Detlef Guhl erzählt mit übertriebener Lust an Absurditäten und Fabulieren von seinen Erlebnissen im Alltag. Seine Geschichten bieten humorvolle Einblicke in alltägliche Situationen und bekannte Märchen. Dieses Buch unterhält und rüstet den Leser gegen die Herausforderungen des Lebens.
Detlef Guhl Livres






Detlef Guhl beleuchtet die Tücken des Alltags und die kleinen Unzulänglichkeiten des Lebens in seinen humorvollen Geschichten. Mit Satire und Ironie erzählt er von kuriosen Erlebnissen, sei es in der Philharmonie oder bei der Deutschen Bahn. Seine Erzählungen sind ein Blick auf den alltäglichen Wahnsinn, der uns umgibt.
Im Nachlass meines Vaters fand ich vor einigen Jahren einen abgegriffenen Schnellhefter mit der Aufschrift AKTE KLO. Er enthielt einen Schriftverkehr zwischen der Mietergemeinschaft des Wohnhauses, in dem ich die ersten Jahre meines Lebens verbracht hatte, und der Hauseigentümerin einerseits und den städtischen Behörden andererseits. Es ging bei diesem schriftlichen Scharmützel um das Plumpsklo des Hauses, von dem ich in meiner Nachkriegsgeschichte „SPLITTER“ bereits erzählt habe. Die Absurdität des Briefverkehrs aus den Jahren 1950 bis 1953 hat mich sehr fasziniert. Während sich fünf Jahre nach Kriegsende das Leben in Westdeutschland allmählich normalisierte und das Weltgeschehen teilweise bedrohliche Wendungen nahm, eskalierte der Streit zwischen den Mietern und der Vermieterin um eine stinkende Jauchegrube. Ich habe deshalb den Schriftwechsel satirisch aufgearbeitet, als Briefroman gestaltet und die Rolle des Chronisten übernommen.
Die Nachkriegsgeneration wird älter, die Kinder und Enkel dieser Menschen haben 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs nur vage oder gar keine Vorstellungen von dieser Zeit. Von einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen geraten war. In 22 Splittern des Familienbildes auf dem Cover - nebst Prolog und Epilog - erzählt der Autor aus seiner Erinnerung von den Jahren 1946 bis 1958 - mal augenzwinkernd und satirisch, mal traurig und bitter. Wer kennt heute noch Trümmer-Spielplätze? Wer weiß noch, was ein Interzonenzug ist? Wer kennt noch die drakonischen Strafen in der Schule, selbst bei kleinsten Vergehen? Der rote Faden seiner Erzählung sind allerdings die Haare auf Käthes Brust, die sein Vater gesehen haben will. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, sagte der Schriftsteller Jean Paul. Wenn die Nachkriegszeit ein Paradies gewesen ist, war der vorangegangene Krieg die Hölle. Die Wahrnehmung allerdings ist relativ. Für einige der Protagonisten der Kriegsgeneration scheinen die Jahre 1933 bis 1945 in der Erinnerung zumindest teilweise wohl eher das Paradies und die Nachkriegszeit die Hölle gewesen zu sein. Wie sonst sollte man sich die mitunter nicht enden wollende Begeisterung für den BDM, Arbeitsdienst und Kriegshilfsdienst erklären?
„Geschichten, die das Leben schreibt“? - ja, Pustekuchen! Das Leben ist, wie es ist - ziemlich dämlich. Es kann nämlich gar nicht schreiben und wird es wohl auch nicht mehr lernen. Der Autor muss es also wieder mal selbst machen. Das Leben bringt es gerade mal fertig, ihm die Geschichten in die Tasten zu diktieren, und das war's dann auch schon. Das nervt. Und deshalb ist jetzt Schluss damit!! Immerhin ist er inzwischen über siebzig. Was hat das Leben diesmal zu erzählen? Nun, da wäre die Wahrheit über Romeo und Julia, ein Polizeibericht über eine Kettenreaktion auf dem Weihnachtsmarkt und eine Tatort-Beschreibung, um nur einige Ereignisse zu erwähnen. Und Mehmet kommt natürlich auch wieder zu Wort.