Pionierarbeiten zur Geschichte der Homosexualität und zur Kritik an der Heteronormativität kamen lange von Außenseitern des Wissenschaftsbetriebs. Die Reihe begann mit dem Publizisten Karl Heinrich Ulrichs und dem Medizinalrat Magnus Hirschfeld, wurde fortgesetzt bis zu den Aktivisten der Schwulenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren. Erst in neuerer Zeit wenden sich immer mehr etablierte WissenschaftlerInnen diesem Gegenstand zu. In Würdigung ihrer außerakademischen Vorläufer führen hier einige von ihnen ihre Kabinettstückchen vor. Der Band versammelt Anmerkungen zu Magnus Hirschfeld und zu einer „Magnetischen Gesellschaft“, Beiträge über einen homophoben General, einen elsässischen Landgerichtsrat im Besenschrank, einen schwulen amerikanischen Maler in Deutschland, die Jünglingsliebe im alten Islam, das Keuschheitsgelübde eines schwulen Konfirmanden und eine Reihe weiterer Merkwürdigkeiten aus der Homohistorie.
Rüdiger Lautmann Livres






Was macht Homosexualität eigentlich zu einem sozialen Problem: Krankheit und Andersartigkeit der Betroffenen oder die Reaktionen der Welt auf die abweichende Sexualorientierung? Nach einem theoretischen Entwurf zu dieser Frage wird in diesem Band an einzelnen Diskriminierungsfeldern aufgewiesen, wie die Reaktionen auf Homosexualität verlaufen und durch welche Sozialstrukturen sie geprägt sind. Beispiele sind die Strafverfolgung Homosexueller, die seit germanischer Zeit in Mitteleuropa stattgefunden hat; Beschäftigungsverbote im Öffentlichen Dienst; Einstellungen gegenüber Homosexualität innerhalb der Kirche; die Darstellung von Homosexualität in den Massenmedien; die Behandlung der Homosexualität als Unterrichtsthema in Schulen. Außerdem enthält der Band Untersuchungen zum politischen Umfeld von antihomosexuellem Verhalten sowie abschließend ein »Symposium«, in dem Vertreter verschiedener Gruppen ihre Standpunkte zur Frage der Selbstorganisation der Betroffenen darlegen, also dazu, was homosexuelle Menschen zur Abwehr von Diskriminierung selber tun können.
Ein kleines, aber wichtiges Buch zum richtigen Zeitpunkt. Hier wird keine "erregte Aufklärung" betrieben und nicht der verständnisheischende Bericht eines "Betroffenen" vorgelegt. Rüdiger Lautmann, Soziologe und Jurist, informiert über das Forschungsvorhaben an der Universität Bremen zur Phänomenologie sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern. Übersetzt heisst das, es wird die Lebenswirklichkeit von Phädophilen erkundet. Das Buch erscheint in einer Zeit, da über sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern nicht diskutiert werden kann, weil Begriffe wie "Missbrauch" und "strukturelle Gewalt" zu Totschlagargumenten geworden sind. Pädophilie hat mit Missbrauch und Inzest nichts zu tun. Eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch setzt voraus, dass zumindest als Möglichkeit anerkannt wird, dass es auch anders geartete Beziehungen zwischen den Generationen geben kann. Auf diese passt dann nicht die Rede von struktureller Gewalt. Was bleibt, ist eine "Ungleichzeitigkeit" der Situation, die durch die unterschiedlichen Lebenserfahrungen und sexuellen Wünsche und die unterschiedliche Fähigkeit, diese zu artikulieren, bestimmt ist.
Homosexuelle in Deutschland 1933-1969
Beiträge zu Alltag, Stigmatisierung und Verfolgung
- 203pages
- 8 heures de lecture
Zwischen 1935 und 1969 wurden rund 100000 Männer nach dem von den Nazis erheblich verschärften Paragrafen 175 zu Gefängnisstrafen verurteilt, ganz zu schweigen von den Folgen der gesellschaftlichen Stigmatisierung für das Leben schwule Männer und lesbische Frauen. Der Band versammelt neuere Beiträge zur Aufarbeitung dieser staatlichen Homosexuellenverfolgung. Bei der NS-Zeit stehen regionale Aspekte im Mittelpunkt, bspw. Unterschiede zwischen Stadt und Land. Für die wird analysiert, wie sich homosexuelles Leben in Ost- und Westdeutschland vollzog und warum es Ende der 1960er-Jahre schließlich zu ersten Strafrechtsreformen kam. Strafverfolgung, Stigmatisierung und Ausgrenzung: staatliche Homosexuellenverfolgung in Deutschland Zwischen 1935 und 1969 wurden rund 100 000 Männer nach dem von den Nazis erheblich verschärften Paragrafen 175 zu Gefängnisstrafen verurteilt. Doch auch die gesellschaftliche Stigmatisierung Homosexueller hatte für das Leben schwuler Männer und lesbischer Frauen erhebliche Konsequenzen. Für die NS-Zeit ist dieses Kapitel der deutschen Zeitgeschichte bis heute nur lückenhaft aufgearbeitet. Noch dürftiger ist der Forschungsstand zur Nachkriegszeit. Der vorliegende Band führt aktuelle Forschungsansätze mit den Ergebnissen ausgewählter Pionierarbeiten zusammen. Dabei geht es um verschiedene Aspekte der Verfolgungspraxis, aber auch darum, warum es Ende der 1960er-Jahre schließlich zu ersten Strafrechtsreformen kam und wie sich die Aufarbeitung der Verfolgung gestaltete. Between 1935 and 1969, around 100,000 men were sentenced to prison under Section 175, which was considerably tightened by the Nazis, not to mention the consequences of social stigmatisation for the lives of gay men and lesbian women. This chapter has only been sketched out incompletely for the Nazi era. The state of research on the post-war period is even poorer. The present volume brings together recent studies to the state persecution of homosexuals. Concerning the Nazi era, regional aspects are the focus of attention, especially differences between urban and rural areas. In the post-war period, the focus is on the question of how homosexual life took place in East and West Germany and why the first reforms of criminal law finally took place at the end of the 1960s.
Die Idee des Sozialen im Denken des Rechts
Ein Jahrhundert streitiger Diskurse
- 475pages
- 17 heures de lecture
Die Entwicklung der Rechtswissenschaft über die letzten zweihundert Jahre wird in diesem Buch umfassend analysiert, insbesondere der gescheiterte Versuch, juristische und sozialwissenschaftliche Ansätze zu vereinen. Lautmann beleuchtet zentrale Debatten und Persönlichkeiten, die die deutsche Rechtsdogmatik prägten, und zeigt auf, wie der Normativismus die Verbindung zur sozialen Realität erschwert hat. Die Darstellung erfolgt chronologisch und thematisch, wobei auch aktuelle Forderungen nach einem stärkeren Bezug zur Lebenswirklichkeit berücksichtigt werden. Das Werk ist sowohl für Juristen als auch für interessierte Laien verständlich.
Soziologie der Sexualität
- 547pages
- 20 heures de lecture
Es gibt sie aber doch: eine kulturwissenschaftlich und historisch gesättigte Soziologie vom Sexuellen. Grundlegend ist die Einsicht, dass der Körper durch Ideen zur Erotik, zum Lebensalter, zur Zweigeschlechtlichkeit, Gesundheit usw. gerahmt ist. Kultur gestaltet den Sexualsektor und bindet ihn an Kriterien wie Weltanschauung, Familismus, Beziehungsformen, Privatheit, Normalität usw.
Desde una perspectiva analítica y sobre la base de un amplio conocimiento emprírico, Rüdiger Lautmann presenta en este libro una consideración jurídico-sociológica de algunos problemas de la realidad alemana contemporánea. Su enfoque metodológico puede servir de modelo para estudios similares en América Latina.
