"Demokratie ist lustig"
Der politische Künstler Joseph Beuys
Politischer Künstler, Radikaldemokrat und Revolutionär – diese Rollen sind eng mit Joseph Beuys verbunden. Andreas Quermann untersucht die Gründe und Mittel hinter Beuys' Selbstinszenierung. Der Künstler (1921–1986) propagierte seine idealistische Gesellschaftsvision nicht nur durch Kunstwerke, sondern auch verbal, in rituellen Aktionen und durch seine charismatische Persönlichkeit. Er nutzte archaische, christliche und Alltags-Mythen, um seinen eigenen Mythos zu schaffen: den freien, kreativen und selbstbestimmten Künstlermenschen als Leitbild. Der gesellschaftspolitische Kontext spielt eine entscheidende Rolle. Die Studie beschreibt ein System von Rollenübernahmen, das Beuys' Erfolg als Radikaldemokrat und Revolutionär sicherte: Er präsentierte sich als Heiler, Schamane, Auferstandener, Nomade, Gangster, Einzelkämpfer und Rebell. Dabei adaptierte er sowohl zeitgenössische Mode und Protestattitüden als auch revolutionäre Ikonographie der Jahrhundertwende. Die historische Person Beuys trat hinter die stilisierte Kult- und Kunstfigur zurück, deren multimediales Leben als Gesamtkunstwerk Aufmerksamkeit fordert. Der Autor analysiert erstmals systematisch die Bildstrategie, mit der Beuys ein selbstdefiniertes Image erzeugte und im kollektiven Gedächtnis verankerte.

