Die Untersuchung erörtert Fragen der Lehrerbildung nach dem 2. Weltkrieg. Mit der neuen Pädagogischen Hochschule in Groß-Berlin, auf die sich die vier Alliierten und das Gesamtberliner Volksbildungsamt verständigten, schien das Ziel der Ausbildung von reformorientierten Lehrern erreicht zu sein. Die weitergehenden Absichten der KPD bzw. SED blieben damals noch im Hintergrund. Mit der Spaltung der Stadt (1948) wurden auch die wissenschaftlichen Institutionen einer Zerreißprobe ausgesetzt. Fortan gab es zwei Stätten der Lehrerausbildung in Berlin, die eine unter dem Postulat freier Forschung und Lehre, die andere erst schwächer, dann stärker unter dem Diktat einer Ideologie, die sich in der Nachfolgeschaft von Marx, Lenin und Stalin begriff. Der ursprüngliche Plan konnte auch im Westen während der Ernst-Reuter-Zeit und danach nicht mehr aufrecht erhalten werden. Beamtenrecht und Lehrerausbildung wurden dem in voller Regeneration begriffenen Westen Deutschlands angepaßt. Nach einer langen Übergangszeit konnte erst 1958 die Lehrerausbildung in Berlin auf eine feste gesetzliche Grundlage gestellt werden.
Michael-Sören Schuppan Livres
![30 [Dreissig] Jahre Pädagogische Hochschule Berlin](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/0.jpg)



Berlin galt und gilt als die Stadt der pädagogischen Reformen. Dieser Ruf besteht nicht nur im Schulbereich, sondern auch und gerade in der Lehrerbildung. Auslöser einer sich ständig verändernden Lehrerbildung sind die sich vielfältigen, mit unterschiedlicher Intensität vorgetragenen Schwerpunkte aus der Gesellschaft. So stand bis vor Kurzem unumstößlich fest, daß jeder Lehrer in der ersten Phase der Ausbildung mindestens ein wissenschaftliches Fach studiert haben muß, um wissenschaftliche Ergebnisse in seinem Unterricht angemessen berücksichtigen zu können. Dieses Diktum, das in allen hier vorgestellten Beiträgen zum Ausdruck kommt, ist mit der Einführung des neuen Studiengangs „Grundschullehrer_in“ in Berlin gefallen. An die Stelle treten nunmehr Lernbereiche. Erste die Zukunft wird zeigen, ob dieser Weg zielführend sein wird und nicht einen Rückfall in die seminaristische Ausbildung bedeutet. Daß die Vorstellungen der Mehrheit der Gesellschaft die Ausbildungsinhalte von Lehrern bestimmen, wird wie selbstverständlich von den Autoren betont bzw. vorausgesetzt. Dabei werden Erfahrungen aus der Vergangenheit hoffentlich nutzbringend für Zukünftiges ausgewertet und modifiziert eingebracht.
Hauptstadtegoismus und preußische Schulverwaltung
Die Berliner Schulentwicklung im Spannungsfeld bildungspolitischer Kompetenzen 1919-1933
- 205pages
- 8 heures de lecture
Die vorgelegte bildungsgeschichtliche Untersuchung zielt auf die Frage, wie die Steuerung des Bil-dungswesens in einer zweigestuften Kompetenzstruktur im Zeitraum von 1919 bis 1933 im Freistaat Preußen und in der Kommune Berlin er- folgte. Der gewählte Zeitraum ist durch die Konstituierung der Groß-gemeinde Berlin und durch Trans-formationsprozesse gekennzeichnet, in deren Verlauf der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik und vom Königreich zum Frei- staat Preußen bestimmend sind. Das hier thematisierte Spannungsverhältnis zwischen zwei Kompetenzebenen besteht im Dualismus zwischen Schulaufsicht, die für die inneren Angelegenheiten (Lehrplan, Un-terricht etc.) verantwortlich zeichnet, und der Gemeinde Berlin, die für alle sächlichen Ausgaben des Schulwesens zuständig ist. Der Freistaat Preußen wird durch das Kultusministerium, den Oberpräsidenten, der gleichzeitig als Regierungspräsident für Berlin fungiert, und das Provinzialschulkollegium (PSK) vertreten. Neben der zweigestuften Kompetenzstruktur mit den in ihm angelegten Konfliktpotenzial und dessen Manifestation in unterschiedlichen Situationen wird ein Panorama entworfen, das das Berliner Schulwesen in einer trotz grundlegender Kontinuität konfliktreichen und wechselvollen Entwicklungsperiode aufzeigt.