Mit intellektueller Präzision und Radikalität bezieht Olga Flor Position gegen jene populistische Stimmungsmache, die sich derzeit so gerne als Vertretung der gefühlten Mehrheitsmeinung eines schwammig definierten Volkskörpers ausgibt. Diese „Politik der Emotion“ benutzt berechtigte Ängste, anstatt ihre realen Ursachen zu analysieren. Die zunehmende Unüberschaubarkeit der Ökonomie und die wachsende Informationsdichte dienen ihr als Nährboden, vereinfachte Schuldzuweisungen und „Bauchgefühle“ sind ihr ideologisches Kapital. Dagegen setzt Olga Flor die Notwendigkeit eines öffentlichen Diskurses, der Widerspruch zulässt und vor der Komplexität der Fakten nicht zurückschreckt, der Aufklärung will und nicht Vernebelung von Tatsachen.
Olga Flor Livres






"Ave Ceasar, morituri te salutant!" gilt als Gruß der Gladiatoren beim Betreten der "Heil dir, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!" In ihrem furiosen neuen Roman lässt Olga Flor zeitgenössische Morituri auftanzen. Da sind etwa der Aussteiger Maximilian, dessen Tochter Ruth, die Nachbarin Jackie und ihr Mann Alfons, die Bürgermeisterin und eine Verfasserin von Gebrauchstexten. Es gibt wenig, das sich in dieser Tour de Force durch die Niederungen der österreichischen (Polit-)Landschaft nicht optimal nutzen ließe, das Outfit, die Sprache, die Wahrheit und die Körper von Asylsuchenden. Maximilian wird Teil eines Verjüngungsexperiments in einer Privatklinik, die unter einem Moor unter betrügerischer Verflechtung von Firmen, Bankinstituten und Parteien erbaut wurde. Der pompös inszenierte Festakt mit Schwerpunkt auf moderner Cäsarenverehrung – ein medienaffiner Jungpräsident soll offiziell eröffnen –, zu dem alle geladen sind, die bestochen, betrogen und sich abgesprochen haben, gerät zum grandiosen Showdown. Sprachlich brillant, sarkastisch, sprühend vor Witz. Und böse.
„Als Modebloggerin macht sich NextGirl in der Szene schnell einen Namen. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund, ihr Urteil ist stets unverblümt, so unverblümt, wie das Urteil eines “Girls„ nur sein kann. Das Wunderland, durch das uns Alice in ihrem Blog führt, ist ein Fantasiereich erschreckend realer Figuren. Im Austausch mit Bianca, dem Model, in dem ein Wurm zu monströser Größe heranwächst, erzählt sie, wie sie den “genialen„ Modeschöpfer Josef kennenlernt, der ausgerechnet in dem Museum für Naturgeschichte, in dem ihr Vater arbeitet, eine große Show plant. Und wie jede gute Show endet auch diese mit einem Knalleffekt. Kunstvoll und mit leichter Hand verknüpft Olga Flor in ihrem Blog-Roman Kurztexte, Kommentare, Links und Bilder zu einem engmaschigen Netz. Was sie darin aus den Tiefspeichern einer faszinierend fremden Welt zwischen Mode und Körperdesign zutage fördert, schillert in den grellen Farben einer Gegenwart, in der sich der Mensch selbst überlebt hat und zur Fantasiegestalt, zum “Real-Life-Avatar„ einer viel reelleren Webidentität wird. Es bleibt die Frage: Wer fälscht wen?“
Grete hat Geburtstag, und die ganze Familie reist an zum gemeinsamen Wochenende auf einem alten, renovierten Bauernhof, am Ende des Tales. Grete überläßt nichts dem Zufall: Von der Zimmereinteilung über die Speisefolge bis zum festlichen Bankett unter Sternen ist alles vorbereitet. Doch schon bald suchen die ersten Teilnehmer der Festgesellschaft ihr Heil in der Flucht. Aber dafür ist es bereits zu spät: Eine Viehseuche ist ausgebrochen, Talzu- und Ausgang müssen behördlich gesperrt werden. Olga Flor führt uns in ihrem zweiten Roman in eine perfekt arrangierte Scheinidylle. Sprachlich präzise und mit Sinn für das psychologische Detail verdichtet sie dieses pittoreske Szenario zu einem Kammerspiel um Macht, Sex und die Brüchigkeit familiärer Intimität.
Kollateralschaden : Roman
- 206pages
- 8 heures de lecture
Eine Stunde am frühen Abend in und um einen Supermarkt. Lichter, Autos, Menschen. Eine Allegorie des Alltäglichen. In ihrem neuen Roman stellt uns Olga Flor eine Reihe von Personen vor, die auf den ersten Blick nichts miteinander verbindet: die 29-jährige Doris etwa, die hier regelmäßig und fast immer kalorienbewusst einkauft; den Rentner Horst, ehedem im Stadtbauamt tätig und nun für die Pflege seiner krebskranken Frau zuständig; Anton, einen Obdachlosen ... Im Takt der Minuten beobachtet die Autorin das Treiben, dem keiner unbeschädigt entkommt. Man folgt den Gedanken und Handlungen dieser Menschen. Ihre Sehnsüchte und Schwächen kommen einem dabei ebenso nahe wie das unmittelbare Geschehen selbst, das in einem Überfall kulminiert. Ein packendes Stück Gegenwartsliteratur von analytischer Schärfe.
Was hilft, wenn nichts mehr hilft: vom Überleben in glücksfernen Zeiten Da ist die Erdachse doch plötzlich gekippt. Geschunden von der Gier der Menschen, ist der Planet in Schieflage geraten und rollt nun unschön vor sich hin. An den Stränden, an denen man einst versonnen spazierte, findet man heute die »Bremsspuren einer an die Wand gefahrenen Zivilisation« im Sand. Armanda weiß, es ist Zeit, sich auf den Weg zu machen, das Notwendigste in einen Rucksack zu packen. Rastlos folgt sie den gerade noch bewohnbaren Zonen um die Erde. Sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter, von der sie rätselhafte Nachrichten erhält. Ist Nora in Gefahr? Die Aussicht auf ein Wiedersehen lässt Armanda allen Widrigkeiten zum Trotz durchhalten, in einer Welt, in der Hoffnungsschimmer sich meist als Fata Morgana entpuppen.Unserer Gegenwart begegnet Olga Flor mit bösem Witz und analytischer Schärfe. Und sie zeigt eindrucksvoll, was selbst aus den schlimmsten Verheerungen, so oder so, hervorgeht: neuer Mut und neues Leben. Ein wehrhafter Reiseführer, ein Roman für alle, die die Zukunft fürchten und doch die Hoffnung nicht aufgeben wollen: ein kurzes Buch zum fröhlichen Untergang.
Es ist immer dasselbe mit der Liebe. Oder doch nicht? Ändert sie sich, weil die, die lieben, sich ändern? Und wie sähe eine Liebe heute aus? Wo wäre heute ihr Platz? Zwischen Familie und Karriere, in einer Welt, die einen drängt, seinen Vorteil zu suchen, zu erzwingen, den Nachteil des anderen in Kauf zu nehmen. Ist die Liebe in Zeiten umfassender Ökonomisierung mehr als eine Verhandlungssache, bei der der eine die andere (oder umgekehrt) immer über den Tisch zieht? So wie im Fall von P, unserer Protagonistin, und A – dem Allergeliebtesten, dem Antagonisten? –, die sich das kleine große Glück einer leidenschaftlichen Affäre gegenseitig abringen, als wäre es ein Kampf auf Leben und Tod. Olga Flor hat einen Liebesroman geschrieben, der so ganz anders klingt als das alte Lied vom Glück und Unglück zu zweit, zu dritt, zu viert usw. Haltlos im Begehren, voller Furor im Leiden, aber ohne jeden Seelenkitsch, schmerzhaft klar und nüchtern. Trost? Der Trost liegt darin, nicht aufzugeben.
Die Königin ist tot : Roman
- 221pages
- 8 heures de lecture
USA, nahe Zukunft: Eine ehrgeizige junge Europäerin sucht den gesellschaftlichen Aufstieg und findet ihn in der Heirat mit dem älteren und steinreichen Medientycoon Basil Duncan. Sie nennt sich Lilly, wird Mutter, lebt in einem noblen Haus und berauscht sich am scheinbar grenzenlosen Einfluss ihres Ehemannes. Für Duncan wird das Idyll allerdings bald schal. Er beschließt, Lilly zu ersetzen - und sie gesittet und geregelt an Alexander, seinen Stellvertreter, weiterzugeben. Doch Lilly und Alexander schmieden einen folgenschweren Plan ... Eine düstere Tragödie und bissig-komische Liebesgeschichte, die den Fragen nach Schuld und Verantwortung auf den Grund geht.


