Kirstin Breitenfellner Livres






Niemand ahnt, was in der schweigsamen, störrischen Maria schlummert, der die Mutter, um sie zu beschäftigen, Papier und Bleistift gibt. Als Erwachsene studiert sie an der Wiener Akademie, wird nach ihrer Rückkehr nach Kärnten zum Provinzstar und geht eine Liebesbeziehung mit einem um zehn Jahre jüngeren Schüler ein, Arnulf Rainer. Die beiden inspirieren sich in der fruchtbaren Nachkriegszeit gegenseitig, werden aber auch zu Konkurrenten. Klagenfurt wird rasch zu klein, sie gehen nach Wien. Arnulf spielt besserauf der Klaviatur des Kunstmarkts, Künstlerinnen bringt die Männergesellschaft wenig Wertschätzung entgegen. Aber Maria malt. Maria kämpft. Sie geht nach Paris, nach New York. Mit beinahe achtzig zieht sie in ihrem Atelier, hinter dem Zoo Schönbrunn, Bilanz. Was sie nicht weiß: Ihre eigentliche Karriere als Künstlerin liegt noch vor ihr. Ein großer Roman über eine große Künstlerin: Maria Lassnig, eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, in einer wahrhaftigen Biografie.
Gedichte ohne ich
Sonette
Wo sind die Grenzen des Ich? Bin ich wir? Gibt es ein Ich ohne die anderen? In Krisenzeiten wird dieses zumindest übermächtig. In ihrem neuen Lyrikband erkundet Kirstin Breitenfellner das »ich« und knüpft thematisch und inhaltlich an ihren Band Gemütsstörungen (2019) an – in dem ein »du« im Zentrum steht. Auch in Gedichte ohne ich wählt die Autorin wieder die feste Form des klassischen Sonetts. In den Kapiteln ermächtigung, vergewisserungen, kompositionen, adoptionen oder gefühle nicht für sich begeben sich die Texte auf die (vergebliche) Suche nach einem festen inneren Kern. Breitenfellner untersucht aber auch die konkrete Umgebung, in denen das »ich« zu Hause ist: seine tagesträume, einkleidungen und wohnräume. Das »ich« »giert // nach leben, nach sich selbst / es setzt sich auf die spur«, ist nicht starr, sondern flüssig. Und im Tod wird es aufhören zu sein. Damit beschäftigt sich der letzte Abschnitt unter dem Titel dekomposition: »mich / gibt es / nicht // ich / werde / erde«, lautet sein Schluss – und das »ich« ist darüber nicht verzweifelt, sondern vielmehr damit einverstanden.
Gemütsstörungen
Gedichte
Falsche Fragen
Roman
Bei welcher Entscheidung weiß man schon, wohin sie einen führt? Teresa und Maya waren Freundinnen von Kindesbeinen an. Doch später landet ausgerechnet die stille, ernste Teresa in einer Werbeagentur, während sich die früher so unbändige Maya einer strengen Religionsgemeinschaft anschließt. Mayas Weg führt an den Fuß des Himalaja, wo sie mit Ehemann und Kindern in einem freiwilligen Korsett von Regeln und Geboten lebt. Teresa indessen genießt ihre Unabhängigkeit, ihre lockere Beziehung zu Max, den sie am Wochenende in seinem Haus auf dem Land besucht. Nachdem die beiden jahrelang nichts mehr voneinander gehört haben, taucht Maya eines Tages unvermutet wieder in ihrer Heimatstadt auf … In ihrem zweiten Roman erzählt Kirstin Breitenfellner von einer Freundschaft, der die Grundlage abhanden gekommen ist - und von einer außergewöhnlichen Begegnung, bei der zwei Weltbilder, zwei Denkweisen, zwei Persönlichkeiten aufeinander prallen. Vor dem Hintergrund neuer Fundamentalismen in Politik und Religion geht es um das große, ewig aktuelle Thema der Freiheit. Wer zahlt einen höheren Preis? Jene, die ein so genanntes unabhängiges Leben wählen? Oder jene, die dem Reiz erliegen, diese komplizierte Freiheit aufzugeben zugunsten eines Systems, das alle Fragen ein für allemal zu beantworten scheint?
Tiba und ihr Bruder Kai sind auf Besuch bei Onkel und Tante – in einem kleinen Dorf, das nur durch sein Friedenszentrum bekannt ist. Onkel Benno kümmert sich um Baby Tobi, während Tante Oda das Friedenszentrum leitet. Tiba und Kai finden bald Anschluss: Da ist zunächst Cousin Martin, der bulgarische Bub Kalin und Karl, der Sohn des Jägers, mit denen die beiden sich auf die Fährte des Tierpräparators Maus machen. Für Onkel Benno ist der sowieso schon verdächtig. Die Kinder beschließen, Herrn Maus in eine Falle zu locken. Denn sie sind überzeugt davon, dass der auch geschützte Schnee-Eulen ausstopft! Ein spannender Kinderkrimi über Familie und Freundschaft, übers Anderssein und Miteinander-Auskommen – und über erste Eindrücke, die sich nicht immer bestätigen.
Judith ist ein Teenager, als die achtziger Jahre beginnen. Sie lebt in behüteten Verhältnissen in einer Kleinstadt und wächst, wie ihre Eltern nicht müde werden zu versichern, in einer Epoche von beispiellosem Frieden und Wohlstand auf. Tatsächlich wird ihre Adoleszenz geprägt vom Kalten Krieg und Wettrüsten, vom drohenden Waldsterben, von der neuen Seuche Aids und dem Reaktorunfall in Tschernobyl. Judith und ihrer Clique gelingt es, den Bedrohungen von Artensterben und Atomkrieg, der scheinbaren Ausweglosigkeit und der Apokalypse zum Trotz, eine ganz normale Jugend zu erleben, mit Partys und Protest, Ausflügen, Liebe und Verrat. Als schließlich die Mauer fällt, hat Judith das Gefühl, dass ihr Leben jetzt erst so richtig beginnen kann. Ein Roman über das Erwachsenwerden in einer Zeit, die erstaunliche Parallelen zu den Problemen und Themen der heutigen Jugend aufweist – vom Klimawandel über den Reaktorunfall von Fukushima bis zu den Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt.
Kirstin Breitenfellners Gedichte handeln von Beziehungen – zum anderen, zu sich selbst, zur Natur und zur Sprache. Sie haben Reim und Rhythmus und nähern sich ihrem Thema auf eine ebenso rationale wie sinnliche Weise. Die Liebe ist ein Minenfeld, dem man sich nur mit Vorsicht und mit kühlem Kopf nähern sollte. Breitenfellner bewegt sich auf ihm wie eine Forscherin, die es unter ein unbekanntes Volk verschlagen hat. Mit ihren handwerklich sorgsam gebauten Gedichten beweist sie, dass man über Beziehungen schreiben kann, ohne psychologisch zu werden. Ihre Gedichte handeln nicht von Gefühlen, sondern von der Welt im Kopf. Sie spielen mit Wörtern, Wortbedeutungen, Reimen und Rhythmen. Vom Mainstream der zeitgenössischen Lyrik, die oft erzählend daherkommt, setzen sie sich durch ihre Kraft zur Abstraktion ab. Breitenfellners Werkzeug ist eine sachliche Sprache, die vergangene und verborgene Wortbedeutungen zutage fördert und sich dabei unversehens in Assoziationen verfängt, eine Sprache, die stolpert und schließlich doch zu tanzen beginnt. Dabei verändern sich die Wörter, die auf diese Weise die Verwerfungen auf dem Gebiet der Liebe genauso abbilden wie die Evolution des Lebens. Der Band ist zyklisch angelegt: ein „reger reigen“ durch den Kosmos des Menschen, eine Anthropologie in Gedichtform.
Josef wohnt auf einem Bauernhof. Obwohl er nicht gerne früh aufsteht, träumt er davon, Bauer zu werden. Aber seit ein paar Wochen werden die Kühe der Reihe nach verkauft. Zu Weihnachten sollen alle weg sein. Und was kommt dann? Das und ein Streit mit seiner besten Freundin Tessa machen ihn entsetzlich traurig. Doch zum Glück hat sein Großvater ein offenes Ohr für ihn. Und auch Großvaters Geschichten von früher, als es keine Heizung und keine Handys gab, und vom Köhlerhannes und seiner Hütte im dunklen Wald liebt Josef. Als die letzten Kühe abgeholt werden sollen, beschließt Josef, dass doch wenigstens Lisa und Lila gerettet werden müssen ... Kirstin Breitenfellner erzählt eine Geschichte von Freundschaft und Mutproben und von Wünschen, die sich erfüllen können, wenn man selbst die Initiative ergreift. Und sie zeigt ganz nebenbei, wie das Landleben wirklich ist.
Die Überwindung des Möglichen
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Die Mittdreißigerin Tinka arbeitet in einem Wiener Antiquitätenladen. Nach Dienstschluss begibt sie sich mit dem Fotoapparat auf die Jagd nach dem Leben. Aber das Leben lässt sich nicht in Bildern festmachen. Es erscheint lieber selbst in ihren Laden: in Form von zwei sich extrem unterscheidenden Männern. Paula steckt in einer gegensätzlichen Situation. Sie hat einen fu776; nfzehn Monate alten Sohn und das Gefu776; hl, zwischen Wickeltisch und Spielplatz eingeklemmt zu sein. Die beiden Lebensentwürfe stehen im Kontrast zueinander, und doch ist es nicht leicht zu entscheiden, wer es besser getroffen hat. Die Fragen der beiden Protagonistinnen spiegeln sich in den anderen Figuren. Neben den beiden Männern Konstantin und Kai, dem Komponisten und dem Telekom-Angestellten, sind das die Russin Olga, eine Odessiterin, die ihre Vergangenheit in einem totalitären Regime und ihre Familiengeschichte voller Tragödien noch nicht überwunden hat. Und der Ungar Attila, Tinkas Chef, ein Getriebener mit einem dunklen Geheimnis, der, aus seiner Emigration nach Australien zurückgekehrt, Antiquitäten aus Osteuropa nach Wien schmuggelt. Wenn Tinka und Paula glauben, kein „echtes“ Leben zu haben, werden sie durch diese Biografien eines Besseren belehrt, denn das Leben scheint nur manchmal woanders zu sein. In Wahrheit steckt man immer mittendrin.


