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Hans Jürgen Degen

    Anarchismus in Deutschland 1945 - 1960
    "Tu, was du willst"
    Denk' ich an Deutschland
    Anarchismus heute
    Voraussetzungen des Anarchismus
    Anarchismus
    • Anarchismus

      • 216pages
      • 8 heures de lecture
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      Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich im Frühkapitalismus Nordwesteuropas der Sozialismus als Gegenbewegung. Mit der ArbeiterInnen-Bewegung begann ein bedeutender Prozess der allgemeinen Emanzipation. Aus den Diskussionen und Flügelkämpfen formierten sich zwei Hauptströmungen: Karl Marx für den autoritären und Michael Bakunin für den anti-autoritären Flügel der Bewegung. Der Anarchismus stellte hohe moralische und ethische Ansprüche an die Menschen und forderte unteilbare Freiheit für alle sowie die Ablehnung jeglichen Elitedenkens und vorübergehender Machtstrukturen. Dennoch gelang es ihm nicht, Anarchie in der Gesellschaft zu etablieren. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich zudem verschiedene Strömungen des Anarchismus, was die Bildung einer homogenen Bewegung erschwerte. Das Buch beleuchtet diese unterschiedlichen Richtungen innerhalb der anarchistischen Bewegung sowie die Rolle der AnarchistInnen während der Revolutionen von der Pariser Kommune 1871 bis zur Studentenbewegung 1968. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Anarchismus ein Jugendprivileg sei, betont Gustav Landauer, dass Anarchie nicht nur eine Forderung, sondern eine Lebensweise ist.

      Anarchismus
    • Anarchismus in Deutschland 1945 - 1960

      Die Föderation Freiheitlicher Sozialisten

      Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich weitgehend auf die Organisationsgeschichte der bedeutendsten libertären Organisation nach 1945: die anarcho-syndikalistische „Föderation freiheitlicher Sozialisten“ (FFS). Primär hat sie also nicht das Ziel der Herausarbeitung ihrer ideologischen Position. Bewusst wird in dieser Arbeit auch auf Definitionen von Anar-chismus, Anarcho-Syndikalismus etc. verzichtet. Die wahlweise verwendeten Termini Anarchisten, freiheitliche Sozialisten, Libertäre, Anarcho-Syndikalisten, wie auch Anarchismus, freiheitlicher Sozialismus, Anarcho-Syndikalismus ergaben sich aus dem Selbst-verständnis der Agierenden: Sie wandten diese Termini nach Belieben an bzw. identifizierten sich mit diesen. Diese Arbeit spart die Vorgeschichte der FFS, also die der anarcho-syndikalistischen FAUD aus. Der/die Leser/in wird unschwer im Text immer wieder auf Assoziationen zur Geschichte des (deutschen) Anarcho-Syndikalismus stoßen. Damit werden die Verbindungslinien zum historischen und ideologischen Ursprung der FFS gezogen. Die FFS war ein Teilaspekt der Geschichte des deutschen Nachkriegsanarchismus. Diese Untersuchung zeigt, dass die Anarchismusforschung für diesen Zeitraum, noch ziemlich am Anfang steht.

      Anarchismus in Deutschland 1945 - 1960
    • Der „Raubtierkapitalismus“ ist nicht zu zügeln. Wer den Kapitalismus nicht mehr will, muss ihn vernichten. Mit „Reformen“ geht das nicht. Kapitalismus ist kein unverfängliches Credo. Seine Praxis ist entlarvend. Wer es wirklich noch nicht wusste und spürte: Die Vermarktung und Entblößung allen Lebens durch das kapitalistische System ist total. Nichts wird da wirklich ausgelassen. Deshalb sind in ihm auch nur dieses abstoßendes Beispiel Spekulationen mit Lebensmitteln „normal“; der „Hunger“ ist ihm auch nichts anderes als „Ware“. Aber „die Folgen sind verheerend: Großspekulanten und Kleinanleger treiben die Preise für Lebensmittel in die Höhe und stürzen Millionen in Armut und manchmal sogar in den Tod.“

      Kapitalismus in der Insolvenz?
    • „Kein Wort“, so der Romancier Adalbert Stifter 1847, ist „so oft ausgesprochen worden“ wie Freiheit; aber „unter hundert“, die davon reden, wäre „kaum einer, der weiß, was das sei.“ Die heutige Inflationierung des Begriffs Freiheit hat daran auch nichts geändert. Im Gegenteil.

      „... aller Laster Anfang“
    • Noch sind die Individualisten nicht ausgestorben. Noch erwehren sie sich dem herrschenden Konformismus. Denn er sitzt noch nicht in allen Nischen der Gesellschaft. Die Tragik des Individuums ist die seiner Doppelrolle: Als Einzelwesen in der Massengesellschaft steht es zwischen Selbstbehauptung und kollektivem Zwang. Unmöglich, sich diesem Zwang gänzlich zu entziehen.

      "Das Paradies ist offen"
    • Im gesamtgesellschaftlichen politischen Rahmen, in seiner politischen Wirksamkeit war der Anarchismus in Deutschland nach 1945 marginal. Dennoch hat er unzweifelhaft Denkanstösse und Impulse für vielfältige politische Diskussionen abgegeben. Offengelegt wurde dies von verschiedenen Autoren (s. z. B. Kapitel III.: Anarchismus-Rezeption) und Forschern (siehe z. B. Kapitel II.: Einleitung); nicht zuletzt auch von Publizisten (siehe z. B. Kapitel VI.: Arnold Künzli). Auch Hans-Joachim Bloch, Direktor beim BRD-Verfassungsschutz, notabene kein Sympathisant des Anarchismus, entdeckte (zwar eingeschränkt) 1989 Positives im Anarchismus: „Der Anarchismus hat schon frühzeitig Kritik an den Gefahren der modernen Zivilisation geübt – und damit einen gewissen Realitätssinn bewiesen. Um so unverständlicher ist sein grenzenloser, gefährlicher Optimismus hinsichtlich der Anarchie: Ist einmal der Staat beseitigt, dann wird sich alles zum Guten wenden!“

      "Die Wiederkehr der Anarchisten"