"Wußten Sie, daß Ihre Tochter Herrenverkehr hatte?"
Der Fall Kolomak in Bremen 1927






Der Fall Kolomak in Bremen 1927
Anfang Februar 1926 stellte ein Artikel in der Berliner Börsenzeitung das Wahlrecht für Frauen in Frage. Annagrete Lehmann, Abgeordnete der Deutschnationalen Volkspartei, wies diesen Angriff entschieden zurück und betonte, dass Frauen – ob berufstätig oder als Hausfrauen und Mütter – „ihrem Volk verantwortlich“ seien. Sie argumentierte, dass die Rückkehr zur Stärke des deutschen Volkes nur durch die politische Beteiligung von Frauen gesichert werden könne. Lehmanns Artikel, veröffentlicht am 15. April 1926, thematisiert die Mobilisierung von Millionen Frauen für politische Fragen im Kontext entscheidender historischer Prozesse des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Besonders unter konservativen und nationalistischen Frauen entstand ein starkes Interesse an der politischen Lage, trotz anhaltender Kritik und Ablehnung aus dem rechten Lager. Der Band dokumentiert den Einfluss von Frauen in rechten Organisationen und Ideologien von 1890 bis 1933. Die Autor*innen beleuchten verschiedene Organisationen und den Aktivismus rechter Frauen in der Wahlpropaganda sowie deren Rolle in den Parteigruppen. Zudem wird nach Ordnungsentwürfen in Konsumpolitik und Geschlechterverhältnissen gefragt. Der einführende Aufsatz plädiert für einen intensiven Dialog zwischen Allgemeiner und Geschlechter-Geschichte und verortet die Beiträge in zentrale Forschungsdebatten zur politischen Rechten. Der Band enthält auch Dokumentationen wesentlicher Quel
Die Geschichte der Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert wurde in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht, wobei der Fokus auf nationalen Bewegungen und deren Methoden lag. In Deutschland hat die historische Analyse jedoch erst kürzlich begonnen, die internationale Dimension dieser Bewegungen zu betrachten. Es zeigt sich, dass Frauenbewegungen in verschiedenen Ländern international organisiert waren und auf jahrelanges gemeinsames Engagement zurückgreifen konnten. Diese über nationalen Grenzen hinausgehenden Diskussionen bildeten eine wesentliche Grundlage der Bewegungen. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen, die internationale Dimension als unveränderbare Grundlage zwischen 1848 und nach dem Zweiten Weltkrieg zu betrachten. Wie nationale Bewegungen unterlagen auch internationale Kooperationen historischen Veränderungen. Der vorliegende Sammelband thematisiert diese internationalen Zusammenarbeiten, ihre Brüche und Kontinuitäten. Die Beiträge basieren auf der Tagung „Kommunikation – Mobilität – Netzwerke: Die internationale Dimension der Frauenbewegungen (ca. 1830 bis in die 1960er Jahre)“, die 2005 an der Universität Bremen stattfand. Diese Konferenz war eine der ersten in Deutschland, die nationale Frauenbewegungen hinsichtlich ihrer internationalen Aspekte untersuchte, mit Beiträgen von Forscherinnen und Forschern aus mehreren Ländern, die die Geschichte der nationalen Bewegungen um eine internationale Perspektive er
"Das ganze Deutsche Reich steht heute gegen uns."
9. November 1918: Der Arbeiter- und Soldatenrat Bremens verkündete:„Was hat sich ereignet? Nichts Geringeres als eine Revolution.“ Wenige Tage später wurden reichsweit (sozial)politische Reformen auf den Weg gebracht: uneingeschränktes Vereins- und Versammlungsrecht; Abschaffung der Zensur; Achtstundentag; allgemeines, gleiches, geheimes, direktes Wahlrecht für Männer und Frauen. Nach einem überwiegend friedlichen Beginn der Revolution eskalierte nur knapp drei Monate später die Gewalt auch in Bremen, als die Division Gerstenberg zusammen mit dem Freikorps Caspari in die Hansestadt einmarschierte. ...
Geschichten aus der deutschen Polarforschung
der Konkurs der Nordwolle und die Bankenkrise 1931
Mit reißerischen Schlagzeilen beschreibt die Presse im Sommer 1931 den Zustand der Nordwolle. Der Konkurs des größten europäischen Textilkonzerns hat dramatische Folgen nicht nur für Bremen. Die Banken werden geschlossen, das deutsche Finanzsystem kollabiert, die Weltwirtschaftskrise spitzt sich zu. Das Ansehen des „Bremer Kaufmann“ ist auch im Ausland schwer beschädigt. Anfang 1931 sind die lahusens auf dem Höhepunkt ihrer Macht angekommen. G. Carl Lahusen, Vorstandsvorsitzener des Nordwollekonzerns ist ein gefeierter „Wirtschaftsführer“ und Präses der Handelskammer Bremen. Er residiert mit seiner Familie auf Gut Hohehorst, das er zu einem schlossähnlichem Herrenhaus hatte umbauen lassen. In der Bremer Innenstadt entsteht ein prunkvolles Verwaltungsgebäude für den Konzern, das heutige Haus des Reichs. Nur wenige Monate später beginnt der rasante Absturz. ...