Helmuth Kiesel entwickelt in seinem umfassenden Werk einen Begriff der literarischen Moderne, der deren Entstehung, Prägung und Wirkung beleuchtet. Sein hervorragend geschriebenes Buch gilt als Standardwerk. Die Proklamation einer neuen kulturellen Epoche, die in einer Berliner Literatenvereinigung Ende der 1880er Jahre formuliert wurde, dient als Ausgangspunkt. Kiesel erarbeitet aus bedeutenden Texten ein vielschichtiges Bild der literarischen Moderne und spannt einen Bogen vom Französischen Symbolismus über den Berliner Naturalismus bis hin zu den Dichtungen der Futuristen, Expressionisten und Dadaisten sowie den Autoren der Gruppe 47 und der literarischen Postmoderne. Der Heidelberger Literaturwissenschaftler erläutert zentrale Aspekte dieser Epoche anhand von Texten von Charles Baudelaire, James Joyce, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Franz Kafka. Er thematisiert den experimentellen Umgang mit Form und Inhalt, Sprachkritik und ein neues dichterisches Sprachbewusstsein sowie verschiedene avantgardistische Strömungen. An den Hauptwerken von Alfred Döblin, Bertolt Brecht und Gottfried Benn zeigt Kiesel auf brillante Weise, wie die Veränderungen in den epischen, dramatischen und lyrischen Gattungen die literarische Moderne entscheidend geprägt haben.
Helmuth Kiesel Livres






Ernst Jünger
Die Biographie
Ernst Jünger (1895–1998) war eine herausragende Figur des 20. Jahrhunderts, dessen Leben und Werk die zentralen Wendungen der deutschen Geschichte reflektieren. Helmuth Kiesel schildert anschaulich Jüngers komplexe Persönlichkeit und sein literarisches Schaffen im Kontext seiner Zeit. Jünger polarisiert und fasziniert, da er sich nicht in ein einfaches Schema einordnen lässt: Er war ein typischer Bildungsbürger und gleichzeitig ein Kritiker des Bürgertums, ein fleißiger Arbeiter und Drogenexperimentator. Während er als Vertreter des rechten Konservatismus galt, wurde er von manchen Achtundsechzigern als „Geheimtipp“ wahrgenommen. Seine ästhetisierenden Darstellungen von Krieg und Gewalt führten zu dem Ruf, ein Militarist zu sein und dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet zu haben. Obwohl er in den 1920er Jahren extreme nationalistische und anti-liberale Ansichten vertrat, distanzierte er sich bereits vor Hitlers Machtübernahme 1933 vom NS-Regime. Kiesels Biographie entwirft ein differenziertes Bild dieser umstrittenen Persönlichkeit, beleuchtet die intellektuelle und ästhetische Tiefe seiner Werke und thematisiert deren brisante politische Implikationen. Diese Biographie ist die erste, die Jünger weder verherrlicht noch verurteilt, sondern ihm gerecht wird. Sie enthält zudem Abbildungen.
Rausch
- 324pages
- 12 heures de lecture
Die Heidelberger Jahrbücher wurden im Oktober 1807 von den Heidelberger Professoren unter dem Namen „Heidelbergische Jahrbücher der Literatur“ gegründet und wurden binnen kurzem zu einem führenden Rezensionsorgan von Neuerscheinungen aus allen Fächern, insbesondere aber der romantischen Bewegung. Nach einer wechselvollen Geschichte, die jeweils durch die beiden Weltkriege unterbrochen wurde, erscheinen die Heidelberger Jahrbücher seit 1950 ohne Unterbrechung. Der Rausch wurde bis heute wegen seiner enthemmenden und entgrenzenden Natur immer ambivalent beurteilt. Seine Kritiker betonen, dass er mit Kontrollverlust verbunden ist und weisen auf die möglichen Folgeschäden hin. Seine Befürworter hingegen glauben, dass er durch Aufhebung von emotionalen und kognitiven Begrenzungen auf unvorhersehbare Weise die Begegnung des Menschen mit sich selbst und der Welt erweitert.
Die historisch-kritische Ausgabe von Ernst Jüngers »Strahlungen« präsentiert seine Tagebücher aus den Jahren 1939 bis 1948 in Originalfassung. Diese Edition umfasst sechs Teile und bietet eine umfassende Analyse der Texte sowie Einblicke in Jüngers stilistische Bearbeitungen und seine Rolle als Chronist und Interpret der Zeitgeschichte.
Die krisengeschüttelten Jahre zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn der NS-Herrschaft in Deutschland wurden zu einer Glanzzeit der deutschsprachigen Literatur. Ihre Entwicklung erschließt Helmuth Kiesel in dieser großen Literaturgeschichte in drei Durchgängen: zunächst epochengeschichtlich, dann politik- und gesellschaftsgeschichtlich und schließlich gattungsgeschichtlich. Deutsche, österreichische und deutschschweizerische Verhältnisse werden gleichermaßen berücksichtigt. Krieg und Novemberrevolution erzwangen nicht nur große politische und soziale Veränderungen. Sie bewirkten auch eine Politisierung der Literatur, die diese Umgestaltung, die mit ihr verbundenen Auseinandersetzungen und die rasante Modernisierung der Lebensverhältnisse zeitnah abzubilden und kämpferisch zu beeinflussen versuchte. Diese sogenannte Zeitliteratur brachte eine Fülle von Gedichten, Dramen, Romanen, Reportagen und Essays hervor. Zugleich entstanden in dieser Epoche Meisterwerke wie Thomas Manns Zauberberg, Hugo von Hofmannsthals Turm und Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz, in denen traditionelle Darstellungsformen mit avantgardistischen und medialen Techniken auf eine bis heute mustergültige und anregende Weise miteinander verbunden wurden.
Literarische Trauerarbeit
Das Exil- und Spätwerk Alfred Döblins
Die Reihe Studien zur deutschen Literatur präsentiert herausragende Untersuchungen zur deutschsprachigen Literatur von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Offen besonders auch für komparatistische, kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Fragestellungen, bietet sie ein traditionsreiches Forum für innovative literaturwissenschaftliche Forschung. Alle eingesandten Manuskripte werden doppelt begutachtet. Informationen zum Bewerbungsverfahren und zu Druckkostenzuschüssen erhalten Sie beim Verlag. Wenden Sie sich dazu bitte an die zuständige Lektorin Dr. Anja-Simone Michalski (anja-simone.michalski [ at ] degruyter.com).