Die Böttiger-Memoiren avancierten zum Medienereignis. Ihre respektlose Sicht auf die Weimarer Größen, allen voran Goethe und Schiller, verblüffte die Öffentlichkeit. §
René Sternke Livres



Böttiger-Lektüren
- 411pages
- 15 heures de lecture
Karl August Böttiger, oft ohne eingehende Lektüre erwähnt, wird hier als ernstzunehmender Autor betrachtet. CONRAD WIEDEMANN beleuchtet Böttigers Faszination für moderne Urbanität, wie sie sich in seinem Berliner Reisetagebuch und seiner Kritik an der autonomen Aneignung der Antike im Großstadtleben zeigt. BERNHARD FISCHER erkennt in Böttigers Berichten für die Allgemeine Zeitung journalistische Meisterwerke, die von Voss’ Homerübersetzung inspirierte Poesien der modernen Warenwelt sind. KLAUS GERLACH charakterisiert Böttiger als Wortführer der Bürgerkultur, basierend auf seiner Iffland-Monographie und Theaterkritiken, und wertet den Dresdner Liederkreis neu. Dabei entdeckt er einen bislang unbeachteten Goethe-Brief und Böttigers Einfluss auf Kleists Marionettentheater. PETER WITZMANN bietet eine textkritische Edition der griechischsprachigen Gedichte Böttigers für Johann von Sachsen, die antike Elemente zur Reflexion zeitpolitischer Fragen reaktivieren. FELIX SAURE untersucht Böttigers Rolle bei der Entstehung des modernen Sportbegriffs und reflektiert die Verbindung von Körper und Plastik. KORDELIA KNOLL rekonstruiert die Dresdner Antikengalerie zur Zeit ihrer Blüte und beleuchtet den Antikediskurs der Goethezeit. RENÉ STERNKE analysiert Böttigers unveröffentlichte antiquarisch-erotische Studien und deren Verhältnis zu modernen Konzepten von Sexualität und Pornografie. Böttigers enge Vertrautheit mit der Antike bietet Schlüs
Böttiger und der archäologische Diskurs
Mit einem Anhang der Schriften "Goethe's Tod" und "Nach Goethe's Tod" von Karl August Böttiger
- 598pages
- 21 heures de lecture
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem archäologischen Diskurs der Goethezeit und den Positionen des Archäologen und Publizisten Karl August Böttiger (1760–1835)? Diese Frage wird durch die Rekonstruktion des europäischen archäologischen Diskurses von 1788 bis 1835 untersucht, basierend auf Böttigers Briefwechsel mit Christian Gottlob Heyne und dem französischen Archäologen Désiré Raoul-Rochette. Sternke verfolgt Böttigers Beiträge zur Konstituierung des archäologischen Diskurses in den Bereichen Philologie, Journalismus und Klassizismus. Böttigers Gründung der ersten archäologischen Fachzeitschriften, seine Rezensionskampagne für Raoul-Rochettes „Monumens inédits“ und die Debatten über die Malerei der alten Griechen zeigen, dass die Strategien zur Festigung des Diskurses in der Rarefizierung des Objekts, im Ausschluss von Diskursteilnehmern und in der Schaffung eines spezifischen Subjekts mit besonderen Kompetenzen bestehen. Böttiger erweitert den archäologischen Diskurs auf seine Gegenwart. Während Tieck diese „Archäologie der Gegenwart“ als Rückfall in den Fetischismus verspottet, führt Böttiger die Gesellschaft in den Goethekult ein – als eine Religion ohne Dogma, die ihre Opfer und Feiern kennt und im Goethehaus in Weimar ihren Tempel findet.