Unter den Kaiserthermen befand sich ein herausragendes Gebäude mit beträchtlicher Ortskonstanz, das Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auf Holzvorgängern errichtet wurde. Von Anfang an war der Komplex herrschaftlich konzipiert und lag auf der höchsten Moselterrasse an der Ost-West-Achse Triers, die in flavischer Zeit durch Forum und Amphitheater monumental gerahmt war. Mit 6.200 m² Fläche nahm das Anwesen bis zum Thermenbau um 300 stets eine gesamte Insula ein. Der frühkaiserzeitliche Palast besaß drei Flügel um einen Peristylhof: im Süden ein Bad, im Westen Repräsentations- und Wohnräume, im Norden Verwaltungsräume. In der Mittelachse des Hofes befanden sich ein Heiligtum und ein Speisesaal. Beheizte Räume, Speicher und Latrinen wurden nachträglich hinzugefügt. Wandmalereien existierten von Anfang an, Mosaiken mindestens seit der ersten Umbauphase. Im 2./3. Jahrhundert kamen Zierbecken, Wasserspiele und neue Mosaiken hinzu, während Kuppelbacköfen und Bauschutt von Nutzungsänderungen zeugen. Legionärsziegel belegen den kaiserlichen Auftrag für den Bau, der als Amtsgebäude eines hohen Würdenträgers, wahrscheinlich des Finanzprocurators, gedeutet werden kann.
Wilhelm Reusch Livres
