der historischen Entwicklung der Pflegeberufe war die psychiatrische Pflege lange Zeit wenig anerkannt und stand in der Hierarchie der pflegerischen Berufsausübung sehr weit unten. In den letzten zwanzig Jahren hat sich ihre Rolle und ihr Selbstverständnis entscheidend gewandelt. Zum einen hat sie eigene Aufgaben festgelegt, theoretische Grundlagen geschaffen und Handlungsfelder entwickelt, zum anderen immer mehr verdeutlicht, welche Mängel entstehen, wenn pflegerische Sichtweisen fehlen. In diesem Buch werden wichtige Aspekte der Geschichte psychiatrischer Pflege aufgezeigt, aktuelle Themen und Diskussionen festgehalten und die 20jährige Arbeit, Entwicklung und wesentliche Inhalte des Arbeitskreises Pflege in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie beschrieben.
Hilde Schädle-Deininger: Jahrgang 1947, Fachkrankenschwester für Psychiatrie, Lehrerin für Pflegeberufe. Langjährig tätig beim Berufsfortbildungswerk des DGB, Fortbildungszentrum für Berufe im Gesundheitswesen, Frankfurt. Seit Oktober 97 am Universitätsklinikum Frankfurt. Ulrike Villinger: Jahrgang 1947, Fachkrankenschwester für Psychiatrie. Leiterin der Abteilung Rehabilitation am Psychiatrischen Krankenhaus Philippshospital in Riedstadt.
Die Beiträge befassen sich mit den drei Themengebieten: 1. Psychiatrieentwicklung, Menschenbild, ethische und politische Grundlagen der Krankenpflege 2. Pflegetheorie, Pflegeprozeß, Plegequalität und deren Bedeutung für den Alltag sowie 3. Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000" und ihre Folgen für pflegerisches Handeln.