Juni 1967: Roma Kahn bringt in London ihren Sohn David zur Welt. Tausende Kilometer entfernt marschiert zur gleichen Zeit im Sechs-Tage-Krieg die israelische Armee in Ostjerusalem ein und besetzt die Altstadt. Die Folgen dieser in Israel als Jerusalemtag gefeierten Aktion prägen fortan die Lebenswege der Familie Kahn. Jahrzehnte später blickt Roma zurück. Auf ihre Jahre in England und Deutschland, auf Beziehungen und Ereignisse, aus denen es kein Entrinnen gibt. Sie denkt nach über den Zionismus, der sie beeinflusst und verändert hat. Über ihre Familie in Israel und deren konträre Sichtweise auf die Palästinenser. Und über ihren Sohn David, der völlig eigene Wege geht. Die Begegnung mit der Holocaustüberlebenden Chaja Fejgel konfrontiert sie mit einer bisher undenkbaren Tat. Wie ein Seismograph zeigt Ruth Fruchtman in ihrem neuen Roman Jerusalemtag ihre Meisterschaft, präzise und lebendig zu erzählen, wie Geschichte unser Leben und Lieben bestimmt.
Ruth Fruchtman Livres


Die polnische Stadt K. hütet ihre Geheimnisse. Ihnen geht Esther, eine „Historikerin der Gefühle“, seit den 1980er Jahren nach. Sie findet Spuren, die eine durch Weltkrieg, Holocaust und Kommunismus geprägte Welt hinterlassen hat. Die Menschen, auf die Esther trifft, versuchen darauf in der Gegenwart individuelle Antworten zu geben. Zu Cezary Jaworzyński mit seinen zwei Töchtern fühlt sie sich besonders hingezogen, nicht nur, weil er aus der gleichen Gegend stammt wie ihr Großvater Isaak Blaublat. Eine Tochter, Jolanta, sieht ihre Lebensaufgabe darin, aus dem zerstörten Familienschloss eine neue Kulturstätte zu machen. Doch um ihre Pläne zu finanzieren, braucht sie die Hilfe des deutschen Geschäftsmannes Klaus Müller-Weidt, dessen Kindheit ebenfalls mit der Stadt K. verbunden ist. Und Esther begegnet Abraham aus einem Rabbinerseminar in New York, der die verfallene Klause eines Kabbalisten im ehemaligen jüdischen Viertel wieder mit Leben füllen will. Sanft und ironisch stellt der Roman Fragen nach der eigenen Verantwortung, nach Heimat, Exil, Judentum und Christentum. Seine Themen verweben sich wie die Motive im alten Volkstanz „Krakowiak“ zu einem Kaleidoskop des Lebens.