Bodo Guthmüller Livres






Der Siegeszug der Osmanen bis vor die Tore Wiens schlug sich in einem weitverzweigten, bis heute kaum überschaubaren Schrifttum nieder, das alle materiellen Mittel der Kommunikation umfaßt und als transnationales Paradigma frühneuzeitlicher Öffentlichkeit angesehen werden muß. Die in diesem Band vereinigten Studien, Ergebnisse eines Kolloquiums, das der Wolfenbütteler Arbeitskreis für Renaissanceforschung zusammen mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften veranstaltete, wenden sich im interdisziplinären Ausgriff und in internationaler Perspektive sowohl den Akteuren der osmanisch-europäischen Konfrontation wie auch den Autoren, Schreibweisen, Problemlagen, Traditionslinien und Rezeptionsmodalitäten der einschlägigen Literatur zu.
InhaltsverzeichnisInhalt: Juliusz Domanski, Bienenmetapher und Mythologiekritik in der Renaissance. - Susanne Tichy, Die Funktion der antiken Mythologie in der mumaria. - Anne Neuschäfer, „Poema festoso“ und „lucido specchio“. Die Gestaltung des Amphitryon-Mythos in der italienischen Renaissance-Komödie am Beispiel von Lodovico Dolces „Marito“ (1545). - Bodo Guthmüller, Mythologisches Gedicht und Ritterroman im frühen Cinquecento. - Thomas Stauder, Italienische Mythenburleske des 16. Jahrhunderts. Girolamo Amelonghis „Gigantea“ und ihre Fortsetzungen. - Heidi Marek, Die Figur des Ixion in den „Erreurs amoureuses“ von Pontus de Tyard. - Walther Ludwig, Klassische Mythologie in Druckersigneten und Dichterwappen. - Wilhelm Kühlmann, Pagane Frömmigkeit und lyrische Erlebnisfiktion. Präsenz und Funktion des antiken Mythos in Petrus Lotichius Secundus' Elegie „Ad Lunam“. - Elisabeth Klecker, Auster und Abspurge: Ein 'Habsburg-Mythos' des 16. Jahrhunderts. - Wolfgang G. Müller, Das mythologische Exemplum in der englischen Renaissance. - Uwe Baumann, Politik, Propaganda und Mythologie. Zur politischen Mythologiedeutung in der englischen Renaissance. - Gunter Schweikhart, Mythologische Elemente in Künstlerporträts der Renaissance. - Ulrich Rehm, „Instaurare iubet tunc hymenaea Venus.“ Botticellis „Primavera“. - Katia Marano, Apoll und Marsyas. Ein Mythos als Exemplum des Zivilisationsprozesses.
Der Band leistet mit zwolf exemplarischen Studien einen Beitrag zu einer neuen Perspektive in den vielfaltigen Beziehungen, Konkurrenzen, Abgrenzungen und Naherungen zwischen Kunstlern und Literaten. Beide Gruppen werden in den einzelnen Beitragen nicht nur als individuelle Gestalter von Bildern und Texten begriffen, sondern treten als Trager von Berufstraditionen auf, die sich im Wandel befinden, figurieren als Exponenten alter und neuer sozialer Pragungen und werden als Ubermittler spezifischer Wissensbestande vorgestellt, die sich durch Austausch und Konfrontation wahrend der Renaissance tiefgreifend transformieren
Aus dem Inhalt (insg. 16 Beiträge): B. Guthmüller, W. G. Müller, Einleitung W. G. Müller, Dialog und Dialogizität in der Renaissance R. Thiel, Aporie und Erkenntnis. Strategien argumentativen Fortschritts in Platons Dialogen am Beispiel des ‚Euthydemos‘ K. Bergdolt, Der Dialog mit Ärzten aus der Sicht Petrarcas W. Ludwig, Formen und Bezüge frühneuzeitlicher lateinischer Dialoge S. Ebbersmeyer, Zwischen Imitation und Subversion. Der Dialog Über die gleiche bzw. ungleiche Sünde Adams und Evas von Isorta Nogarola (1418–1466) G. M. Müller, „Nam quid ego priscam illam dicendi licentiam cum hodierna taciturnitate conferam?“ Alamanno Rinuccinis „Dialogus de libertate“ und die Auflösung einer humanistischen Diskussionskultur in Florenz unter Lorenzo de’ Medici A. Tönnesmann, Filarete im Dialog: Der Architekt, der Fürst und die Macht B. Guthmüller, Zur Theorie des Dialogs im späteren Cinquecento: die Apologia dei Dialogi des Sperone Speroni (1574) D. Briesemeister, Humanistische Dialoge in Spanien im Übergang zur Frühen Neuzeit J. Leeker, Dialog und Gesprächskultur im Heptaméron von Marguerite de Navarre E.-M. Orth, Gesprächsstile in der Erzählliteratur der englischen Renaissance: hoher und niederer Stil bei John Grange und Thomas Deloney