Dracontius, ein Dichter des vandalischen Nordafrika, rückt immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes nähern sich seinem Werk insbesondere vor dem Hintergrund der ethno-politischen Umwälzungen im römischen Reich: Wie haben Migration und Interkulturalität Dracontiusˈ Dichtung beeinflusst? Wie hat er sich von den neuen politischen Machthabern im Reich abgegrenzt oder sie in seine Dichtung integriert? Wie ging er in dieser Umbruchszeit mit der althergebrachten Tradition und Kultur um? Mit einem methodisch breiten Zugriff auf alle Teile des Werks gehen die Autorinnen und Autoren diesen Fragen nach, sowohl aus althistorischer als auch aus philologischer Perspektive. So können sie den spätantiken Dichter nicht nur in die ihn umgebende literarische, kulturelle und auch politische Welt sowie in die Tradition der früheren antiken Literatur einordnen, sondern gewinnen zugleich weitreichende Erkenntnisse über das Selbstverständnis des Dracontius als Dichter.
Katharina Pohl Livres



Schönes Scheitern?
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Der Begriff des Scheiterns ist in den Zeiten der globalen Wirtschaftskrise vom großen „Tabu“ zum stark diskutierten Thema avanciert. Finanzmärkte scheitern an der Krise, Unternehmen an ihren Visionen und die Einzelnen am Aufbau einer als kohärent erfahrenen Identität. Insbesondere Vertreter der jungen Theaterregie-Generation nehmen sich dieses Themas an. Der Regisseur Florian Fiedler zeigt in seinen Inszenierungen „Die Leiden des jungen Werther“ und „I Hired a Contract Killer“ am schauspielfrankfurt das Scheitern der Protagonisten bei ihrer Suche nach Identität als eine existentielle Identitätskrise. In dichter Verschränkung einer detaillierten Analyse der dramaturgischen und ästhetischen Mittel der Inszenierungen mit den Befunden über das zeitgenössische Subjekt arbeitet Katharina Pohl Florian Fiedlers unvergleichliche Inszenierungsästhetik heraus. Seine Inszenierungen zeigen Geschichten des Scheiterns von Figuren, die Spielräume ihrer Identitätskonstruktionen auf einer Experimentierfläche in intensiven Momenten bis an ihre Schmerzgrenzen ausprobieren. Diese für die Zuschauer direkt erfahrbaren, „schönen“ Augenblicke formen somit aus dem hässlichen und bedrohlichen Wort „Scheitern“ den ästhetischen Leitgedanken „Schönes Scheitern“.