Praktisch ist Erziehung eine klare Sache. Früher brachte sie den preußischen Untertanen, heute den aufgeklärten Wähler und mündigen Steuerzahler hervor. Schulbeamte verfügen zu diesem Zweck über Erziehungsgewalt, nachdem sie einen Eid abgelegt haben. Früher auf den Kaiser, danach auf den Führer, jetzt auf die Verfassung. Ihre Gewalt setzen Lehrer ein, stellen Unterschiede an den Schülern her und schließen so die Mehrheit von ihnen von höherer Bildung aus. Daß sie ihnen damit eine Lebensperspektive in Lohnabhängigkeit mit eingebauter Arbeitslosigkeit eröffnen, ist bezweckt. So geht Erziehung ihren Gang. Die Wissenschaft von der Erziehung auch. Aber einen anderen. Sie vereidigt den Erzieher ideell noch einmal und zwar auf den Menschen. Für diesen Menschen erfindet sie sich in gut rassistischer Manier eine Natur, die immer nach der Erziehung verlangt, die ihm zuteil wird. Anpassung und Selbstbestimmung gelten dieser Wissenschaft als höchste Ziele – und vor allem: als Synonyme! Daß die Erziehung für die Berufshierarchie Sieger und Verlierer produziert, akzeptiert die Pädagogik als zwangsläufiges Resultat ihrer Menschenentfaltung: Begabung und Intelligenz stehen für innere Grenzen der Erziehung, Umwelt bzw. Sozialisation für äußere – an denen sich Erzieher angeblich fürchterlich abkämpfen. Die Wissenschaft von der Erziehung faßt sich in einem einzigen dicken Kompliment an die demokratischen Erziehungsanstalten zusammen. In ihm wird von der wirklichen Zurichtung des Nachwuchses abgesehen, um sie abzusegnen: Erziehung überhaupt ist gut, weil sie dem Menschen dient!
Freerk Huisken Livres
Cet auteur s'engage dans la critique scientifique et aborde des questions politiques. Son travail explore l'économie politique du secteur de l'éducation, offrant un examen approfondi des structures sociétales. Par ses écrits et ses conférences, il encourage les lecteurs à réfléchir sur des sujets sociaux complexes. Son approche est analytique, incitant à remettre en question les normes et conventions établies.






Jugendgewalt
Der Kult des Selbstbewußtseins und seine unerwünschten Früchtchen.
Nichts als Nationalismus
- 190pages
- 7 heures de lecture
Flüchtlingsgespräche 2015ff.
Über demokratische Ausländerfeindlichkeit und völkischen Nationalismus, linke Heimatliebe und weltoffenen Patriotismus
FRIEDEN
Eine Kritik. Aus aktuellem Anlass.
Die Rede vom Frieden beherrscht die hiesige politische Debatte als moralische Rechtfertigung ihrer Kriegsbeteiligung gegen »das Böse« in Gestalt der Russischen Föderation. Sie setzt von heute auf morgen die politische Verpflichtung »Nie wieder Krieg!« außer kraft und findet sofort Unterstützung in den Reihen hiesiger Bürger. Als loyale Nationalmoral beherrscht sie die Medien, mit deren Hilfe zugleich die Fahndung nach »Putin-Verstehern« betrieben wird. Und wenn mit der westlichen Militärhilfe an die Ukraine die Ruinierung dieses Landes inklusive Teile seiner Bevölkerung in Kauf genommen wird, dann kann man sich fragen, wie die Nachkriegs-Friedensordnung wohl aussehen mag, um deren Sicherung es dem Westen allein zu tun. Eines steht fest: Mit einer solchen Friedensordnung werden nicht gewaltlose Verhältnisse innerhalb und zwischen den Ländern etabliert. Wenn Staaten sich beständig im Frieden aufrüsten und große Teile ihres nationalen Reichtums in Zerstörungsgerät investieren, dann rechnen sie mit Kriegen. Und da solche Kriege dann mit unschöner Regelmäßigkeit zwischen den Staaten ausbrechen, die sich dieser Ordnung widmen, dann stellt sich die Frage, was diese Verhältnisse derart instabil macht. Offensichtlich kommt der Frieden in dieser Welt ohne Krieg nicht aus. Das Urteil, Krieg und Frieden würden sich ausschließen, kann man getrost vergessen.
Deutsche Staatsbürger erklären ,,Gast"-Arbeiter und Asylanten zu ihren Feinden. Wie kommen die darauf? Sind die Gründe der derzeitigen Ausländerpolitik denn die ihren? Sie sind es nicht, aber sie machen sie dazu. Das ist die Leistung von Nationalisten.Die Kritik der Ausländerfeindlichkeit sollte dem herrschenden Nationalismus nicht mit einer Werbung für die Ausländer begegnen. Zu leicht werden dabei als Maßstäbe die hierzulande gültigen Anstandsregeln und Verkehrsformen akzeptiert. Soll man denn wirklich Ausländern empfehlen, sich vor dem rassistischen Nationalismus deutscher Bürger zu bewähren?Soll man für Ausländer wirklich jene ,,Rechte" einfordern, die schon den Inländern in der Regel nur die ordnungsgemäße Einordnung in ,,alter und neuer Armut" gestatten?