Bildung, Militär und Gesellschaft in Deutschland
- 156pages
- 6 heures de lecture






Die Inschrift „Martis et Minervae alumnis“ zierte das Berliner Kadettenhaus, das von 1777 bis 1878 das Königlich Preußische Kadettenkorps beherbergte. Heinz Stübig widmet sich dem komplexen Verhältnis zwischen militärischer Macht und den zeitgenössischen Bildungs- und Erziehungsidealen. Er beleuchtet die Veränderungen des Kriegsbildes im Zeitalter der Aufklärung und die damit verbundene Kritik am preußischen Heer der nachfriderizianischen Zeit. Zudem untersucht er den Zusammenhang zwischen der veränderten Kriegführung und der Offiziersausbildung, die zur Gründung der Professur für Kriegswissenschaften an der Universität Marburg führte. Stübig diskutiert die Herausgabe der „Militair Bibliothek“ durch General Gerhard von Scharnhorst und würdigt dessen Biografie im Rahmen der frühen militärgeschichtlichen Forschung. Er analysiert die preußischen Reformen und den nationalpädagogischen Diskurs im 19. Jahrhundert. Auch die Bildung und Erziehung des Offiziersnachwuchses im preußischen König- und deutschen Kaiserreich, insbesondere in Potsdam, wird thematisiert. Zudem wird die Frage erörtert, wie die preußisch-deutsche Armee im 19. Jahrhundert zur „Schule der Nation“ wurde und welche Herausforderungen die Traditionsbildung in der Bundeswehr, exemplifiziert am Eisernen Kreuz, mit sich brachte.
Die Abhandlungen untersuchen die Entwicklung der bewaffneten Macht in Preußen/Deutschland im 19. Jahrhundert, von der Reform des preußischen Staates nach der Niederlage von Jena und Auerstedt (1806) bis zur Reichsgründung. Der Fokus liegt auf der Situation im „Zeitalter der deutschen Erhebung“ und den tiefgreifenden Veränderungen im weiteren Verlauf des Jahrhunderts. Nach einer Einleitung, die Preußens Spuren in der neueren deutschen Geschichte nachgeht, behandelt der erste Teil die Grundzüge der preußischen Heeresreform, einschließlich des Beitrags Friedrich Wilhelms III. zur Reorganisation der Armee und den Einfluss Johann Heinrich Pestalozzis auf die Reformpolitik. Auch die Interpretation dieser Epoche durch Erich Weniger, einen bedeutenden deutschen Pädagogen, wird erörtert. Der zweite Teil widmet sich der Entwicklung in zentralen militärischen Bereichen, einschließlich der Wehrverfassung Preußens zwischen 1815 und 1860. Zudem werden die Entstehung des höheren militärischen Bildungswesens und die Kadettenausbildung am Beispiel Hermann von Buddes behandelt. Abschließend erfolgt eine Analyse der Entstehung und Ausprägung des preußisch-deutschen Generalstabs.
Die hier abgedruckten Studien kreisen um das Leben und die Wirkungsgeschichte Friedrich Wilhelm August Fröbels. Die ersten beiden Beiträge beschäftigen sich mit seiner Autobiographie sowie mit dem Versuch, die von ihm entwickelten pädagogischen Ideen in die Praxis umzusetzen. Die folgenden Aufsätze befassen sich mit der Rezeption Fröbels durch Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg, der sowohl Fröbels pädagogische als auch dessen (bildungs)politische Bestrebungen nachdrücklich unterstützte, sowie mit der Wahrnehmung Fröbels in der gebildeten bzw. Wissenschaftlichen Öffentlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert. In den beiden letzten Artikeln wird insofern Neuland betreten, als einerseits auf der Basis einer systematischen Analyse der auf Fröbel bezogenen Lexikon- und Enzyklopädieartikel erstmals sein „Bild“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgearbeitet, andererseits durch die Erörterung seiner Darstellung in den im 20. Jahrhundert in Deutschland veröffentlichten „Geschichten der Pädagogik“ Fröbels Beurteilung und Bewertung in der pädagogischen Historiographie umfassend diskutiert wird. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch eine Analyse der Bedeutung Fröbels für die Entwicklung von Wolfgang Klafkis „Theorie der kategorialen Bildung“, womit zugleich ein zentraler Aspekt der Fröbel-Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland thematisiert wird.
Die Studien gehen einzelnen Aspekten des Lebens und der Wirkung des preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst nach. Nach einer biographischen Skizze wird zunächst die Entwicklung seiner Bildungsvorstellungen analysiert. Die weiteren Untersuchungen kreisen um seine Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert. Thematisch geht es dabei um die „Laudatio G. D. Scharnhorstii“ von Hermann Masius (1842), ferner um die DDR-Fernsehserie „Scharnhorst“ aus dem Jahr 1978 und schließlich um Scharnhorsts Bild im historischen Roman am Beispiel von Werken aus der Weimarer Republik, dem „Dritten Reich“ und der DDR.
Die Reform des preussischen Heeres
Scharnhorst zählt zu den bedeutendsten Reformern des preußischen Staates nach der Niederlage von Jena und Auerstedt (1806). Die unter seinem Vorsitz von der Militär-Reorganisationskommission eingeleiteten Maßnahmen zielten auf eine grundlegende Umgestaltung der überlieferten Heeresverfassung ab und damit auf die Integration der bisher vom Waffendienst befreiten Bevölkerungsschichten in den Staat.