„Variationen über das Theater der Grausamkeit“ versucht unsere gesellschaftliche Individuation mit literarischen Mitteln der Aphorismen als kulturellen Prozess zu zeigen. Die mit diesem Prozess verbundene Gewalt sieht man im Theater, in der Lehre, in der gesamten Zivilisation in Form eines äußeren und inneren Zensors manifestiert.
„Der Zauber ist die Transformation des Eigenen als Leerstelle in der Dauer des Verbleibenden.“ Das neueste Buch von Rüdiger Schöttle lässt in kurzen und prägnanten Denkbildern das Feuer am Herd entfachen. Den Aphorismen dient die Küche als Metapher und Raum für Schöttles Überlegungen zu Zeitlichkeit, Wahrnehmung und der Verbindung von Subjekt und Objekt. Künstlerisch begleitet wird das Buch mit 12 Farbzeichnungen von Rodney Graham. Dafür schlüpfte er in die Rolle des „pipe cleaner artist“ - eine fiktive Künstlerfigur aus den 1960er Jahren, die die Ausdruckskraft von Pfeifenreinigern erkundet.
Aphorismen und Reisen verbinden sich in diesem Text zu einer sichtbaren wie unsichtbaren inneren Landschaft. Die sichtbare ist die Bewegung, die nicht sichtbare das Vertauschen und Verwandeln. Sowohl der Leser als auch die Orte befinden sich auf einer Oberfläche. Darunter liegt eine Welt des Verschmelzens seiner Empfindungen. (Rüdiger Schöttle)
Viele wesentliche Künstler heutiger Zeit besitzen neben ihren eigentlichen Werken theoretische Auseinandersetzungen, die den Entstehungsprozess ihrer Arbeit mitbestimmen oder begleiten. Das Buch zeigt eine Art Rezeption dieser künstlerischen Vorgehensweisen innerhalb eines Gefüges von Theorie, Science Fiction und Media. Beschreibung und Spekulation bilden die Wellenbewegungen, durch die sich hier der Begriff des Bildes im weitesten Sinne darstellen soll. Die formale Gliederung der Texte, die an fragmentarische Aneinanderreihungen erinnert, ist ein Versuch, das ornamentale dem inhaltlichen Moment gegeüberzustellen. Man liest die Struktur des Gedruckten sozusagen mit. Zentrales Moment ist dabei für Schöttle die Bedeutung von Icons für Subjekts- und Identitätskonstituierung. Seine streng komponierten Texte bewegen sich in beeindruckend poetischer Weise durch die Bilderwelt vergangener Epochen bis hin zur zeitgenössischen Populärkultur.