Herausgegeben und eingeführt von Joachim S. Hohmann, bearbeitet von Rainer Breuer. Mit Abbildungen, 324 Seiten.
Joachim S. Hohmann Livres






Bis zum Mauerbau im August 1961 verließen schätzungsweise über 20'000 Lehrer und Erzieher die sowjetisch besetzte Zone bzw. die Deutsche Demokratische Republik. Die Motive zur Flucht waren unterschiedlich, doch spielten die Unzufriedenheit mit dem schulischen System und erzieherischen Alltag wohl die Hauptrolle. In dieser Dokumentation werden erstmals «Abschiedsbriefe» «republikflüchtiger» Pädagogen den Urteilen und Analysen von Schulleitern und -räten, vorgesetzten Behörden sowie des Berliner Ministeriums für Volksbildung gegenübergestellt. Insbesondere das umfangreiche statistische Material aus den fünfziger Jahren zeigt die Entwicklung der Fluchtbewegungen. In einer umfassenden Einleitung zeichnet der Autor die Geschichte des DDR-Schulwesens von den Anfängen bis 1961 anschaulich nach. Mit den zahlreichen und bisher weitgehend unveröffentlichten Dokumenten wird ein inzwischen fast ganz vergessenes Kapitel der Geschichte der Pädagogik und zugleich einstiger deutsch-deutscher Wirklichkeit in Erinnerung gerufen.
Betr. u.a. Objekte im Museum der Kulturen Basel (S. 10-13).
Die vollständige Chronik der jüdischen Schule zu Tann (Rhön) des Zeitraums 1879 bis 1934 gewährt nicht allein Einblicke in den Schulalltag, sondern beleuchtet auch die Einstellung der jüdischen Bürger der Kleinstadt zu Ereignissen in der unmittelbaren sozialen Nähe und auf nationaler Ebene. Der letzte amtierende Lehrer der Schule rettete die Chronik bei seiner Emigration im Herbst 1938 vor der Vernichtung. Erst vor wenigen Jahren kehrte die Chronik in Kopie nach Tann zurück und liegt nunmehr in vollständiger Transkription und um einen kurzen Abriß der Geschichte der einstigen israelitischen Gemeinde sowie historische Lichtbilder erweitert und ergänzt als seltenes Dokument jüdischer Geschichte vor.
Der im Zeitalter der industriellen Revolution beschleunigte Prozeß der Modernisierung evozierte neuartige berufsbedingte Erkrankungen, die Anlaß zu heftigen Auseinandersetzungen gegnerischer gesellschaftlicher Kräfte werden sollten. Denn lange blieben durch Berufskrankheiten beeinträchtigte oder invalidisierte Fabrikarbeiter, Bergleute usw. sozial- und rentenrechtlich unversorgt. Der Verfasser stellt die Berufskrankheiten-Problematik im Deutschen Reich aus sozialgeschichtlicher und soziologischer Sicht dar und zeichnet die Entwicklungslinien bis zum Erlaß der ersten Berufskrankheiten-Verordnung des Jahres 1925 und darüber hinaus bis in unsere Gegenwart nach. Statistisches Material sowie eine umfangreiche Bibliographie schließen sich der Studie an.
Durch die erstmalige Veröffentlichung von bisher in der Forschung meist unbekannten bzw. unberücksichtigten Dokumenten zeichnet der Autor die Entstehung und Entwicklung des Schulfaches Deutsch in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) und in der Deutschen Demokratischen Republik im Zeitraum von 1945 bis 1962 nach. Damit wird die «antifaschistisch-demokratische Schulreform» (1945 bis 1949) und der «Aufbau der sozialistischen Schule» (1949 bis 1962) durch Quellentexte sowie dokumentarische Abbildungen lebendig. Die mit einer bildungsgeschichtlichen Einleitung versehene Dokumentation versteht sich als ein Beitrag zur Geschichte und Soziologie sozialistischer Erziehung in der DDR.
Eduard Spranger, einer der Wegbereiter und Hauptvertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik in Deutschland, verstand sich zurecht in erster Linie als Philosoph. Philosophie war für ihn der Schlüssel zur Pädagogik und Psychologie - Disziplinen, die er während seines ertragreichen Schaffens in Berlin und Tübingen richtungweisend vertrat. Erstmals wird hier versucht, das philosophische Denken des Gelehrten nach seinen Wurzeln und in seiner Eigenständigkeit zu erfassen. Die Hauptwerke Eduard Sprangers werden aus heutiger Sicht betrachtet und in geistesgeschichtlichen Zusammenhängen gesehen, wobei die Bereiche Kulturpädagogik und Wertphilosophie in besonderer Weise untersucht werden. Dabei zeigt sich, daß das »Ergriffensein vom Geiste her« auch in unserer Zeit Belang und Wirkung haben kann. Forschungsprojekte, die das Denken Eduard Sprangers zum Gegenstand haben, zeigen, daß seine geistige Hinterlassenschaft Alternativen zu gängigen philosophischen und pädagogischen Lehren enthält.
Die hier versammelten Beiträge entstammen dem «Symposion Deutschdidaktik», das 1994 in Zürich unter der Themenstellung «Konzepte des Lernens - Bilder von Lernenden in Literatur- und Sprachdidaktik» stattfand. Die gemeinsame Grundlage der Aufsätze entwickelt sich aus der Frage nach gegebenen und selbstgeschaffenen Bildern und Bilderwelten, die dem Schüler zu eigen sind oder zu eigen werden. Der Umgang mit Medien und mit Lektüre, Lesen und Erzählen verfügt über dieselbe unerschöpfliche Die Vorstellungskräfte und kreativen Gedankengänge des Lernenden. Kompetente Autorinnen und Autoren aus Deutschland und aus der Schweiz versuchen, sich den Bilderwelten zu nähern, die im Deutschunterricht und im Leben junger Menschen heute bedeutsam sind.
Seit 1989 hat sich die Situation von Sinti und Roma im vereinigten Deutschland sowie in Europa erkennbar verändert. Als «Zigeuner» werden sie - ob deutsche Staatsbürger oder ausländische bzw. staatenlose Zuwanderer - in der Bundesrepublik wieder zunehmend diskriminiert. Presse und Fernsehberichterstattung zeigen dies ebenso wie Angriffe rechtsextremer Gewalttäter auf Sinti und Roma. Ihre Existenz wird daher zum «Prüfstein» für Rassismus und Toleranz. Im vorliegenden Buch wird die aktuelle, häufig von Fremdenfeindlichkeit bestimmte Situation der ethnischen Minderheit beschrieben und analysiert. Fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem Hunderttausende Sinti und Roma ermordet wurden, stellt sich die Frage, ob Deutschland endlich bereit ist, das weltweite Volk der «Zigeuner» anzuerkennen und ihre Angehörigen vor Diskriminierung und Not zu schützen.