Von lesbischen Frauen, die um die Jahrhundertwende geboren wurden, gibt es bis heute kaum Selbstzeugnisse. Claudia Schoppmann hat Frauen gefunden, die bereit waren, von ihren Erfahrungen zu erzählen. Sie schildern ihren Alltag in einer Zeit, in der homosexuelle Männer offen verfolgt und lesbische Frauen in eine prekäre Grauzone abgedrängt wurden. Was bedeutete es, im Nationalsozialismus -anders als die anderen- zu sein? Welche Konsequenzen hatte die homophobe NS-Ideologie für lesbische Frauen? Was galt überhaupt eine Frau, die ledig blieb, ihr eigenes Geld verdiente und nicht die Mutter -arischen- Nachwuchses war? Wie sich die Frauen dem Anpassungsdruck durch Tarnehen beugten oder durch unauffälliges Verhalten weiteren Nachforschungen entgingen, wie sie als Jüdinnen oder Kommunistinnen verfolgt wurden, aber auch, wie sie durch Mut und gegenseitige Hilfe überlebten, davon handelt dieses Buch.
Claudia Schoppmann Livres






Der 1. April 1940 sollte kein guter Tag für Marie W. und Lilly R. werden. Plötzlich steht die Polizei vor ihrer Tür. Die Nachbarn haben sie verpfiffen oder - wie es auf wienerisch heißt - vernadert. Beide werden festgenommen, weil sie „in dringendem Verdachte stehen, widernatürlichen Verkehr gepflogen zu haben“. So steht es in einem Vermerk der Kriminalpolizeileitstelle Wien. Anders als in Deutschland, wo lesbische Liebe nicht strafrechtlich verfolgt wurde, gab es in Österreich seit 1852 den §129I, der schweren Kerker von einem bis fünf Jahren bei „Unzucht zwischen Personen gleichen Geschlechts“ vorsah. Anhand zahlreicher Strafakten, Gerichtsprotokolle und Zeugenaussagen hat die Historikerin Claudia Schoppmann zehn Einzelschicksale herausgegriffen. In lebendig erzählten Porträts läßt sie Frauen zu Wort kommen, die bisher geschwiegen haben, und macht ein bis heute verdrängtes Kapitel der Homosexuellenverfolgung sichtbar.
Das war doch jenseits jeder menschlichen Vorstellungskraft
Hilfe für verfolgte Juden im deutsch besetzten Norwegen 1940–1945
Dass Edgar Brichta dem Schicksal seiner Familienangehörigen entging, hatte er nur seinen Eltern zu verdanken. In der Hoffnung, dass Norwegen neutral bleiben würde, schickten sie ihren Sohn im Oktober 1939 zu unbekannten Menschen in ein fremdes Land. Für den neunjährigen Edgar war die von der Nansenhilfe organisierte Reise aus Bratislava ins »Land der Wikinger« zunächst ein Abenteuer. Doch im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht Norwegen. Nur vereinzelt wurde öffentlich gegen die antijüdischen Maß nahmen der Marionettenregierung unter Vidkun Quisling protestiert. 772 jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden im Oktober und November 1942 von ihren norwegischen Landsleuten festgenommen. Schiffe der deutschen Kriegsmarine brachten sie über die Ostsee. Die Transporte führten über Stettin mit dem Zug weiter nach Auschwitz. Dennoch gab es auch in Norwegen couragierte Menschen, die sich der mörderischen Politik widersetzten. Trotz des Risikos – auf Fluchthilfe stand die Todesstrafe – halfen sie den Bedrohten beim »Untertauchen« und der Flucht außer Landes. So konnten mehr als 1.000 jüdische Menschen überleben, unter ihnen Edgar Brichta aus der Slowakei. Erstmals werden in diesem Buch sechs bewegende und in Deutschland nicht bekannte Geschichten aus Norwegen präsentiert. Sie erzählen von entschlossenem Handeln, Mitmenschlichkeit und dem Mut zum Überleben unter dramatischen Bedingungen.
Ik liet mijn haar groeien en ging jurken dragen
- 168pages
- 6 heures de lecture

