Der politische Goethe ist einem breiten Publikum weitgehend unbekannt, und auch in der Forschung wurde das Thema vernachlässigt. Wolfgang Rothe analysiert Goethes politischen Kontext aus umfassender Kenntnis seines Gesamtwerks. Die Ergebnisse sind irritierend: Der Erste Minister des kleinen Staates Sachsen-Weimar-Eisenach eignet sich kaum als Leitfigur einer deutschen Republik. Aus Dichtungen, Briefen und Tagebüchern entsteht das Bild eines erzkonservativen Verteidigers des spätabsolutistischen Fürstentums, das reaktionäre Züge aufweist und im Widerspruch zur gängigen Stilisierung Goethes als „Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters“ steht. Mit seinen antiliberalen Ansichten, seiner Ablehnung einer Verfassung und seiner Verachtung für die „Menge“ war Goethe bereits im Vormärz als Integrationsfigur der „verspäteten Nation“ ungeeignet. In der heutigen Zeit, im wiedervereinigten Deutschland, ist Skepsis gegenüber seinem Plädoyer für apolitische Untertanen angebracht, die sich aus öffentlichen Angelegenheiten heraushalten sollen. Rothe wehrt sich vehement gegen die Vereinnahmung Goethes für nationale und kulturpolitische Zwecke. Dennoch bleibt die Größe und Einzigartigkeit des Dichters, Dramatikers und Romanciers für ihn unbestritten.
Wolfgang Rothe Livres






Die Flöte des Dionysos
Das Erotische im zeichnerischen Werk von Martina Kügler
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Martina Kügler hinterließ ein beeindruckendes Werk von über 30.000 Zeichnungen, von denen ein kleiner Teil erotischen Inhalts ist. Diese Erotik ist jedoch zentral, da sie den inneren Konflikt der Künstlerin reflektiert, die in ihrer Jugend an Schizophrenie litt. Der Autor, ein langjähriger Freund Küglers, hat etwa 100 ihrer Werke ausgewählt, die die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Eros und Thanatos thematisieren. Letztlich triumphiert das Leben über den Tod. Ergänzt wird der Band durch Texte von Wolfgang Kuhl, Bernd Mattheus und Wolfgang Rothe.
Kriege warfen düstere Schatten auf Goethes Leben, geprägt von internationalen und innerstaatlichen Auseinandersetzungen, die er als Bürgerkriege betrachtete. Als entschiedener Pazifist ließ er sich nicht von Perioden des Scheinfriedens täuschen; für ihn war das nachnapoleonische Europa von einem »kalten Krieg« geprägt. Viele seiner bedeutendsten Werke entstanden vor dem Hintergrund aktueller Kriegswirren oder drohender Konflikte. Von den Revolutionsspielen des späten 18. Jahrhunderts bis zu »Faust II« versuchte er, das erlebte Zeitgeschehen dichterisch zu verarbeiten. Selbst vermeintlich »apolitische« Werke sind davon betroffen. Wolfgang Rothe weist darauf hin, dass bereits die frühen Stücke »Egmont« und »Iphigenie«, der Roman »Wilhelm Meisters Wanderjahre« und der Helena-Akt von Faust sich auf kürzlich beendete Kriege beziehen. Im »West-Östlichen Divan«, einem lyrischen Alterswerk, dienen die grausamen Kriegszüge asiatischer Herrscher als Hintergrund für Hafis’ Liebespoesie. Auch der Kaiser-Akt von 1831 bietet ein eindrucksvolles Schlachtengemälde. Obwohl er sich als »Friedliebenden« und »Zivilmenschen« verstand und den Krieg als »Erbkrankheit der Welt« verfluchte, zeigen zahlreiche Beweise seine ambivalente Faszination für die Militärwelt.
Senkrecht-Luftbilder von Goldap und den Dörfern des Kreises aus den Jahren 1944/45 - Herder-Institut Marburg, ergänzt durch Abbildungen über die ländliche, bäuerliche Lebenswelt, die heute dort, aber auch im westlichen Teil, in ganz Deutschland, Vergangenheit ist.
Zur kleinbäuerlichen Struktur in Preußisch Litthauen (= Reg.-Bezirk Gumbinnen)
Beispiele aus Wittigshöfen, Ballupönen Kroscheln-Serguhnen, Kirchspiel Tollmingkehmen, Kreis Goldap in Ostpreußen