Die Geschichte des amerikanischen Romans wird im Kontext der Debatte um seinen Beitrag zum Modernisierungsprozess dargestellt. Dabei werden sowohl die Innovationsschübe des Modernismus als auch die Disziplinierungsleistungen des poststrukturalistischen und postmodernen Denkens als Teil eines historischen Prozesses kultureller Enthierarchisierung analysiert. Zentral sind die Thesen der literarischen Anthropologie Wolfgang Isers, die die Fiktion als effektives Medium zur Artikulation von noch nicht kulturfähigen Vorstellungen betrachtet. Diese Fiktion ermöglicht ein imaginäres „Doppelgängertum“ und ein ständiges Sich-selbst-Überschreiten des Menschen. Der „Artikulationseffekt“ des Romans eröffnet kulturgeschichtlich neue Spielräume für imaginäre Selbstentwürfe und individuelle Selbstermächtigung. Durch die Optimierung literarischer Illusionsbildung schafft der Roman im 19. Jahrhundert eine Gleichzeitigkeit von Wirklichem und Möglichem, wodurch er zum privilegierten Ort der Arbeit an einem kulturellen Imaginären wird. Dieses dient dem Individuum als Antrieb für neue Akte der Selbstinszenierung. Flucks Arbeit untersucht die spannungsvolle Komplementarität von imaginärer Selbstüberschreitung und diskursiver Zurichtung des kulturellen Imaginären in detaillierten Einzelinterpretationen aller wichtigen Stationen und Genres des amerikanischen Romans im 18. und 19. Jahrhundert.
Winfried Fluck Livres
L'œuvre de Winfried Fluck explore la littérature et la culture américaines, en se penchant sur le concept de « réalité mise en scène » – la manière dont les expériences sont construites et présentées. Ses recherches examinent les fondements esthétiques de la critique littéraire et analysent le réalisme américain comme une performance artistique délibérée. Fluck étudie comment la littérature façonne notre perception du monde et les manières complexes dont la réalité est dépeinte et fabriquée au sein de l'expression artistique. Son approche offre aux lecteurs un aperçu pénétrant des mécanismes de la représentation littéraire et de la production culturelle.
