Arnulf Moser Livres






Die Broschüre ordnet die Geschichte des Konstanzer Ortsvereins in den Rahmen der Arbeiterwohlfahrt in Deutschland und insbesondere in Südbaden seit dem Zweiten Weltkrieg ein. In dieser Region gehörte der Konstanzer Verein zeitweise zu den größten und aktivsten Ortsvereinen. Da es kaum vergleichbare Arbeiten gibt, kann die Studie als Muster für die Arbeit von Ortsvereinen im Bereich der Sozialpolitik gelten. Der erste Teil der Studie untersucht die Organisationsstruktur des Vereins sowie die Schwerpunkte der Aktivitäten und deren Veränderungen im Laufe der Zeit. Dazu gehören in erster Linie die Betreuung der älteren Menschen, aber auch die Angebote für Kinder und Jugendliche sowie für Mütter. Hinzu kommen Hilfsangebote aus besonderen Anlässen. Der zweite Teil bietet eine nach Jahren geordnete Chronik des Vereinslebens, die aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen wurde. Zahlreiche Illustrationen und Dokumente ergänzen den Text.
Vom Königlichen Garnisonslazarett zur Arbeiterwohlfahrt
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In der ansteigenden Kurve von der Wollmatinger Straße zur Friedrichstraße im Konstanzer Ortsteil Petershausen befindet sich ein Gebäudekomplex (Friedrichstraße 19-23), dessen frühere wie heutige Nutzungen nicht ohne Weiteres zu erkennen sind. Seine wechselvolle Geschichte spiegelt aber in gewisser Weise die politische Geschichte von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart in Konstanz wider: In den Jahren 1879 bis 1882 wurde dieses Gebäude als neues Garnisonslazarett erbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg bis 1949 befanden sich in dem Hauptgebäude ein städtisches Wöchnerinnen-Heim und eine Frauenklinik. Danach zogen auf dem Areal die Mädchen-Volksschule Petershausen und ein Kindergarten ein, bis es ab 1955 von der französischen Militärverwaltung requiriert wurde. Diese nutzte das Grundstück ebenfalls für einen Kindergarten und die Verwaltung der französischen Garnison in Konstanz. Nach deren Abzug im Jahre 1978 ging der Gebäudekomplex an die Bundesvermögensverwaltung über, die die Gebäude einzeln an verschiedene Organisationen und Institutionen zunächst vermietete und schließlich verkaufte. Das Hauptgebäude übernahm die Arbeiterwohlfahrt (AWO), mit zahlreichen sozialen und kulturellen Einrichtungen als Untermietern.
Die Napola-Schüler lassen sich schwer in das Täter/Opfer-Schema des Dritten Reiches einordnen. Sie wurden nicht zu Tätern, sondern wurden allenfalls Soldaten, mit dem Versprechen, in höchsten Positionen Macht zu erlangen. Ihre Karrierechancen aufgrund ihrer Erziehung realisierten viele erst in der Bundesrepublik. Im Herbst 1945 galten sie kurzzeitig als Nazi-Täter, als man sie nicht in die neuen demokratischen Schulen lassen wollte. Ob sie als Opfer gelten können, ist fraglich. Wahrscheinlich sehen sich nur diejenigen, die unter dem Internatsdrill litten, als Opfer, während die Mehrheit dies nicht für sich beansprucht. Ein Klassentreffen 1994 auf dem Gelände einer ehemaligen Nationalpolitischen Erziehungsanstalt wirft Fragen auf: Was geschieht, wenn Ehemalige die Gebäude betreten wollen, in denen Patienten untergebracht waren, die zuvor ermordet wurden? Diese Problematik ist eng mit der Geschichte der Napola verbunden. Um mehr über diese Institution zu erfahren, wurden Akten und Dokumente recherchiert und Gespräche mit ehemaligen Schülern geführt. Eine Anzeige im „Südkurier“ führte zu wertvollen Informationen von ehemaligen Schülern, Lehrern und Angestellten. Eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse wurde 1996 in der Zeitschrift „Badische Heimat“ veröffentlicht, und das Feedback der Informanten konnte in die Arbeit einfließen.
