Hören als Handeln
Eine neurophysiologische Theorie der musikalischen Wahrnehmung






Eine neurophysiologische Theorie der musikalischen Wahrnehmung
Die Vielfalt unterschiedlicher Musiken und die Möglichkeiten medialer Vermittlung bestimmen die musikalische Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern, denen auch der Musikunterricht Rechnung tragen muss. Andererseits ist Musiklernen aber auch grundlegenden lernpsychologischen Bedingungen unterworfen. Dies fordert eine neue Theorie des Musikunterrichts heraus, die hier aus historischer, pädagogischer und lerntheoretischer Sicht entwickelt wird. Ausgehend von bildungstheoretischen Argumentationsmustern werden auf der Grundlage neurobiologischer Erkenntnisse Argumente für eine lernpsychologisch begründete Theorie des Musikunterrichts gewonnen, die Musiklernen wie das Sprechenlernen als einen immanenten Vorgang versteht. Dabei geht es nicht um Wissen über Musik, sondern um den Erwerb von Denk- und Handlungsfähigkeiten in Musik, also darum, Musik musikalisch zu erfahren, darzustellen und zu verstehen.
Jedes Kind reagiert auf Klänge, auf Rhythmen - schon im Mutterleib und vom ersten Lebenstag an. Dieses Buch möchte Eltern, Großeltern, Lehrerinnen und Erzieherinnen ein Ratgeber in ihrem Bestreben sein, kleine Kinder von Geburt an mit Musik vertraut zu machen und sie ihnen auf ganz natürliche Weise nahe zu bringen, ohne gleich an spätere Leistungen zu denken. Was können wir tun, wenn sich bei Vorschulkindern das Bedürfnis nach Klang und Musik zeigt? Wie können wir möglichst offen und vielseitig musikalische Anregungen geben? Wie können wir da, wo sich eine besondere Anlage nicht offen zeigt, vielleicht musikalisches Interesse wecken? Auf diese und viele andere Fragen antwortet das Buch und erklärt darüber hinaus aus lernpsychologischer Sicht, wie Kinder eigentlich Musik lernen, d. h. welche Schritte dabei aufeinander folgen. Ausführlich und fundiert geht der Autor auch auf die aktuelle Fragestellung ein, ob und wie sich Musik auf die Entwicklung des Gehirns schon des Kleinkinds auswirkt und welche Voraussetzungen hierfür im welchen Alter am günstigsten sind. Ebenso behandelt wird die Frage, ob und welcher Zusammenhang zwischen Musikerfahrung und Intelligenz („Mozart-Effekt“) besteht.
Band 4: Dokumente zur Reform des Preußischen Musikwesens Amtliche Bestimmungen und Erlasse
Mit den Dokumenten zur Preußischen Reform des Musikwesens wird die Gesamtausgabe der Schriften Leo Kestenbergs abgeschlossen. In ihnen werden seine Vorstellungen einer neuen Bildungspolitik und Unterrichtsreform greifbar, obwohl die Texte der ministeriellen Bestimmungen und Erlasse nicht immer von ihm selber verfasst worden sind. Aber als verantwortlicher Ministerialbeamter hat er die Reformen in allen Bereichen der Ausbildung initiiert, konzeptionell entwickelt und in schwieriger Zeit politisch umgesetzt, wobei er sich in einzelnen Sachfragen natürlich von Fachleuten hat beraten lassen. Daher tritt in den Richtlinien und Erlassen die Kestenberg-Reform am deutlichsten in Erscheinung. Zusammen mit den übrigen Texten der Gesamtausgabe möchten sie die Beschäftigung mit seiner Musikpolitik auf der Grundlage der historischen Quellen fördern und seine Bedeutung als Initiator eines neuen bildungspolitischen Denkens erkennbar werden lassen.
Bedingungen - Handlungsfelder - Positionen
Das Buch „Musiklernen“ thematisiert die Spannungen, die dem Begriff des Lernens innewohnen, und nimmt sie zum Ausgang der Reflexion über musikalisches Handeln, das zum Lernen führt. Die in den einzelnen Kapiteln erarbeiteten Problemaufrisse wollen auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung grundsätzliche Einstellungen zu Formen musikalischen Lernens in den jeweiligen Arbeitsbereichen aufzeigen und zum Gegenstand weiteren Diskurses machen. Dabei reflektieren sie den gegenwärtigen Wissensstand zum musikalischen Lernen in seinen verschiedenen Ausprägungen der jeweiligen Arbeitsfelder. Praktiker können so angeregt werden, den Prozess des Lernens und Vermittelns immer wieder kritisch zu hinterfragen und neu zu justieren; Studierende, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Musikpädagogik erhalten ein Kompendium mit Beiträgen einzelner Disziplinen und Handlungsfelder.
Leo Kestenbergs Leben zwischen Kunst und Kulturpolitik
Leo Kestenberg war ein bedeutender Vertreter des intellektuellen deutschen Judentums, das europäische Aufklärung mit jüdischem Geist verband. Seine pianistischen, musikpädagogischen und bildungspolitischen Leistungen drohen in Vergessenheit zu geraten, obwohl seine Reformen im schulischen Musikunterricht und im außerschulischen Instrumentalunterricht bis heute nachwirken. Als Schüler Busonis und Freund Artur Schnabels schien ihm eine erfolgreiche Karriere als Pianist bevorzustehen, doch er entschied sich, als Sozialist in den sozialdemokratischen Bildungsausschüssen und später als preußischer Ministerialbeamter der Volksbildung zu widmen. Er arbeitete in der Freien Volksbühne Berlin mit und leitete eine umfassende Reform des Gesangunterrichts an Schulen ein. Die vorliegende Biographie stützt sich auf Kestenbergs Schriften, seine umfangreiche Korrespondenz und Dokumente aus seinem Nachlass, um eine neue Würdigung dieses Künstlers, Pädagogen und Reformers zu präsentieren, der mit vielen Zeitgenossen in Verbindung stand. Nach seiner Emigration nach Palästina 1938 wurde er erneut zum Reformer und Lehrer, der die Musikerziehung in Israel neu gestaltete. Sein Einfluss auf die Bildungspolitik und das Musikwesen in Deutschland und Israel verdeutlicht die große Bedeutung des jüdisch aufgeklärten Geistes für die Kultur- und Geistesgeschichte Europas.
Die Frage nach Begabung ist so alt wie die Themen Schule, Unterricht und Lernen im öffentlichen Diskurs. Es wird untersucht, was Begabung im Allgemeinen und musikalische Begabung im Besonderen ausmacht und wie sie erkennbar ist. Verschiedene historische Positionen und wissenschaftliche Disziplinen kommen zu Wort, um einen Überblick über den aktuellen Stand der musikalischen Begabungsforschung zu geben. Dies dient Wissenschaftlern, Studierenden sowie Eltern und Erziehern als fachliche Orientierung in der Vielfalt der Aspekte und Erkenntnisse. Der Inhalt umfasst Grundlagen wie Musikalität, Intelligenz und Persönlichkeit, Hochbegabung, zielgerichtete Übung und musikalische Begabungstests. Es wird erörtert, wie musikalische Begabung in der Kindheit erkannt und gefördert werden kann, sowie deren Entwicklung über die Lebensspanne. Auch die Biologie der Begabung wird behandelt, einschließlich evolutionärer, hormoneller und neurobiologischer Aspekte. Die Beiträge des Buches bieten eine fundierte Annäherung an den Begabungsbegriff, wobei die Interkorrelation der Faktoren betont wird. Dies portraitiert musikalische Begabung nicht als lineares Konzept, sondern als komplexes Netzwerk. Die Auswahl der Experten ermöglicht eine wertvolle Ressource für die Forschung, die sich zwischen sozial- und naturwissenschaftlichen Zugängen bewegt.
Viele praktische Beispiele vom Musizieren, von Musikstrukturen, von musikalischem Ausdruck aus erleichtern das Verstehen der Beziehungsverhältnisse und ihrer Verwirklichung. Sie sind zum Teil so einfach und einleuchtend, dass sie sich als praktische Grundlage des künstlerischen und/oder pädagogischen Handelns eignen (…) Musikern, Rhythmikern, Musiktheoretikern und Lehrern für den allgemeinen Musikunterricht sei die kleine Schrift empfohlen. (Christoph Richter, Diskussion Musikpädagogik, H. 69/2016) Musikalische Gestik wird hier im Zusammenhang mit ihrer musikgeschichtlichen Entwicklung beschrieben und zugleich in einem erweiterten Bedeutungsumfeld systematisch erschlossen. Der Band gibt eine kompakte Einführung in die verschiedenen Dimensionen der Thematik und umreißt die Vielschichtigkeit des Gegenstands von der bloßen Ausdrucksgeste bis zur musikalischen Bewegungsforschung. Die Frage nach der Entstehung bedeutungsverstärkender oder bedeutungstragender Gesten und Gebärden rührt dabei an Grundfragen der Evolution von Sprache und Musik. Die Erörterung der Gestik des Musizierens wie der Expressivität der Gebärde betrifft die Lautpantomime ebenso wie die Spielmotorik. Musikspezifische Fragen können so auf einer sehr allgemeinen, aber evolutionsbiologisch grundlegenden Ebene Einblicke in das Wesen der Musik und des Musizierens geben.