Ernst Barlach
Auf dem Weg in die Moderne






Auf dem Weg in die Moderne
Es war alles andere als ein unbeschwerter Urlaub, den Ernst Barlach im Winter 1937/38 mit seiner Lebensgefährtin Marga Böhmer im Harz verbrachte. Beide betrachteten die Reise vielmehr als letzten Versuch, den Anfeindungen der Nationalsozialisten, die Ernst Barlachs Werken den Stempel „entartete Kunst“ aufgedrückt hatten, zu entfliehen. So wurde die Harzreise zugleich auch zur Suche nach einer möglichen neuen Heimat, die Ernst Barlach vor den braunen Angriffen, die er in seiner Wahlheimat Güstrow erlebt hatte, schützen sollte. In dieser Lage war Ernst Barlach weder für die Schönheit der Landschaft noch für die Romantik der verschneiten Fachwerkstädtchen empfänglich. Vielmehr spiegelte das miserable Wetter, das er immer wieder beklagte, seinen trüben Gemütszustand wider. Ihm war der Harz so nah oder so fern, auf jeden Fall aber so unliebsam fremd wie der Mond, ein „Irgendwo“ eben. Alle Quellen, die die Reise selbst und die vielfältigen Kontakte Ernst Barlachs in dieser Zeit – in diesem Buch teilweise erstmalig überhaupt – dokumentieren, lassen uns die tiefe Verzweiflung Ernst Barlachs ein knappes Jahr vor seinem Tod spüren.
Arno Breker hat 1932 damit begonnen, die unvollendete Pieta Rondanini von Michelangelo zu rekonstruieren. Dem damaligen Rom-Preis-Träger und Stipendiaten der Villa Massimo öffnete ein Prinz von Bayern die Türen im Vatikan. So konnte der damals 32jahrige Bildhauer die Arbeit am Originalstandort der Marmorarbeit beginnen. Interessant an dieser Publikation von Volker Probst ist, dass zu einem Vergleich der Komposition des sakralen Themas mit dem von Breker geschaffenen Relief „Kameraden“ eingeladen wird. Diese kontrovers diskutierte monumentale Arbeit aus der NS-Zeit sollte einmal den von Adolf Hitler konzipierten und von Albert Speer als Architekt in Baupläne ausgeführten „Großen Bogen“ in Berlin schmücken. Breker habe das christliche Pieta-Motiv „profanisiert“ und in die damalige Zeit umgesetzt. Die ‚Kameraden‘ stehen als Memento mori vor dem Betrachter wie seine anderen Darstellungen in dieser Untersuchung „als eine Mahnung zum Frieden“. Übrigens: die Schrift erschien zum 85. Geburtstag des Meisters.