Hermann Stresau Livres






Von den Nazis trennt mich eine Welt
Tagebücher aus der inneren Emigration 1933-1939
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Als lebe man nur unter Vorbehalt
Tagebücher aus den Kriegsjahren 1939-1945
Eine beeindruckende literarische Wiederentdeckung von zeitgeschichtlichem Rang Vom Alltag während des Krieges inmitten der Diktatur handelt der 2. Band von Hermann Stresaus Tagebuchaufzeichnungen »Von den Nazis trennt mich eine Welt«, die 1939 mit dem Überfall auf Polen beginnen und im April 1945 mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Göttingen enden. Mit Kriegsbeginn verlegt Stresau seinen Wohnort nach Göttingen. Dort versucht er, abgeschnitten von den Nachrichten der Welt, aus den anhaltenden Jubelmeldungen der Nazis zu extrahieren, wie es wirklich steht. Dass in der deutschen Bevölkerung mit der Niederlage in Stalingrad und der zunehmenden Bombadierung ihrer Großstädte die anfängliche Siegesgewissheit in Mutlosigkeit umschlägt, kann aber auch die Propaganda nicht verdecken. Die Deportation der Juden ist für Stresau früh Gewissheit und hinter vorgehaltener Hand werden unter Gleichgesinnten zudem andere Kriegsverbrechen kolportiert. Es gibt Tage, an denen er gleichermaßen verzweifelt an deutscher Schuld und der Angst um das Leben der ihm nahestehenden Menschen. So verbindet sich der analytische Blick des Intellektuellen Stresau mit einer den Verhältnissen trotzenden, unerschütterlichen Menschlichkeit. Die tritt besonders zu Tage, als er verpflichtet wird, in einer Fabrik zu arbeiten, die auch Zwangsarbeiter aus Osteuropa und Frankreich beschäftigt.
«Ich nehme an, ich war von Geburt an frei von vielen der ehrwürdigen Vorurteile und Verbote, welche die kleinen Jungen davon abhalten, sich unbefangen auszusprechen», äußerte Bernard Shaw einmal. Das ist natürlich eine ironische Übertreibung, ebenso spaßhaft zu verstehen wie die Vermutung, er sei mit der Gabe des Lesens auf die Welt gekommen - «denn ich kann mich nicht einer Zeit erinnern, da eine Seite voller Druckschrift mir nicht verständlich war».



