De l'indécision
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The proliferation of social media has provided ideal conditions in which feelings of anger and frustration can be expressed and shared, forming a deep pool of ressentiment that is being drawn upon and exploited by populist and authoritarian leaders.In his new book, Joseph Vogl shows how this dynamic is rooted in the fusing of finance capital and information in a new form of information capitalism that is reshaping the affective economy of our societies. The capital accumulation strategies of powerful new platforms and social media are pushing people into fragmented, opposing, and conflictual communities where ressentiment is nurtured and grows. The feelings of grievance and rejection generated by capitalism are redirected into attacks on migrants, foreigners, and others, thereby deflecting their critical potential, and bolstering the system that is their source. It is the cunning of ressentiment that provides the key to understanding why, despite the profusion of communication in our social media age, global finance and information capital can be neither understood nor attacked as a totalizing power.This brilliant analysis of the ways in which information capitalism is transforming the affective economy of our societies will be of great interest to anyone concerned with the forces that are shaping our societies today
Western culture has been marked by deep divisions between action and contemplation, intervention and passivity, and decisiveness and withdrawal. Conceived as radical opposites, these terms structure the history of religion, philosophy, and political theory, and have left their imprint on the most intimate processes of individual decision-making and geo-political strategies. But, in On Tarrying , Joseph Vogl argues for a third way, a mode of thought that doesn’t insist on these divisive either/ors. Neither an active refusal to engage with the world nor a consistent strategy of resistance, tarrying, as defined by Vogl, defers, multiplies, and suspends the strictures of decision-making. In his far-ranging reflections Vogl shows that the traditional insistence on the exclusivity of these terms impoverishes and distorts the range of human responses to a world full of possibilities. His readings of texts by Freud, Sophocles, Friedrich Schiller, Robert Musil, and Franz Kafka provide rich examples of how to resist the binary of activity and passivity through tarrying. This important book offers the first-ever extended analysis of tarrying as a mode of subversion and presents provocative new readings and interpretations of significant works of German literature and thought.
The global financial crisis of 2008 ushered in a system of informal decision- making in the grey zone between economics and politics. Legitimized by a rhetoric of emergency, ad hoc bodies have usurped democratically elected governments.
Als eine der interessantesten und innovativsten Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte zu Kafka kann die Dissertation von Joseph Vogl gelten, die hier nach Jahren neu aufgelegt wird. Immer wieder stößt die Lektüre von Kafkas Literatur in ihrer »Unruhe des Entzifferns« auf die Erfahrung unmöglicher Vermittlung, als deren Ende und Zeichen Vogl das Bild der Gewalt ausmacht: die Gewalt, die Kafkas Texte und Aufzeichnungen skandiert. Vogls luzide Überlegungen kreisen zum einen um die Bilder der Gewalt als Abbild etwa von Herrschaftsformen, Straftechniken und sonstigen »Beschädigungen«; zum zweiten um Gewalt als Ausdrucksmoment, d. h. Gewalt weniger in ihrer Wiedergabe denn als Medium einer Sprache des Leidens; und schließlich um die Gewalt als Kennzeichnung eines Verhältnisses der literarischen Sprache zu sich selbst. Es geht um die Formen der Inszenierung der Gewalt, um die ökonomische Erfahrung, die in die Materialität des Textes selbst hineinreicht, sowie um die Frage nach Art und Ort dessen, was als fremde Stimme aus den Texten spricht. Nicht die Rekonstruktion einer Einheit, eines Gesamtbildes, sondern gerade die Feldlinien, Umwege und Sackgassen in Kafkas Literatur sind es, die Vogl interessieren.
Seit Jahrzehnten pflegen Alexander Kluge und Joseph Vogl ihren Ideenaustausch als kooperative Unterscheidungs- und Assoziationskunst. Wie bereits in dem Band Soll und Haben werden auch hier in einer Art liquidem Gedankentransfer die Realitäten am Literaturvorrat scharf gestellt, mögliche Zukünfte entlang von Geschichten neu kon ein auslotendes Vagabundieren, das vom Bau der Chinesischen Mauer bis ins Silicon Valley, vom »Roman der Börse« zum »unbeschriebenen Blatt Europa«, vom Boulevard Haussmann bis vor ein »Loch in der Wirklichkeit« führt.Dass diese Passion der zielführenden Abschweifung, des tastenden Vergegenwärtigens im Kopf des Lesenden äußerst elektrisierende Wellen schlägt, macht auch dieser Band Senkblei der Geschichten präsentiert eine Auswahl neuerer und neuester Gespräche bis in den April 2020 hinein. Ein erfrischendes Vademecum nicht zuletzt in unübersichtlicher Zeit, um angesichts eines »Zerfalls der Wirklichkeit« einen klaren Kopf zu bekommen.
Eine kurze Theorie der Gegenwart
„DICHT, ELEGANT, SCHWINDELERREGEND.“ STEFFEN RICHTER, PHILOSOPHIE MAGAZIN Es zieht sich eine Spur der Zerstörung von der Herrschaft der Finanzmärkte über die neuen Netzgiganten bis hin zur dynamisierten Meinungsindustrie. Auf der Strecke bleiben dabei Demokratie, Freiheit und soziale Verantwortung. Joseph Vogl rekonstruiert in seiner brillanten Analyse, wie im digitalen Zeitalter ganz neue unternehmerische Machtformen entstanden sind, die unser vertrautes politisches Universum mit einer eigenen Bewertungslogik überschreiben und über nationale Grenzen hinweg immer massiver in die Entscheidungsprozesse von Regierungen, Gesellschaften und Volkswirtschaften eingreifen.
Wirtschaftskrisen bieten die Chance zur Realisierung des politisch Unbequemen, formulierte Milton Friedman einmal. Die Finanzkrise hat in ihrer jüngsten Zuspitzung zu einer unverkennbaren Krise des Regierens geführt, zu einer Notstandspolitik in der Grauzone zwischen Wirtschaft und Politik: Die Regierungsgeschäfte haben Expertenkomitees, improvisierte Gremien und ›Troikas‹ übernommen, deren Legitimation der Ausnahmefall ist. Diese Entwicklung ist allerdings keineswegs neu. Wie Joseph Vogl in seinem neuen Buch zeigt, sind die Dynamiken des kapitalistischen Systems und des Finanzkapitalismus durch eine Ko-Evolution von Staaten und Märkten geprägt, in der sich wechselseitige Abhängigkeiten etablieren und verstärken. Vom frühneuzeitlichen Fiskus und dem Auftritt des privaten Financiers über die Entstehung von Zentralbanken hin zur Herrschaft von Finanzökonomie und »global governance« zeichnen sich Souveränitätsreservate eigener Ordnung ab, die autonom innerhalb der Regierungspraxis wirken und im Interesse privater Reichtumssicherung die Geschicke unserer Gesellschaften bestimmen: als ungenannte Vierte Gewalt im Staat. Die aktuelle Dominanz von Finanzmärkten wird so als jüngste Spielart einer Ökonomisierung des Regierens begriffen, in der die Verschränkung von Machtausübung und Kapitalakkumulation informelle ›Souveränitätseffekte‹ erzeugt.