Hannes Möhring Livres
Hannes Möhring, historien et orientaliste, concentre ses recherches sur les attentes apocalyptiques médiévales au sein du christianisme et de l'islam. Son travail examine de manière critique les manières complexes dont les croyances religieuses et les circonstances historiques ont façonné ces perspectives eschatologiques. L'œuvre de Möhring éclaire la préoccupation humaine persistante pour la fin des temps et sa profonde influence sur les courants culturels et intellectuels. À travers sa voix analytique distincte, il offre aux lecteurs une compréhension plus approfondie de ces récits historiques omniprésents.




Wen sollte der Bamberger Reiter – eines der von Nationalisten schon vor 1933 missbrauchten Kunstwerke – darstellen? Der Mediävist und Orientalist Hannes Möhring bietet eine überzeugende Antwort: den am Ende der Zeiten wiederkehrenden Messias, den „König der Könige“ aus der Offenbarung des Johannes. Die Skulptur des waffenlosen Reiters im Bamberger Dom, geschaffen wohl vor 1237, sollte die Gläubigen daran erinnern, dass die Feinde des Christentums, vor allem die Muslime, nur durch Gottes Wort wirklich zu besiegen seien. Nach der Entfaltung seiner These bezieht der Autor auch andere berühmte Figuren des Bamberger Skulpturenprogramms in seine Untersuchung ein, bevor er die bisherigen Meinungen zum Reiter diskutiert. Dann geht er der Frage nach, ob mit dem Reiter auch ein Krypto-Porträt Kaiser Friedrichs II. gemeint gewesen sein konnte, weil Friedrich von seinen Zeitgenossen mehrfach mit dem Messias verglichen worden ist. Abschließend führt Möhring den Leser ein in die Endzeit-Erwartungen der Christen, Juden und Muslime zur Zeit der Kreuzzüge und in die damaligen Auseinandersetzungen über das Recht zur Tötung von Glaubensfeinden. Eine Kopie des Bamberger Reiters ist zur Zeit auf der Saladin-Ausstellung in Halle (später Oldenburg und Mannheim) zu sehen, eine Ausstellung, die vorwiegend die mittelalterlichen Kreuzzüge zum Thema hat. Hannes Möhring hat an dieser Ausstellung mitgewirkt.
Während des 4. Jahrhunderts entstand mit dem Sieg des Christentums eine Weissagung, die zunächst im 7. Jahrhundert unter dem Eindruck der unwiderstehlichen Macht des Islam und dann bis zum Anbruch der Neuzeit noch mehrmals aktualisierend bearbeitet wurde und besonders im Abendland, aber auch in Byzanz und im Orient Verbreitung fand. Sie handelt von einem kurz vor dem Weltende regierenden idealen Herrscher, der als letzter Kaiser der Römer alle Feinde des Christentums vernichtet oder bekehrt, ein die ganze Welt umfassendes Reich des Friedens schafft und am Ende seiner Regierung alle Macht an Gott zurückgibt, indem er in Jerusalem die Zeichen seiner Herrschaft ablegt. Am Beispiel dieser Weissagung wird ein möglichst umfassendes Bild der Bedeutung endzeitlicher Weissagungen für die mittelalterliche Geschichte gegeben. Dabei geht es ebenso sehr um die Geschichte der Erfolgreichen wie der Erfolglosen, um Einzelgänger ebenso wie um die Menschenmassen. Die Sehnsucht nach dem alle Übel und Mühsal beseitigenden Führer am Ende der Zeiten ist als ein Grundzug der christlichen und islamischen Geschichte im Mittelalter zu betrachten. Die Konsequenzen waren bei Christen und Muslimen freilich ganz verschieden.