Christentum und Anarchismus
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Eine große deutsche Bank ist durch regelwidrige Geschäftspraktiken in Schwierigkeiten geraten. Vorgeworfen werden ihr unter anderem: Zins- und Kursmanipulationen, Beihilfe zur Geldwäsche und Untreue. Der Vorstandsvorsitzende tritt bei der Hauptversammlung der Bank als Retter auf und verspricht einen „Kulturwandel“ der Bank, der eine Neufassung der Unternehmensziele und eine Neubestimmung der Werte des Unternehmens umfassen soll. Bei einer Tagung, die im Rahmen des Projektes „Kulturwandel“ über „Ethik des unternehmerischen Handelns“ stattfindet, wird von den Referenten auf die Bibel verwiesen, deren Werte als Grundlage eines ethischen Geschäftsgebarens dienen sollten. Der für Lobbying zuständige Generalbevollmächtigte lädt eine Bischöfin und drei Philosophen nach Sils-Maria ein, der langjährigen Sommerfrische Friedrich Nietzsches, um den ethischen Gehalt der in der Bibel dargestellten Ereignisse zu klären. Dabei wird deutlich, dass Mord, Betrug, Intoleranz, Hass und eine ungewöhnliche Brutalität gegenüber Fremden zur alltäglichen Lebenspraxis der biblischen Akteure gehören. Während man sich in Sils-Maria mit dem Gottesglauben befasst, verliert der Aufsichtsrat der Bank den Glauben an den Vorstandsvorsitzenden, der eine lange Zeit von seinen Untergebenen wie ein Gott behandelt wurde. In Anbetracht des Versagens der Götter jeglicher Provenienz bleibt nur der sarkastische Blick auf die wirklichen Verhältnisse und – bestenfalls – ein vornehmes Schweigen über deren Hilflosigkeit.
Familien sind komplizierte Systeme. Sie bestehen zumeist aus selbstbewussten, eigensinnig handelnden Menschen, die gleichzeitig zueinander halten und füreinander Verständnis haben sollen. Das geht oft schief; wo Liebe herrschen sollte, geht es vielfach um Sieg und Niederlage, Eitelkeit und Macht. Das Buch behandelt das Treffen einer Familie, in dem der Senior der Familie, Dieter, über ein turbulentes Leben in Kriegs- und Friedenszeiten berichten will. Sein Leben war einerseits Spiegelbild deutscher Geschichte, andererseits zeichnete es sich stets durch ein Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit aus. Das Familientreffen fällt mit der Fertigstellung einer Biografie über Dieters Leben zusammen, die sein Schwiegersohn, Johannes, verfasst hat und die kurz vor der Veröffentlichung steht. Diese Biografie findet das Missfallen der Kinder von Dieter, die alles unternehmen, um das Erscheinen des Buches zu verhindern. Ein Treffen, welches der Versöhnung der Familie dienen sollte, artet zum verzweifelten Kampf um Ehre und Recht aus. Das Buch ist ein Doku-Drama. Es behandelt ein Leben eines Deutschen, so wie es war, und den Streit einer Familie, so wie er sein könnte.
Dieter W., Jahrgang 1915, reflektiert über ein bewegtes Leben, geprägt von den Widersprüchen seiner Zeit. Aufgewachsen in einem deutsch-nationalen Elternhaus, strebt er nach Freiheit. Er ist begeistert von der Libertinage der Weimarer Republik, abgeneigt gegenüber der Massenkultur des Nationalsozialismus und kritisch gegenüber der Rüstungs- und Politik der 50er Jahre. Hoffnungsfroh sieht er das Zusammenwachsen Europas und das Ende ideologischer Gräben. Ab 1943 dient Dieter W. als Arzt an der Ostfront und gerät 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, wo er bis 1950 medizinische Betreuung für Mitgefangene leistet. In dieser Zeit entwickelt er eine Liebe zu Russland, seiner Landschaft und Sprache. Trotz seiner „vogelfreien“ Situation findet er Momente des Glücks. Der Drang nach Freiheit und Glück prägt sein Leben, während er sich oft durch die Enge seiner bürgerlichen Existenz belastet fühlt. Als passionierter Arzt leidet er unter der ständigen Präsenz und Unruhe. Er ist sich seiner sozialen Pflichten bewusst, empfindet jedoch die Nähe zu Menschen oft als Störung. Sein Leben ist ein Spiegelbild deutscher Geschichte und ein existenzialistisches Streben, als „Gefangener der sozialen Bedingungen“ Freiheit und Glück zu finden, geprägt von einem ständigen Versuch, der Erdgebundenheit zu entkommen.
Die Autobiographie thematisiert die individuellen Dimensionen der deutschen Geschichte und die Herausforderungen, die der politische Wandel des 20. Jahrhunderts mit sich brachte. Sie beleuchtet das Schweigen über die deutsche Barbarei und die kulturellen Werte der Nachkriegszeit, geprägt von christlichen Idealen, redlichem Arbeiten und Autoritätstreue. Demokratie und individuelle Freiheit mussten erst erlernt werden. Der Protest der Studenten in den 60er Jahren gegen traditionelle Werte und gesellschaftliche Sekundärtugenden spiegelte die Suche nach Identität wider. Das Vergangene war diskreditiert, während eine neue gesellschaftliche Ordnung nicht sichtbar war. In diesem Kontext beschäftigten sich viele mit sozialistischen Theorien und engagierten sich in Institutionen, die nicht stark belastet waren, wie Universitäten und Kirchen. Die Lebensgeschichte des Autors umfasst Tätigkeiten in der Kirche, der staatlichen Verwaltung und der Sozialdemokratischen Partei. Diese Erfahrungen führten zu Glaubenszweifeln und der Erkenntnis, dass Wettbewerb die Genossen-Kultur prägte, während die Bürokratie oft den Prinzipien der Wirtschaftlichkeit und den Werten der Demokratie widersprach. Das Buch plädiert für einen Pluralismus der gesellschaftlichen Werte und betont, dass ohne dessen Akzeptanz und die kritische Betrachtung der Mächtigen ein Lernen aus der Geschichte schwer möglich ist.
Im deutschen und europäischen öffentlichen Sektor vollzieht sich seit Jahren ein Prozess der Ökonomisierung, der sich an Prinzipien und Werten des Wirtschaftslebens orientiert. Dieses Phänomen zeigt sich in verschiedenen Formen, wie dem »Shareholder Value«, Privatisierung, dem Import privater Managementmethoden sowie der Deregulierung und Liberalisierung öffentlicher Dienstleistungen. Die Ursachen, Erscheinungsformen und Zukunftsentwicklungen der Ökonomisierung werden in diesem Werk umfassend erklärt. 14 Wissenschaftler und Praktiker analysieren das Problem aus unterschiedlichen theoretischen und praktischen Perspektiven. Zunächst wird eine Analyse der Ökonomisierung im gesamten öffentlichen Sektor präsentiert. Anschließend werden spezifische Formen und Effekte in der öffentlichen Verwaltung erörtert, einschließlich Erfahrungen mit dem »New Public Management« sowie aktuellen Haushalts- und Rechnungswesen-Reformen. Zudem werden Herausforderungen öffentlicher Unternehmen behandelt, wie die Entwicklung von Public-Private-Partnerships, das veränderte Managementverhalten und Perspektiven des öffentlichen Rechnungswesens. Das Buch richtet sich in erster Linie an Wissenschaftler und Praktiker im Bereich der öffentlichen Wirtschaft und Verwaltung.