Vaterforschung stützt sich vorwiegend auf literarisch-biographische Quellen, was auch in diesem Buch geschieht. Es werden bemerkenswerte Aussagen bedeutender Persönlichkeiten zur Vaterschaft präsentiert. So wird Hermann Hesse der Kafka-Gruppe zugeordnet, die durch Angst vor dem Vater geprägt ist, was zu Konflikten und sogar Hass führt. Hesse beschreibt den Vater-Sohn-Konflikt als Ergebnis divergierender Meinungen, wo Sympathie erwartet wird. Karl Marx’ Beziehung zu seinem Vater ist ebenfalls überraschend; er bezeichnet ihn als „mildesten Richter“ und „innigsten Teilnehmer“, wobei Vaterliebe das „innerste Zentrum unserer Bestrebungen“ darstellt. Die Autorin teilt auch ihre eigenen Erinnerungen an ihren Vater, der für seine Zeit modern war. Sie thematisiert aktuelle Vaterprobleme und beleuchtet heikle Themen wie Töchternotzuchtverbrechen und den Priester als Vaterfigur. Trotz dieser schwierigen Themen vermittelt das Buch ein versöhnliches Bild vom Vater. Die Erinnerungen der Autorin und die Berichte von Töchtern, die unter Inzest litten, zeigen, dass sie versuchen, das Verhalten ihrer Väter zu verstehen, oft bedingt durch familiäre Unverträglichkeiten und persönliche Krisen. Zudem wird der Eindruck einer glücklichen Familie vermittelt, in der der Vater seine Töchter früh zum Lernen und zur Selbstständigkeit ermutigte.
Lotte Adolphs Livres
23 mars 1915 – 1 janvier 1995
![Erziehung und Bildung im 19. [neunzehnten] Jahrhundert](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/0.jpg)





