Wir leben in einer freiheitlichen Selbstbestimmungs- und Selbstverwirklichungsgesellschaft (Individualisierungsgesellschaft), in der es jedem einzelnen in gewissen Grenzen möglich aber auch auferlegt ist, seine Ziele selbst zu setzen und sich danach zu verhalten. Diese Freiheit ist ein hohes Gut und grundsätzlich zu bejahen. Durch die selbst gesetzten eigenen Ziele und Ansprüche entstehen aber auch zwangsläufig Konflikte, die in einer produktiven und dynamischen Gesellschaft im konstruktiven Sinne nicht nur unvermeidlich, sondern auch notwendig sind. Nicht zu vermeiden ist aber, dass auch persönliche Egoismen und egozentrische Ziele ohne Rücksicht auf den anderen angestrebt und ausgelebt werden. Daraus entstehen dann oft destruktive Konflikte, die es zu vermeiden gilt. Insgesamt handelt es sich um eine breit angelegte empirische Untersuchung zur Thematik Konflikt und Versöhnung, die sich auf ein ausführliches Literaturreferat stützt.
Ekkehard F. Kleiter Livres






Gender und Aggression
- 446pages
- 16 heures de lecture
Die Beobachtung, dass Jungen/Männer aggressiver sind als Mädchen/Frauen, wirft zahlreiche Fragen auf. Nutzen Jungen/Männer eher direkte Formen der Aggression wie Schlagen und Bullying, während Mädchen/Frauen indirekte, relationale Aggression bevorzugen? Lassen sich solche Geschlechterunterschiede bestätigen, und sind sie auf Gender, also Erziehungs- und Gesellschaftseinflüsse, zurückzuführen? Der Autor untersucht diese Fragen nach einer umfassenden Literaturrecherche mit 362 Quellen und einer empirischen Studie mit 540 Jugendlichen (13-16 Jahre) und 338 Erwachsenen (18-65 Jahre). Das Buch gliedert sich in mehrere Kapitel, die Themen wie Definitionen, Gender-Modelle, Kritik, empirische Untersuchung und die Beziehung zwischen Gender, Geschlecht und Sozialpersönlichkeit behandeln. Die Hauptergebnisse zeigen, dass Gender mehrdimensional ist und sich bei Jugendlichen (Prosozialität vs. Siegereinstellung) und Erwachsenen (Emotionalität vs. Sachbezogenheit) unterschiedlich äußert. Bei Jugendlichen sind verschiedene Aggressionsarten wie körperliche Aggression, Bullying und relationale Aggression zu unterscheiden. Erstaunlicherweise ist kein quantitativer Unterschied in der Aggression zwischen den Geschlechtern nachweisbar. Relationale Aggression tritt nur bei Jugendlichen auf und wird von Jungen ebenso häufig eingesetzt wie von Mädchen. Bei Frauen führt Behinderung in der Sachdurchsetzung zu Autoaggression oder Reaktanzaggression. Wei
Es werden in 12 Kapiteln Literaturstand, Theorie und eine empirische Untersuchung auf der Basis einer halben Million Daten zum Zusammenhang „Konsum von Film-Aggression“, „Aggressivitätslernen“ und „aggressives Verhalten“ unter Einwirkung zahlreicher intervenierender und moderierender Größen referiert. Ein zusammenfassendes „Modell der oderiert-ntervenierten und ozial-ognitiv gesteuerten ggression“ (MISKA-Modell) erweitert die bisherige sozial-kognitive Lerntheorie auf dem Hintergrund von weiteren 2 Kapiteln zur Allgemeinen Aggressionspsychologie.
Der Band präsentiert empirische Befunde zu überzogenen Ansprüchen und Egozentrismus bei Kindern und Jugendlichen, die die psychologischen Besonderheiten einer Selbstverwirklichungsgesellschaft aufzeigen. Dies birgt die Gefahr einer negativen Entwicklung hin zu einer Gesellschaft, in der Verantwortung und Selbstverwirklichung nicht integriert sind. Im Rahmen des SEIM-Projekts werden empirische Belege durch eine Stichprobe von 1417 Kindern und Jugendlichen (8 bis 18 Jahre) aller Schularten erarbeitet. Die Untersuchung basiert auf mehreren Fragebögen zur Selbst- und Fremdbeurteilung der Schüler sowie Fragen an die Eltern zu Erziehungseinstellungen und -verhalten. Die Ergebnisse zeigen ein erhebliches Maß an anspruchsvollen Zielen der Selbstverwirklichung, verbunden mit Egozentrismus bis hin zu Egoismus. Ein Vergleich mit einer Erwachsenenstichprobe verdeutlicht, dass hohe Ansprüche und Egozentrismus nicht nur entwicklungspsychologisch, sondern auch zeitbedingt sind, was negative Merkmale einer zukünftigen egozentrischen Gesellschaft vorwegnimmt. Die Analyse nutzt multivariate Entmischungsverfahren, die in einem eigenen Methodenkapitel erläutert werden. Der Band schließt mit einer Bestandsaufnahme der wichtigsten Befunde und weist auf mögliche gesellschaftliche Konsequenzen und Gefahren hin, während Vorschläge zur Abwendung einer negativen Entwicklung unterbreitet werden.
