Die Literaturwissenschaft reflektiert die Bedingungen und Mechanismen der Wertung von Literatur. Drei Abschnitte behandeln theoretische Begriffe, historische Anwendungen und die Legitimation von Werten in der Literatur. Prof. Dr. Renate von Heydebrand und Dr. Simone Winko sind die Autorinnen.
Renate von Heydebrand Livres





Weltweit ist der literarische Kanon der abendländischen Kultur zum Gegenstand leidenschaftlicher Kontroversen geworden. Ist er notwendiger Garant der Tradierung zeitloser ästhetischer Werte oder blockiert er, selbst durch und durch historisch, die gegenwärtigen epochalen Umwälzungen im Bereich der Künste und ihrer Medien? Zementiert er die Herrschaft eines überholten, logozentrischen (und frauenfeindlichen) ästhetischen Diskurses? Oder entzieht er sich gerade durch Deutungsoffenheit und Wandelbarkeit der Festlegung auf und durch das je Herrschende? Die 37 Beiträge dieses Bandes sprechen diese und weitere Fragen der Kanondebatte vielfach explizit und implizit an. Statt vorschneller Stellungnahme suchen sie jedoch zunächst aus der Sicht verschiedener kulturwissenschaftlicher Disziplinen und Methoden an historischen wie aktuellen Fallbeispielen Begriff und Sache des Kanons zu klären, die Entstehung, Veränderung und Wirkweise von Kanons zu beschreiben sowie die Titelfrage nach dem Potential von Gewalt in Kanonwirkungen zu beantworten.
Zur theoretischen Grundlegung einer Sozialgeschichte der Literatur
Ein struktural-funktionaler Entwurf
Die Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur (STSL) veröffentlichen seit 1975 herausragende literatur-, geschichts- und kulturwissenschaftliche Arbeiten zu vornehmlich deutscher Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Schwerpunkt der literaturgeschichtlichen und theoretischen Abhandlungen sowie der Quellen- und Materialienbände ist das Verhältnis von literarischem Text und gesellschaftlich-historischem Kontext. Als maßgebliche Publikationsreihe einer seit den 1960er Jahren einflussreichen Sozialgeschichte der Literatur prägt STSL zugleich die literaturwissenschaftliche Diskussion über mögliche Austauschbeziehungen zwischen Literatur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften.