Bipolare Störungen werden zunehmend diagnostiziert und oft als erbliche Störung des Gehirnstoffwechsels betrachtet. Die systemische Theorie und Therapie hingegen fokussiert auf die Gefühle und Denkprozesse der Betroffenen im sozialen Kontext und beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen im biologischen, psychischen und sozialen System, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung beitragen. Gerhard Dieter Ruf entwickelt Lösungsansätze zur Integration von Hochs und Tiefs und berücksichtigt dabei alle beteiligten Systeme: Betroffene, Angehörige und Behandler. Der Schwerpunkt der Fallbeispiele liegt auf der ambulanten Behandlung, wobei die Methoden auch im stationären Kontext anwendbar sind. Das Buch richtet sich an systemische Therapeuten, Ärzte und medizinisches Fachpersonal in interprofessionellen Settings. Ruf präsentiert die systemische Therapie nicht als alternative, sondern als ergänzende Methode zur dominierenden Psychopharmakotherapie. Eine Reihe instruktiver Fallvignetten sowie ein ausführliches Fallbeispiel verdeutlichen die Relevanz der systemischen Psychotherapie und die Praktikabilität des systemischen Modells in verschiedenen Kontexten. Dieses Modell bietet somit eine wertvolle Alternative zum reduktionistischen Ansatz der biologisch orientierten Psychiatrie.
Gerhard Dieter Ruf Livres




Schizophrenien und – in ähnlicher Form – auch schizoaffektive Störungen gelten als die schwersten psychiatrischen Erkrankungen. Während die klassische Psychiatrie die Betroffenen in den Mittelpunkt stellt und im Wesentlichen auf biologische Befunde fokussiert, geht man in der systemischen Therapie davon aus, dass komplexe Wechselwirkungen im biologischen, psychischen und sozialen System zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störungen beitragen. Aus systemischer Sicht ist die Symptomatik grundsätzlich änderbar, und es besteht eine Hoffnung auf ein Leben ohne Psychose. Gerhard Dieter Ruf beschreibt Schizophrenien und schizoaffektive Störungen anhand typischer Muster und zirkulärer Prozesse und leitet daraus systemische Therapieprinzipien und Methoden für verschiedene Kontexte ab. Für die Einzel- und Familientherapie werden geeignete Interventionen vorgeschlagen, um Muster zu verstören und neue Sichtweisen auf Probleme zu ermöglichen. Damit können beim Betroffenen und der Familie Veränderungen angestoßen werden, die zu einem Rückgang der Symptome führen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Haltung des Therapeuten, die die Ambivalenzen und die Motivation des Patienten respektiert. Dessen Überzeugungen, Wünsche und Ziele leiten das Vorgehen unter Berücksichtigung des jeweiligen Behandlungskontextes. Zahlreiche Fallbeispiele verdeutlichen praktisch und konkret die therapeutischen Vorgehensweisen.
Die in den letzten Jahren entwickelte systemische Psychiatrie versteht das Auftreten von psychischen Symptomen auch als Lösungsversuch der Betroffenen für problematische Konstellationen in ihrem Lebensumfeld. Diese neue Sinngebung psychischer Erkrankungen ermöglicht neuartige Vorgehensweisen in der Therapie. Dabei richtet sich der therapeutische Fokus viel stärker auf die vorhandenen Ressourcen der Patienten und ihrer Familien als auf die psychischen Symptome. Ruf beschreibt Zusammenhänge zwischen biologischen Prozessen, Erleben und Verhalten vor dem Hintergrund der Systemtheorie und führt Befunde der Hirnforschung und der biologischen Psychiatrie, Ergebnisse systemischer und anderer psychotherapeutischer Forschung sowie gesellschaftliche Vorgaben zusammen. Er leitet daraus ein kontextabhängiges und störungsspezifisches psychiatrisches Vorgehen ab und erläutert seine Vorschläge anhand einer Vielzahl von anschaulichen Fallbeispielen. Von der ressourcenorientierten Vorgehensweise können nicht nur die Patienten, sondern auch die professionellen Helfer profitieren. So läßt sich das vorliegende Werk als Handbuch mit vielen praxisnahen Anregungen nutzen.
Depressionen gehören mittlerweile zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen und sind die häufigste Ursache für Frühberentung. Klassische medizinische Erklärungs- und Behandlungsmodelle scheinen daran nichts zu ändern. Der Psychiater Gerhard Dieter Ruf plädiert für ein Verständnis, das Depressionen und chronische Verstimmungen nicht nur biologisch, sondern auch unter sozialen Aspekten betrachtet. Die „Krankheit“ erscheint dann nicht als unausweichliches Schicksal, sondern kann als Ausdruck nicht stimmiger Lebensumstände Sinn gewinnen. Systemische Therapie versucht, solche alternativen Sichtweisen anzubieten, sie auf Gültigkeit zu prüfen und für Klienten fruchtbar zu machen. Dieses Buch macht die psychischen und sozialen Muster bei Depression und Dysthymia deutlich und stellt die entsprechenden systemischen Therapiemethoden vor. Fallbeispiele illustrieren die ambulante Praxis, aktuelle wissenschaftliche Erklärungen vertiefen die Theorie, wo das notwendig ist. Ergänzend zum Buch stehen Therapiekarten mit konkreten Interventionen zum Download zur Verfügung.